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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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duschten sie und zogen sich um, und nachdem sie sich im Hotel Fleece-Jacken besorgt und gegen die Müdigkeit zwei Tassen starken Kaffee getrunken hatten, beschlossen sie, sich unverzüglich an die Arbeit zu machen. Sie mussten Eloise finden und endlich hinter das geheimnisvolle Rätsel kommen.
    Ihr »Kontakt« war der stellvertretende Geschäftsführer des Hotels: Raymond. Sie hatten ihn nach wenigen Minuten gefunden. Ein kleiner, traurig dreinblickender Namibier, der im Büro hinter der Rezeption auf einen antiquierten Monitor blickte.
    Er musterte sie kurz - ein Weißer und eine Weiße, die sich nach Eloise erkundigten - und nickte ernst.
    »Ich weiß, warum Sie hier sind. Aber erst müssen Sie mir etwas sagen.« Er verneigte sich fast. »Was hat Eloise in dem Moment getan, in dem Sie sie zum ersten Mal gesehen haben?«
    Davids Antwort kam prompt.
    »Sie hat mit einer Schrotflinte auf uns gezielt.«
    Das wurde mit einem bestätigenden Nicken quittiert. Raymond drehte sich um, fasste in eine Schreibtischschublade, nahm einen Zettel heraus und reichte ihn David. Darauf war handschriftlich eine Reihe von Ziffern und Buchstaben geschrieben. David wusste sofort, worum es sich dabei handelte.
    »GPS-Koordinaten.«
    »Ja.«
    »Aber wo ist das?«
    Raymond zuckte mit den Achseln.
    »Im Damaraland? Irgendwo im Busch? Keine Ahnung … aber wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden … wir haben im Moment sehr viel zu tun. Schweizer Touristen.«
    Er sah sie an - mit einem forschenden, wachsamen Blick. Nur zu offensichtlich wollte er diese lästigen Fremden mit ihren seltsamen Absprachen loswerden. Das war zwar verständlich, aber es änderte nichts an der Tatsache, dass Amy und David nicht viel klüger waren als zuvor. Nichts als ein paar Koordinaten, die sie in die Wildnis führten? Dank seiner vorbereitenden Lektüre wusste David, dass das Damaraland eine riesige Wüstenregion nordöstlich von Swakop war. Wie sollten sie dort jemanden finden? Selbst mit GPS?
    Sie machten sich sofort auf die Suche nach jemandem, der sie ins Hinterland von Swakopmund bringen könnte. Aber das war nicht nur schwierig, sondern unmöglich. Sie versuchten es bei Reisebüros, Leihwagenfirmen und Trekking-Ausrüstern. Aber sie wurden ganz unverhohlen ausgelacht, als sie ihr Anliegen vorbrachten. Ein Australier, der trotz der Kälte Shorts trug, legte David gönnerhaft den Arm um die Schulter und sagte: »Wie haben Sie sich das gedacht, junger Freund? Ins Damaraland? Dort gibt es keine Straßen. Dafür brauchen Sie mindestens zwei, drei Allradfahrzeuge und vor allem ein paar funktionierende Knarren. Das ist kein Spaziergang im Hyde Park. Gehen Sie lieber Kitesurfen.«
    Und so ging es weiter, und dann kam der Nebel. Das ohnehin schon unfreundliche Wetter verschlechterte sich noch weiter, und sie lernten den berüchtigten Swakopmunder Nebel kennen, der die Skelettküste heraufzog und sich über die Stadt legte. Es war wie in Schottland im Dezember. Dicht und trostlos breitete sich der feuchte Dunst über die fröhlichen kleinen Kuchenläden, scheuchte die deutschen Reisegruppen in die kuschelige Wärme ihrer Hotels und verschleierte die schwarzen Schiffe, die träge in der kalten namibischen See dümpelten. Nur die auf ihren Hacken kauernden ockerhäutigen Männer schienen vom Nebel unbeeindruckt. Sie hockten in ihren Strickjacken und löchrigen Jeans an den Straßenecken, kniffen ihre sonnenversengten Augen noch fester zusammen als sonst und stierten in das feuchte graue Nichts. Sie erinnerten David an die baskischen Männer mit ihren landestypischen Mützen, die in den Dörfern der Hochpyrenäen in den Gebirgsnebel starrten.
    In der nebligsten dieser Nächte, als David und Amy, am Rand der Verzweiflung, fröstelnd die Moltkestraße hinuntergingen, entdeckten sie eine Kneipe, die ihnen bis dahin nicht aufgefallen war: die Beckenbauer Bar.
    Sie war winzig, mit einem Giebeldach, sehr deutsch, und man hörte schon von weitem, dass es dort hoch herging. Froh, der alles verschlingenden Feuchtigkeit zu entkommen, betraten sie die gut besuchte Bar. Die Leute sangen auf Deutsch, tranken Bier aus Maßkrügen und stießen lärmend miteinander an.
    In einer Ecke fanden Amy und David einen freien Tisch und setzten sich. Ein schwarzer Kellner kam zu ihnen und fragte sie im Lärm der deutschen Gesänge, was er ihnen bringen dürfe.
    David kramte sein bisschen Deutsch hervor und sagte zögernd: »Ein Bier …?«
    Der Mann grinste. »Keine Angst. Ich spreche

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