Cantz schoen clever
finde ich es erstaunlich, dass sich der ehemalige Bundes-Berti im Jahre 2008 gemeinsam mit seinen Co-Trainern Olaf Janssen und Torwart-Coach Uli Stein auf den weiten Weg in den Kaukasus gemacht hat, um in einem Land, dessen Hauptsportarten bis dahin Gewichtheben, Schach und Ringen waren, den Fußballsport aufzupeppen. Von Mönchengladbach nach Baku sind es immerhin 5624 Kilometer. Und so kommt man hin: Von der Fliethstraße in Gladbachs Zentrum fährt man nach Westen Richtung Berliner Platz, dann auf die Speicker Straße. Nach 650 Metern links abbiegen auf die Aachener Straße – und ab da müsste Baku eigentlich schon ausgeschildert sein.
Sehr bald schon feierte Berti Vogts dort große Erfolge mit der Nationalmannschaft von Aserbaidschan. Bereits im zweiten Spiel unter seiner Leitung gelang der erste Sieg gegen den Angstgegner und FIFA -Weltranglisten-184. Andorra (2:1). Seitdem schmettert der »Terrier« die aserbaidschanische Nationalhymne (die übrigens Azərbaycan Mar s ı heißt, und nicht etwa Baku, Baku, Kuchen ) noch lauter als bisher. Damit steht Berti Vogts in einer langen Tradition von erfolgreichen deutschen Trainern im Ausland.
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WIE GEIL IST DAS DENN?
Der deutsche Trainer Rudi Gutendorf steht als Trainer mit den meisten Auslands-Engagements im Guinness-Buch der Rekorde. Er trainierte zwischen 1972 und 2003 unter anderem die Nationalmannschaften folgender Länder:
Australien
Bolivien
Trinidad und Tobago
China
Fidschi
Tonga
Tansania
Nepal
Ruanda
Chile
Venezuela
Grenada
Antigua
Botswana
Iran (Olympia-Team)
Neu-Kaledonien
Ghana
Simbabwe
Mauritius
Samoa
Außerdem war er, um der exotischen Liste die Krone aufzusetzen, Sportdirektor bei der TuS Koblenz.
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Und schon wieder rede ich über Fußball, obwohl das Thema dieses Kapitels doch eigentlich der Eurovision Song Contest ist. Aber ich kann nichts dafür. Warum mussten sich die Veranstalter als Austragungsort für das 56. ESC -Finale 2011 auch unbedingt ein Fußballstadion aussuchen? Ich war live dabei, um das zu erleben, und es war gigantisch! Sofort habe ich mich wie zu Hause gefühlt, denn dort, wo sonst immer schon … Entschuldigung, wir reden ja von Düsseldorf. Also noch mal: Dort, wo sonst immer wieder Bundesliga-Fußball gespielt wird, liegt automatisch Spannung in der Luft.
Natürlich kenne ich mich mit Fußball viel besser aus als mit der Welt von Nicole, der Gruppe Wind und Mary Roos: Ich weiß zum Beispiel, wie oft Lothar Matthäus von seinen Partnerinnen ausgewechselt wurde (nämlich öfter als in seiner gesamten Karriere auf dem Fußballplatz), habe aber keine Ahnung, ob Katja Ebstein (immerhin dreifache Teilnehmerin des Schlager-Grand-Prix) überhaupt verheiratet ist. Aber ich habe festgestellt, dass Fußball und ESC bei allen Unterschieden auch einiges gemeinsam haben:
Bei beiden Veranstaltungen schauen viele Millionen Zuschauer zu.
Es nehmen die unterschiedlichsten Nationen teil.
Es wird viel, aber nicht immer schön, gesungen.
Am Ende hat der gewonnen, der die meisten Punkte hat.
Die Fußball-Welt könnte natürlich zusätzlich vom ESC das ein oder andere übernehmen, zum Beispiel das Länder-Voting. Es wäre nämlich auch in der Bundesliga eine feine Sache, wenn es am Ende der Saison hieße: »Here are the results of the Italian jury: Arminia Bielefeld – one point …!« Auch die UEFA Champions League würde spannender, wenn nicht immer nur Teams aus Spanien, Italien oder England gewinnen würden, sondern auch mal die anderen, so wie es der ESC vormacht: Das Land mit den meisten ESC -Titeln, nämlich sieben, ist Irland (im internationalen Fußball sowohl auf Vereins- wie auch auf Nationalmannschaftsebene ohne einen einzigen Titel). Auf dem zweiten Platz liegt dann schon Luxemburg mit immerhin fünf Siegen. Fünf Siege, oder wie luxemburgische Fußball-Fans sagen würden: Fantasy! Das Nationalteam Luxemburgs ist halt nicht sehr erfolgsverwöhnt. Zwischen 1980 und 1985 schafften die Kicker sogar 35 Niederlagen in Folge. Das ist nicht einmal Berti Vogts gelungen.
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DAS GEHT JA GAR NICHT!
Norwegen belegte häufiger als jedes andere Land den letzten Platz beim Eurovision Song Contest. Zehnmal hielten seine Vertreter am Ende der Abstimmung die rote Laterne in der Hand: 1963, 1969, 1974, 1976, 1978, 1981, 1990, 1997, 2001 und 2004.
Dafür belegte Norwegen von 2001 bis 2009 in der Jahreswertung des HDI (Human Development Index) siebenmal Platz 1, wenn es um den weltweit höchsten Lebensstandard ging.
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