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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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dreckiger Hurenhund.“
    Ich hatte nur noch Mordlust im Sinn. Ich wollte dieses Schwein zerstören. Instinktiv riss ich meine Sten-Maschinenpistole von der Schulter und schnellte los. Brüllend stürmte ich auf die Bodenwelle zu. Heiße Wellen jagten durch meinen Körper. Das vertraute Gefühl, das mir Gefahr signalisierte. Diesmal ignorierte ich die Warnung und raste blindlings vorwärts. Mit langen Sätzen erstürmte ich die sanfte Erhebung. Als ich die Spitze erreichte, erwartete mich auf der anderen Seite eine unliebsame Überraschung. Eine Gruppe von fünf Viet Minh kam mir, aufgeschreckt durch mein Gebrüll, entgegen. Ich handelte, ohne nachzudenken. Als bestens trainierte Kampfmaschine reagierte ich intuitiv. Aus vollem Lauf feuerte ich zwei Salven los und schaltete vier Gegner aus. Der fünfte riss sein Gewehr in die Höhe und feuerte. Ich duckte mich ein wenig und rannte geradewegs auf ihn zu. Er verfehlte mich, dann traf ihn mein nächster Feuerstoß. Plötzlich war die Hölle los. Heftiges Gewehrfeuer von allen Seiten nahm mich unter Beschuss. Ich hörte die Kugeln vorbeizirpen. Erst schlug ich ein paar Haken, dann hechtete ich mit einem mächtigen Sprung in einen kleinen Graben, um Deckung zu finden. Sofort robbte ich seitwärts, um meinen Standort zu verschleiern. Vorsichtig hob ich den Kopf über den Rand des Grabens, um mir einen Überblick zu verschaffen. Ich sah in etwa 200 Meter Entfernung, wie Horst Muler, begleitet von zwei Viet Minh, im Laufschritt Richtung Dschungel lief. Und die gesamte Ebene zwischen mir und dem Dschungel war übersät mit feindlichen Soldaten. Schlagartig wurde mir klar, dass der Großangriff unmittelbar bevorstand. In dieser Senke hatte sich die halbe vietnamesische Befreiungsarmee versammelt und wartete auf ihren Einsatzbefehl. Mir war das scheißegal. Ich hatte nur Augen für Horst. Ich riss die Maschinenpistole an die Wange und feuerte gezielte Einzelschüsse auf den Flüchtenden. Aber die Entfernung war zu groß. Ich traf nur einen seiner Begleiter, worauf Horst sofort in Deckung ging. Ich pflanzte mein Bajonett auf und atmete einmal kräftig durch. Dann sprang ich aus meiner Deckung und rannte vorwärts. Ganz allein stürmte ich gegen eine Brigade der Viet Minh. Mein einziges Ziel war, so nahe an Horst Muler herankommen, um ihn zu töten.
    Ich kämpfte nach allen Regeln der Kunst. In geduckter Haltung rannte ich vorwärts. Ich schlug Haken, rollte mich ab, robbte kurze Stücke durch Reisfelder und räumte mit kurzen Feuerstößen den Weg frei. Wütende Gewehrsalven wurden auf mich abgefeuert. Aber ich bewegte mich vorwärts, Meter um Meter. Schleuderte Handgranaten, um sofort nach deren Detonation wieder vorwärtszustürmen. Zwei Soldaten, die unmittelbar vor mir auftauchten, erwischte ich mit dem Bajonett. Ich fegte durch die feindlichen Reihen wie ein Berserker. Aber irgendwann ist jedes Glück überstrapaziert. Mitten in einem Sprung erwischte mich eine Kugel in der linken Schulter. Die Wucht des Einschlags riss mich in der Luft herum, und ich schlug schwer am Boden auf. Ich fühlte keinen Schmerz, robbte weiter und führte den Kampf fort. Über mir hörte ich plötzlich das pfeifende Surren fliegender Granaten. Kurz darauf vernahm ich auch schon das dumpfe Geräusch der in der Ferne detonierenden Geschosse. In diesem Augenblick hatte der Großangriff der Viet Minh auf unsere Stellungen begonnen. Eingeleitet durch einen nicht für möglich gehaltenen massiven Beschuss durch schwere Artillerie aus dem Dschungel.
    Meine Beweglichkeit war durch die Verletzung stark eingeschränkt. Die Munition der Maschinenpistole ging zu Ende. Ich griff nach meiner Pistole und feuerte auf alles, was sich mir in den Weg stellte. Doch plötzlich war mein Kampf zu Ende. Eine Kugel traf mich in den rechten Unterschenkel, mein Bein knickte weg, und während ich hinfiel, wurde ich von einer weiteren Kugel in den rechten Oberarm getroffen. Ich wand mich am Boden. Meine rechte Seite war wie gelähmt. Unbeholfen fingerte ich mit der linken Hand, um mein Messer aus dem Stiefelschaft zu ziehen, aber es war zu spät. In Sekunden war ich umringt von Soldaten. Ich starrte in eine Handvoll Gewehrmündungen, Männer schrien auf mich ein. Ich aber war nicht zu bremsen. Endlich bekam ich mein Messer zu fassen. Aber im selben Moment traf mich ein Gewehrkolben am Kiefer und setzte mich außer Gefecht.
    In diesen Minuten hatte die große Schlacht um Dien Bien Phu begonnen, und ich war der erste

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