Calling Crystal
Schwester durchs Klo gespült hat?« Das wäre zwar erlogen, aber er hätte die ganze nächste Woche damit zu tun, sich von den Vorwürfen reinzuwaschen.
Und ich hätte eine Klage am Hals.
Na ja, ich wollte ja nicht wirklich so etwas Blödes behaupten; ich genoss nur das Gefühl, am Rande des Abgrunds zu tanzen. Xav hätte mich verstanden. Nie wieder könnte ich in einem Klatschblatt das Foto eines Promis mit ›Freundin‹ am Arm ansehen, ohne mich zu fragen, ob sie wohl gerade überlegte, eine Kamikaze-Nummer abzuziehen, nur um als Person wahrgenommen zu werden.
Während sich Steve mit dem Bürgermeister unterhielt, warf er einen Blick auf seine Uhr – eine von diesen schicken Teilen, die mehrere Tausend Euro kosteten. Mein goldfarbenes Armband kostete zwanzig; ich fragte mich, ob die Leute hier den Unterschied bemerkten. Vermutlich waren sie von Kindermädchen erzogen worden, die ihnen solche Sachen beigebracht hatten, noch bevor sie das Alphabet konnten. Steve stieß einen Seufzer aus und legte mir einen Arm um die Schultern.
»Tut mir leid, Mr Buccari, Crystal wird noch auf einer anderen Party erwartet und ich hatte versprochen, sie dort pünktlich abzuliefern.«
Der Bürgermeister sagte irgendetwas Schmeichelhaftes über schöne Frauen, die heiß begehrt waren.
»Ich weiß – ich hab alle Hände voll zu tun, die anderen Kerle auf Abstand zu halten.« Steve küsste meinen Handrücken; es hatte sich gerade so angehört, als ob wir ein Paar wären.
Der Bürgermeister sah mich kurz von der Seite an. »Aber ich bitte Sie – Sie sind Steve Hughes. Ihnen wirddoch wohl niemand Ihr Mädchen ausspannen. Und falls doch, sehe ich für den Rest von uns dunkelschwarz!« Das kleine Grüppchen, das den Bürgermeister umringte, lachte anerkennend über diesen Spruch.
Ich spielte meine Rolle, hing an Steves Arm und schaute ihn bewundernd an. Und ich bewunderte ihn tatsächlich noch ein bisschen, aber nur sein Leinwand-Ich und nicht den Mann, der neben mir stand. Was sagte das über mich aus? War hier irgendjemand oberflächlich?
Wir gingen zur Garderobe zurück. Steves Gesicht wurde ernst, als er mich von Kopf bis Fuß musterte.
»Keinen Mantel und du solltest deinen Lipgloss auffrischen.«
»Wie?«
»Für die Pressemeute, Süße. Deshalb bist du doch mitgekommen, oder?«
Irgendwie schon, ja, aber ich hatte mittlerweile mehr als nur kalte Füße – Eiszapfen sozusagen. Hatte ich mir die Sache auch wirklich gut überlegt? Nein, ich hatte mich von Lily dazu drängen lassen, war einem Traum nachgejagt, von dem ich nicht wusste, ob ich wirklich wollte, dass er in Erfüllung ging.
»Keinen Mantel? Ich werde mich zu Tode frieren.«
»Das dauert doch nur ’ne Minute. Mein Assistent bringt ihn dir dann.« Er winkte einem jungen Mann zu, der auf einem Stuhl am Eingang wartete. Sein Assistent war gleichzeitig sein Bodyguard. »John, hol bitte den Mantel von Miss Crystal.«
»Mein Name ist Brook. Crystal Brook.«
Steve war zu beschäftigt, den Sitz seiner Frisur zu prüfen, um mir zuzuhören, aber sein Bodyguard hatte alles mitbekommen.
»Ich passe gut auf Ihren Mantel auf, Miss Brook«, sagte er mit einem freundlichen Lächeln.
»Danke, John.« Ich beugte mich zu ihm hinüber in dem Gefühl, einen Verbündeten zu haben. »Macht er so was öfter?«
»Ständig, Miss. Man gewöhnt sich dran.«
Ich lachte und schüttelte den Kopf. »Ich werde mir bestimmt kein zweites Mal den Hintern abfrieren für ein bisschen Publicity. Ich tue das heute nur Lily zuliebe.«
Der Bodyguard lächelte erneut, aber ich merkte, dass er mir kein Wort glaubte. Vermutlich klang ich in den Ohren der publicity-hungrigen Welt von Los Angeles wie ein Säufer, der versprach, abstinent zu werden.
»Bist du so weit?«, fragte Steve, als ich meinen Lipgloss wieder in meiner kleinen Clutch verschwinden ließ.
»Kann losgehen.«
»Die Reporter werden deinen Namen wissen wollen. Ich vermute, dass Lily ihn an meinen Presseagenten weitergegeben hat?«
Ach ja? Ich hatte keine Ahnung, wie diese Dinge gehandhabt wurden. »Ich denke mal schon.«
Steve legte mir einen Arm um die Schultern. »Ich werde dich jetzt da durchschleusen. Lächle und versuche so auszusehen, als ob wir gute Freunde wären, okay?«
Ein weiterer Auftritt in seinem Schauspielerleben – es war echt traurig.
»Verstanden.«
Wir traten aus der Ruhe des Garderobenbereichs hinaus und tauchten direkt ein ins Blitzlichtgewitter.
»Hey Steve, wie geht’s mit dem Dreh
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