Camel Club 03 - Die Spieler
wird es glauben. Er weiß ja verdammt gut, wie gerissen du bist.«
»Paddy, ich lasse Jerry auf gar keinen Fall in deine Nähe!«
»Du hast noch das ganze Leben vor dir, Annie. Wenn etwas schiefgeht und ich ins Gras beiße … was soll’s?«
»Warum hast du mir nicht sofort verraten, was du vorhast?«
»Weil ich wusste, dass du Bedenken haben würdest. Jetzt ist es zu spät für einen Rückzieher.«
»Reden Sie mal mit ihm, Alex.«
»Ich muss gestehen, seine Argumente haben was für sich, Annabelle.«
»Jerry findet also mich im Bus«, fasste Paddy zusammen. »Ich schinde Zeit, indem ich ihm schildere, wie du mich ausgetrickst hast, und beteuere ihm, ich könnte dich noch immer in seine Hände spielen, wenn er mir eine zweite Chance gibt.«
»Paddy, er bringt dich um, sobald er dich sieht.«
»Ich kenne Jerry sehr viel länger als du. Ich weiß, wie ich mit dem Kerl umzugehen habe. Vertrau mir.«
»Ich lasse nicht zu, dass du …«
»Ich muss es tun. Aus vielen Gründen.«
Annabelle betrachtete ihren Vater, blickte Alex an, dann wieder Paddy. »Und wenn es nicht klappt?«
»Dann klappt es eben nicht«, antwortete Paddy. »Und nun lass uns die Sache anpacken. Ich werde nicht jünger.« Er richtete den Zeigefinger auf Alex. »Aber eines muss klar sein. Keine Kavallerie, ehe der Lumpsack gestanden hat, Tammy ermordet zu haben.«
Um dreiundzwanzig Uhr kam der Anruf, durch den Bagger die Anschrift erfuhr. Um Mitternacht suchten Baggers Gorillas das Parkhaus auf und sahen auf dem zweiten Parkdeck den weißen Kleinbus stehen. Im Heck lag eine ordentlich in einen Teppich eingerollte Person.
»Scheiße!«, schimpfte Mike Manson, als er den Strahl der Taschenlampe ins Gesicht der Person richtete. »Das ist ja irgendein alter Knacker!«
Die Männer entrollten den Teppich, und zum Vorschein kam Paddy Conroy. Anscheinend hatte es ihn dermaßen geschwächt, eingewickelt worden zu sein, dass man ihm beim Aufstehen helfen musste.
Manson hielt ihm eine Pistole vor das verschwitzte Gesicht. »Was ist hier los? Wer bist du, verdammt?«
»Meine verfluchte Tochter hat mich übertölpelt, das ist los.«
Ein Grinsen legte sich auf Mansons Gesicht. »Du bist Paddy Conroy?«
»Nein, ich bin der König von Irland, du Arschgesicht.«
Manson stieß ihn gegen den Kleinbus, dass Paddy an der Fahrzeugseite entlangtaumelte und zusammensank. Manson zückte sein Handy und gab die Neuigkeit an Bagger durch.
Zwar freute es den Kasinokönig, seinen alten Widersacher in die Hand zu bekommen, doch die unvorhergesehene Wendung des Geschehens behagte ihm gar nicht. Sie missfiel ihm sogar sehr, bedeutete sie doch, dass Annabelle frei herumlief.
»Bringt ihn her«, wies er Mike an.
Manson trennte die Verbindung. »Wir machen eine kleine Spazierfahrt. Aber erst wird er gefilzt.«
Fachmännisch durchsuchten die beiden Gorillas Paddy nach Abhörgeräten.
Eine Minute später fuhr der weiße Kleinbus aus dem Parkhaus, bog scharf links ab, durchquerte eine Gasse, bog rechts ab und blieb hinter drei schwarzen Geländewagen stehen, die hintereinander parkten.
Mike Manson stieß Paddy ins mittlere Fahrzeug. Die drei Geländewagen wurden angelassen und fuhren aus der Gasse. Einer wandte sich nach links, einer nach rechts, und der dritte fuhr geradeaus.
Die Wagen erreichten die Hauptverkehrsstraßen. Dort wurde Baggers Verwirrspiel erkennbar: Überall sah man Kolonnen schwarzer Geländewagen, die Teilnehmer der Weltbank-Konferenz zu oder von Veranstaltungen beförderten. In dieses Gewimmel von Würdenträgern und Bürokraten fügten Baggers drei Fahrzeuge sich unauffällig ein.
Um zehn Uhr dreißig hatte Bagger mit seinem Anhang das Hotel verlassen. Sie fuhren zu einem unbenutzten Lagerhaus in einem heruntergekommenen Gewerbegebiet in Virginia. Dort warteten sie, bis die drei Geländewagen mit Mike Manson und Paddy Conroy eintrafen und in die Lagerhalle gerollt kamen.
Als Bagger ihn sah, stapfte er zu Paddy und schlug ihm den Handrücken auf den Mund. Paddy taumelte rückwärts gegen das Fahrzeug, versuchte aber sofort, sich auf Bagger zu stürzen. Die Gorillas hielten ihn fest.
»Das war für die zehn Riesen, die du mir geklaut hast. Ich habe lange darauf gewartet, mit dir abrechnen zu können.«
Paddy spie Blut aus. »Bei diesen zehn Riesen hatte ich den größten Spaß meiner Laufbahn.«
»Kann sein, aber in wenigen Minuten werden wir sehen, wie du dann darüber denkst. Du hast ja keine Ahnung, wie ich mich fühle. Weil du mir
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