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Camorrista

Titel: Camorrista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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steht nicht im öffentlichen Verzeichnis. Nach fünf- oder sechsmaligem Klingeln ist der Anrufbeantworter angesprungen, und eine Männerstimme hat auf Englisch, Spanisch und Deutsch erklärt, ich könne eine Nachricht hinterlassen oder eine andere Nummer anrufen, die ganz normal im Telefonbuch steht, eingetragen auf den Namen Miguel Angel Ferrera, Bartholomew Square, London; eine Adresse in Shoreditch, nördlich der Themse, nicht weit von der City und von Clerkenwell, dem Little Italy von London, wie ich mich aus den Erzählungen irgendeines Freundes von der Universität zu erinnern meine. Erneute Abwehr durch einen Anrufbeantworter, diesmal mit der Computerstimme eines Standardservices der Telefongesellschaft. Und es gibt eine neue Nummer, die des Mediservice UK Ltd.
    Doch bevor ich anrufe, sehe ich mich ein bisschen im Internet um. »Mediservices« existieren wenigstens vier oder fünf mit Sitz in London, doch nur einer davon hängt mit der CWA zusammen, einer Holding mit Sitz auf der Insel Alderney, über die sich praktisch nichts in Erfahrung bringen lässt. Gerade mal eine Straße und eine Hausnummer. Wenn nur eine Person pro Firma, die auf der wie gesagt kleinsten Kanalinsel Alderney ihren Sitz hat, dort wohnen würde, müsste es auf dem Felsen eigentlich ein ziemliches Gedränge geben. Anderer Film: Vielleicht war es kein Cottage, sondern ein Repräsentationsbüro, wo mein erster Anruf das Telefon hat klingeln lassen. Cocíss dagegen muss dort irgendjemanden erreicht haben.
    Die Website des Mediservice ist aufwendig, mit Loungemusik im Hintergrund und Benutzerführung in fünf Sprachen. Mir ist nicht klar, ob es sich bei dem Unternehmen um einen großen Mischkonzern handelt, der in verschiedene Zweige aufgeteilt ist, oder ob die Links nur zu Geschäftspartnern
führen. Die Blue Daisy zum Beispiel verwaltet ein Dutzend Hostels zwischen Dublin, Galway, Edinburgh, Cardiff und Liverpool. Die Colbig importiert Lebensmittel und typische Produkte aus dem ganzen Mittelmeerraum und hat auch seit Kurzem einen Webshop, der von griechischen Oliven bis zur Falafelmischung alles zu lächerlich niedrigen Versandkosten anbietet. Ein anderer Link hat mich zu den Pizzerien Mamma Maria geführt, die im gesamten Vereinigten Königreich verstreut sind, und zu den lächelnden Gesichtern von fünf oder sechs jungen Köchen, die alle Aldo und Mario heißen, doch meiner Meinung nach auch Türken oder Andalusier sein könnten. Sie lächeln ebenso wie das Gesicht des Managers David Stevens, eines Schotten, fünfunddreißig Jahre, zwei Kinder und eine große Leidenschaft für Golf, der über sich selbst spricht und sich selbst zum großen Erfolg seiner Kette sowie zur bevorstehenden Eröffnung zweier Restaurants von Mamma Maria in Peking und Shenzhen interviewt.
    Was Miguel Angel Ferrera mit all dem zu tun hat, habe ich herausgefunden, als ich zum letzten Link kam, dem der McDougall Catering. Jetzt taucht der Name Coleen McDougall auf wenigstens zehn Seiten wieder und wieder auf. Als »Top woman of the year« ist sie von einer Zeitschrift für Frauen in der Business-Welt bezeichnet worden.
    »Aber ich wäre nichts ohne meinen Mann«, lassen sie Coleen McDougall irgendwann gegen Ende des Artikels sagen. Ihr treuer und teurer Miguel Angel, der schon im Alter von fünfzehn Jahren erste Erfahrungen als Schiffskoch auf Yachten sammelte, ist jetzt ihr »total consultant« bei jedweder operativen Entscheidung, vom Personal bis zu den Lieferanten. Es ist wirklich schade, dass es von diesem perfekten Paar kein Foto gibt.
    Ich habe beim Londoner Büro des Mediservice angerufen und nach Miguel Angel Ferrera gefragt. Ich habe den Namen der inzwischen eingegangenen Firma meines Vaters benutzt und mich als Mitarbeiterin der Verkaufsabteilung eines italienischen Unternehmens für Milchprodukte ausgegeben.

    Eine Angestellte hat mir geantwortet, Mr. Ferrera halte sich zurzeit wegen eines Firmen-Events nicht in London auf und werde in drei Tagen zurück sein. Ich bin hartnäckig geblieben, doch ohne irgendeine begründete Hoffnung, seine Handynummer zu bekommen. Nach dreimaligem Rückruf hat die Angestellte (Pferdeschwanz, weiße Bluse und nervöse Knie, das könnte ich schwören) mir gesagt, ich solle mich an das Clubhouse in einem Ort namens Fyr Glennan wenden, um ihm dort eine Nachricht zu hinterlassen, damit er mich zurückruft, sobald seine Verpflichtungen es erlauben.
     
    Den Flug nach Aberdeen verpasse ich, und vielleicht ist das ein Glück. Ich

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