Callista 01 - Palpatines Auge
mit Lavagestein erbauter Häuser bestanden hatte, die sich auf den Felsabstufungen in Richtung des oberen Endes des langgedehnten, schmalen Tals drängten; eines Tals, das inmitten der marmorharten Einöde aus ewigem Eis schwerlich eine andere Größenordnung als der eingekerbte Abdruck eines Fingernagels einnahm.
Herangewachsen war sie auf einem anderen Planeten, einer Welt, die vom Heute Ereignisse trennten, die für Jahrhunderte gereicht hätten, aber kulminiert waren in einer einzigen Lebensspanne.
Ähnlich wie Triv Pothman auf Pzob war sie hier auf Belsavis lange unter abgesonderten Verhältnisse zu Hause gewesen. Jetzt war sie zurückgekehrt und hatte eine Welt vorgefunden, die ihr fremd war, wo sie niemanden mehr kannte.
Übrigens hatte der Ex-Sturmtruppler an der geruhsamen Daseinsführung der Plawaler Einwohnergemeinde Gefallen gefunden und sich schon um eine Umschulung zum Gartenbauspezialisten beworben.
Luke schwieg; dennoch drehte sie den Kopf, als hätte er ihren Namen genannt.
Es tat ihm gut, wieder laufen zu können, ohne hinken zu müssen; ohne von Furcht gequält zu sein, ohne von Schmerzen zermartert zu werden.
Es tat gut, wieder Tageslicht zu sehen und echte, natürliche Luft zu atmen.
»Fühlst du dich wohl?« fragte Callista. Sofort stand Sorge in ihren Augen, reichte sie ihm die Hand. Infolge der Geweberegeneration der Bactatherapie war er noch ein wenig wacklig. Er wußte, eigentlich hätte er noch nicht aufstehen dürfen.
»Das sollte ich dich fragen.« Sie war da, zur Stelle gewesen, hatte an seiner Seite gelegen, als er gegen Anbruch der Morgendämmerung ganz allmählich wieder zu Bewußtsein kam. Doch sie war fort gewesen, als er einige Zeit später vollends erwachte.
Was in der Spielzeugkammer passiert war, hatte er von Leia erfahren. Luke hatte ein Gefühl gehabt, als hätte er es längst geahnt. Er fragte sich ernsthaft, wieso eigentlich; ob er es in einem vergessenen Traum vorhergesehen haben könnte. Während sie im Dunkel vor der Dämmerung lautlos an seiner Schulter vor sich hingeweint hatte, mußte ihm irgendwie klar geworden sein, welchen Verlust sie beklagte.
Callista schüttelte den Kopf; nicht zur Verneinung, sondern als Ausdruck eines gewissen Staunens. »Ich muß immer wieder an Nichos denken«, sagte sie. »An seine Frage, ob er ›ein Corellianer gleichen Namens‹ sei.« Sie wendete die Hände hin und her, genau wie unmittelbar nach dem Erwachen an Bord des Galaktischen Jägers, befühlte ihre Form, die Länge und Kräftigkeit der Finger sowie das Muster der Adern und Muskeln unter der wie Porzellan feinen Haut; umfaßte mit ihnen den Griff des Lichtschwerts, das zu fertigen sie einmal die Fähigkeit und Geschicklichkeit gehabt hatte.
Weil Luke das Gesicht nah an ihrem Kopf hatte, sah er, wie sich das maisblonde Haar an den Wurzeln bereits braun verfärbte; er sah voraus, daß binnen weniger Monate ihre Haare die dichte, malzfarbene Mähne bilden würden, an die er sich aus Träumen und Visionen erinnerte.
»Jetzt frage ich mich immerzu, ob es nicht besser gewesen wäre, dort zu bleiben, wo ich war.«
»Nein«, entgegnete Luke und meinte es damit vollkommen ernst. Im tiefsten Herzen wußte er, daß er recht hatte. »Nein.«
Sie befestigte die Waffe wieder am Gürtel. »Selbst wenn ich… es vorher gewußt hätte«, meinte sie halblaut, »auch wenn ich's hätte absehen… wenn ich die Zukunft hätte erkennen können… ich glaube, nachdem Cray mich gefragt hatte, ob ich… ihren Körper übernehmen möchte… war es mir einfach unmöglich, nein zu sagen. Luke, ich…«
Er schloß sie in die Arme. Begierig begegneten sich ihre Münder: Geben, Vergessen, trautes Erinnern, Erkennen. Ohne Worte machte er ihr klar, wie unbegründet die Zweifel waren, die sie nicht zu artikulieren wagte.
»Es ist nicht die Macht in dir, die ich liebe«, sagte er zärtlich, als sie schließlich voneinander abließen. »Was ich liebe, bist du.«
Callista neigte den Kopf, stützte die Stirn an Lukes Schulter. Sie hatten ungefähr die gleiche Körpergröße. »Leicht wird es für mich nicht sein«, erklärte sie. »Kann sein, es wird für uns beide nicht leicht. Während ich in der vergangenen Nacht durch die Höhlen gewandert bin, habe ich manchmal dir die Schuld zugewiesen. Ich war wütend... Und ich glaube, tief im Innersten bin ich noch jetzt verbittert. Ich wüßte nicht, inwiefern es deine Schuld sein sollte… Trotzdem habe ich dir Vorwürfe gemacht.«
Obwohl ihr
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