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Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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dem Zimmer.
    Da die Aufzüge nicht funktionierten, wurden die vier Etagen durchs Treppenhaus zu einer Trainingseinheit, auf die ich gut hätte verzichten können. Ich erkannte das polizeiliche Absperrband quer über der Aufzugtür, als wir Michael den Flur hinunterbugsierten.
    Als wir in Calebs Suite angekommen waren, schleiften wir Michael in sein Zimmer und ließen ihn aufs Bett fallen. Er sah halbtot aus, wie er da mit dem Gesicht nach unten und weit offenem Mund lag. Seine Haare hatten sich gelöst und hingen über die Bettkante. Ich hatte mich immer gefragt, warum er seine Haare nicht schnitt, aber sie hatten einen schönen Walnusston und fühlten sich kühl an. Ich zog ihm die Schuhe aus und deckte ihn zu. Als ich aufsah, bemerkte ich, dass ich die einzige wache Person im Zimmer war.
    Es überraschte mich nicht, dass die Tür zu Calebs Zimmer offen stand. Ich folgte der negativen Energie, die wie dicke Luft im Raum hing, und steckte den Kopf ins Zimmer. Es war ein großer Raum mit einem Kingsize-Bett, eigenem Bad und einer Sitzecke. Er war schwach beleuchtet, und Teppich, Wände und die Vorhänge, die in der kalten Luft vor dem offenen Fenster tanzten, waren in einem neutralen Beigeton gehalten. Caleb saß auf der Bettkante, den Kopf zwischen den Händen. Er wusste, dass ich da war, aber er war zu tief in seiner dunklen Welt versunken, als dass es ihn interessiert hätte.
    »Alles okay?«, fragte ich von der Tür aus.
    »Nein. Alles ist so weit von okay entfernt, wie es nur sein kann. Ich befinde mich direkt gegenüber von okay. Ich bin die Antithese zu okay. Alles ist absolut unokay.«
    »Ähm  … okay. Tut mir leid, dass ich gefragt habe.« Mehr brachte ich nach dieser Antwort nicht heraus.
    Als ich ins Zimmer trat und die Tür schloss, sprang er auf und ging zum Fenster. »Nur ein Feiertag, ein Abend – kann ich mich nicht einfach mal amüsieren, ohne dass jemand stirbt, im Krankenhaus landet oder entführt wird? Nur ein verdammter Abend!«, schrie er in den schwarzen Himmel hinaus.
    Seine Fäuste knallten gegen das Fensterbrett, und die Wucht des Aufpralls ließ Glas und Gips springen. Die Luft um seinen Körper herum bewegte sich so stark und heftig, dass ich sehen konnte, wie sie wie eine Turbulenz durch den Raum fegte. Bilder fielen von den Wänden, Stühle und Lampen kippten klappernd um, Kissen flogen vom Bett, und alles, was nicht festgenagelt war, wurde vom Sturm erfasst.
    Er erreichte meine Seite des Zimmers mit solcher Wucht, dass er mich einen Schritt zurückschob. Als er durch mich durchging, wurde mir klar, dass mir nicht nur die Wucht den Atem raubte, sondern auch die Energie selbst. Sie bestand aus Wut, Schmerz, Frustration, aus all dem, was Calebs derzeitige Laune ausmachte.
    Ich ließ meinen Blick über das Katastrophengebiet schweifen und war froh, dass ich hier nicht aufräumen musste. So etwas hatte ich noch nie gesehen, nicht bei Caleb, nicht mal an seinem schlimmsten Tag. Es ließ keinen Zweifel daran, dass da etwas nicht ganz in Ordnung war.
    »Capone?«, rief ich.
    »Nein, ich bin es noch, Sam. Ich bin nur echt angepisst.« Er beugte sich zum Fenster hinaus, am Fenstersims nach Halt suchend.
    Ich stieß dankbar einen tiefen Atemzug aus. Das Letzte, was wir jetzt brauchten, war Capone. Das war eine ganz andere Büchse der Pandora, die ich lieber nicht öffnen wollte. Ich setzte mich auf sein Bett. Calebs Laune würde sich ohnehin nicht mehr bessern, also beschloss ich, ein Thema anzuschneiden, das mir seit Wochen auf den Nägeln brannte. »Wo wir gerade bei Capone sind, ich will ehrlich sein: Dieses X-M en-Ding, das du da laufen hast, macht mir etwas Sorgen. Ich weiß, dass du aufgebracht bist und so, aber wie viel hast du heute Nacht getrunken?«
    Er drehte sich resigniert zu mir um. »Sam, ich  … «
    »Wie viel?«
    »Fünf«, murmelte er.
    »Fünf Mädchen? Direkt?« Ich nahm sein Schweigen als ein Ja. »Das ist aber weit über dem täglichen Limit, Mann. Muss da mal jemand eingreifen?«
    »Ich versuche gerade nur, nicht den Verstand zu verlieren. Ich habe gesehen, wie mein Bruder angeschossen und Angies Tochter entführt wurde. Und dabei höre ich dauernd Olivias Worte. Sie hat recht, weißt du? Alles, was ich berühre, zerstöre ich. Selbst dich. Du warst normal, bevor du mich kennengelernt hast.«
    » M-h m, schon klar. Jetzt zurück zum Trinken«, begann ich, ohne auf sein Selbstmitleid einzugehen. »Das hat schon lange vor heute angefangen. Dein Minderwertigkeitskomplex

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