Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
Vom Netzwerk:
macht das nicht so einen komplizierten Eindruck, Daniel. Ist Francesca deine Tochter?«
    »Bitte, Lily, ich kann nicht einfach hier stehen und …«
    »Daniel, ich will nur eins wissen: Ist Francesca deine Tochter? Ein einfaches Ja oder Nein genügt.«
    »Hier gibt es kein einfaches Ja oder Nein, Lily. Ich wünschte, es wäre so, aber nichts ist eindeutig Ja oder Nein.«
    »Antworte mir einfach! Ist sie deine Tochter? Hab endlich mal den Mut und sag mir die Wahrheit ins Gesicht, statt zu vertuschen und zu lügen und zu tricksen und mich weiter zu hintergehen. Ich habe weiß Gott genug durchgemacht. Ich habe genug gelitten. Tu mir das nicht an. Wage es nicht, mir das anzutun.«
    Sie schrie, und ihre zornigen Worte prallten von den dunklen Steinmauern der schiefen Gebäude links und rechts von ihnen ab und klingelten in Lilys Ohren.
    »Ich weiß, dass du gelitten hast«, sagte Daniel, ebenfalls mit erhobener Stimme. »Aber ich habe auch gelitten, Lily. Ich habe das Gleiche durchgemacht. Ich war die ganze Zeit dicht an deiner Seite.«
    »Nein, das warst du nicht«, schrie sie. »Du warst hier an der Seite von Eugenia!«
    »So war es nicht, Lily. Es war ein Fehler«, brüllte er. »Ein riesengroßer Fehler.«
    »Ein Fehler? Nichts ist ein Fehler, Daniel. Nichts. Wir können frei entscheiden, was wir tun. Ich habe mich für dich entschieden. Ich hätte jeden haben können. Ich hätte jeden Mann heiraten können. Ich war in meinem ganzen Erwachsenenleben keinen Tag ohne einen Mann, der mich liebte, aber ich habe mich für dich entschieden als meinen Ehemann – mein rechtlich angetrauter Ehemann, mein In-guten-wie-in-schlechten-Zeiten-Ehemann – vor allen anderen, weil ich dich geliebt und dir vertraut habe und ich nie gedacht hätte, dass von allen Männern in der Welt ausgerechnet du mir jemals etwas derart Schlimmes antun würdest.«
    »Oh, Lily, ich weiß, ich habe es vermasselt! Ich wollte dich nicht verletzen, bitte glaube mir. Das ist das Letzte, was ich möchte. Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt.«
    »Und ich hasse dich!«, schrie sie. »Du hast alles ruiniert. Ich hasse dich! Ich wünschte, du wärst tot, Daniel. Ich wünschte, du wärst tot!« Sie stürzte sich auf ihn und trommelte gegen seine Brust, während sie sich wünschte, sie hätte die Kraft, ihm so wehzutun, wie er ihr wehgetan hatte, absichtlich oder unabsichtlich. Das spielte keine Rolle, es tat genauso weh.
    Daniel packte ihre fliegenden Fäuste, umklammerte ihre Handgelenke und ließ ihre Arme dann langsam heruntersinken. Er hatte Tränen in den Augen.
    »Falls es dich tröstet, die meiste Zeit wünsche ich mir selbst, tot zu sein«, sagte er.
    Lily riss sich von ihm los.
    Das Zischen einer Cappuccino-Maschine irgendwo in der Nähe schlängelte sich die Gasse hoch zwischen ihnen. Eine Taube flatterte über ihren Köpfen. Eine schnatternde Horde Jungs auf einem Gruppenausflug zog vorüber in der Lücke der Gasse, die auf den Corso führte.
    Dann breitete sich Schweigen aus. Die Wut trat schnell den Rückzug an.
    »Soll ich jetzt Mitleid mit dir haben?«, fragte Lily.
    Er streckte wieder die Hand nach ihr aus, niedergeschlagen, aber sie wich aus.
    Beide sahen im selben Moment Francesca an der Gasse vorbeihüpfen.
    »Du gehst«, sagte Lily. »Sie ist deine Tochter.«

37
    Die Witwen drängelten sich in ihrem unterirdischen Hauptquartier um den Tisch und starrten auf die herzförmigen Cantucci von Lily und Francesca.
    »Nun, wollen wir hier weiter herumstehen und sie angaffen, oder wollen wir sie essen?«, fragte Fiorella, der das Wasser im Mund zusammenlief.
    »Die haben nicht die richtige Form«, sagte eine Witwe.
    »Die haben nicht die richtige Farbe«, sagte eine andere.
    »Sie sind nicht von Violetta und Luciana«, bemerkte eine dritte.
    »Oh, bitte«, schnaubte Fiorella. »Diese Cantucci sehen gut aus, sie riechen lecker, und wir wissen mit Sicherheit, dass sie heute Mittag gebacken wurden und nicht irgendwann in den Siebzigern. Worauf warten wir also?«
    Ihre altersgefleckte Hand näherte sich der bauchigen Schüssel, die sie die Treppe hinuntergebracht hatte, verharrte kurz darüber – hauptsächlich für den dramatischen Effekt – und krallte sich schließlich einen der herzförmigen Cantucci.
    »Santa Ana di Chisa. Das schmeckt sensationell«, sagte sie, nachdem sie den Keks mit einem Haps verschlungen hatte wie der Wolf im Märchen. »Ich glaube, die Form macht den Unterschied. Sie sind süß und gleichzeitig aromatisch. Die kann

Weitere Kostenlose Bücher