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Camorrista

Titel: Camorrista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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unter der Nase entlang, wenigstens ein paar Mal.
    »Hättest du gern einen gehabt?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Und ist das jetzt komisch, dass du einen hast? Auch wenn wir es nur vorspielen?«
    »Ja, ein bisschen komisch finde ich es«, antworte ich. »Aber jetzt erzähl mir von dem Anruf.«
    Er wirft einen Blick zum Tisch links von uns.
    »Hier darf man ja rauchen.«
    Das versetzt ihn in noch bessere Laune.
    »Scheint so. Also? Welche Informationen haben wir?«
    »Er ist noch in Barcelona, haben sie gesagt. Und er bleibt da auch noch ein paar Tage.«
    Meine Stimmung stürzt ab, falls das überhaupt noch geht.
    »Ist Spanien sehr weit?«, fragt er.
    »Ja, aber im Flugzeug … höchstens zwei Stunden.«
    »Kein Flugzeug. Nein.«
    »Also?«
    »Also, ich sage, wir warten hier auf ihn. Weil, es ist sicher, dass er kommt.«
    »Aber du musst mir sagen, wie und wo wir ihn finden.« Er senkt die Stimme noch mehr und beugt sich über den Tisch vor.
    »Er kommt nächste Woche. Samstag. Zu dem Spiel.«
    »Er kommt nach Deutschland, um sich ein Fußballspiel anzusehen?«
    »Nein. Er kommt, um einen Typen zu treffen, geschäftlich. Einen Deutschen, dem Lokale gehören, glaube ich. Sie treffen sich bei dem Spiel, weil der ein Fan von Hamburg ist.«
    Der Kellner aus Campobasso kommt mit dem Wasser und
einem weißen Frankenwein, den er uns empfohlen hat. Ich breite die Serviette über meine Beine und gebe Cocíss ein Zeichen, das Gleiche zu tun. Mit einem Lächeln.
    »Wer hat dir das gesagt?«
    »Der für sie die Karten gekauft hat.«
    Ich lasse ihn die Zigarette aufrauchen und denke nach. Beim Kauf von Tickets für die Stadien muss man einen Namen angeben, aber es ist klar, dass er sie nicht auf den Namen Incantalupo gekauft hat. Soweit ich weiß, hat man damit das Recht auf einen nummerierten Platz. Und wenn es sich um die teureren Tribünen handelt, wird es kaum möglich sein, dass sich einer auf einen anderen Platz als seinen eigenen setzt. Cocíss’ Kontaktmann muss uns nähere Angaben zu den Tickets machen, dann wissen wir, dass derjenige, der dort Platz nimmt, Saro Incantalupo ist.
    Es sieht ganz nach einer guten Gelegenheit aus, doch unter diesen Bedingungen macht mir eine Woche des Wartens Angst.
    Als unser Landsmann mit dem Essen kommt, fragt Cocíss ihn, ob er irgendein angesagtes Lokal kennt, wo was abgeht.
    »Wir haben echt Lust, uns ein bisschen zu amüsieren, stimmt’s, Rosa?«.
    Ich lächle und zeige ihm, dass auch ich eine Rolle durchhalten kann. Dann hebe ich die Arme ein wenig an, damit er sieht, wie man ein Besteck ordentlich hält.
     
    Bevor er in sein Zimmer geht, rate ich ihm, sich richtig auszuschlafen (was heißt: sich heute Abend nichts mehr reinzuziehen).
    Er nickt, durch den engen Spalt zwischen Tür und Rahmen. Seine Nase tropft, er putzt sie sich mit einem Ärmel ab und antwortet mir ziemlich freundlich, dass ich ihn nicht nerven soll, er muss pissen und ist müde.
    Ich schließe mich ins Zimmer ein und beginne den Film meiner Ängste vor mir ablaufen zu lassen.
    Erstes Problem: Karten auftreiben. Nein, das erste Problem
ist herauszufinden, für welchen Bereich des Stadions ich welche kaufen muss. Es wäre besser, nicht zu nah an ihn ranzugehen. Eine Distanz von vielleicht einem Dutzend Metern wäre perfekt, und ein höher gelegener Platz. Ich nehme das Papier mit dem Briefkopf des Hotels und mache mir Notizen. Drittens: Einen Fotoapparat kaufen. Eine Profikamera wäre zu auffällig, wichtig ist, dass der Apparat ein anständiges Zoom hat.
    Ich darf nicht vergessen, dass Incantalupo nicht allein sein wird, er hat seine Eskorte dabei, und es ist nicht gesagt, dass alle direkt um ihn herum sind, eher im Gegenteil. Ich mache die Liste neu und setze an die erste Stelle: Besichtigung des Stadions. Der Tag davor wäre ideal.
    Der schwierigste Teil des Plans bleibt, wie ich eine DNA-Probe bekommen soll. In einem Stadion bilden sich Schlangen, doch ich schließe die Möglichkeit aus, mich ihm so weit nähern zu können, dass ich an ein Haar von ihm komme oder es irgendwie schaffe, ihn zu berühren. Unwahrscheinlich und zu riskant.
    Ich muss es so anstellen, dass er mir die Spur hinterlässt, die ich brauche. Wird er etwas trinken, einen Kaffee, wird er einen Plastik- oder Pappbecher irgendwo hinwerfen, eine Dose? Das ist wahrscheinlicher, weniger risikoreich, aber auch nicht so einfach.
    Ich höre auf zu schreiben, als ich merke, dass ich ein Blatt mit Worten und Pfeilen gefüllt habe, die ich schon jetzt

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