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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Cantz
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Das beweist: Man kann es sich richtig gut gehen lassen, obwohl die nationale Schlagerwelt am Boden liegt. Das macht mir als Deutschem Mut für die kommenden Jahrzehnte.
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    Der ESC ist offensichtlich in der Lage, auch kleinen Nationen wie Luxemburg oder Irland Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Warum auch nicht? Lieber einen europäischen Schlagerwettbewerb gewinnen als einen europäischen S chläger -Wettbewerb, wie er wohl bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine ausgetragen wird. Ich habe einen TV -Bericht über die Hooligan-Szene dieser beiden sympathischen Länder gesehen und dabei die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Wer einmal beobachten musste, wie sich angebliche Fußball-Fans der beiden Gastgeberländer mit einem IQ deutlich unter Zimmertemperatur gegenseitig die hohlen Rüben einschlagen, der macht es wie ich und schaut sich statt der EM lieber »Rosamunde Pilcher«-Filme an – oder den nächsten ESC .

    Was ist nun aber mit Baku, dem Austragungsort des Eurovision-Song-Contest-Finales 2012? Deutsche Fans mussten dafür, wie damals Berti Vogts, die 5624 Kilometer lange Anreise in Kauf nehmen. Tja, hätte sich Lena mal ein bisschen mehr Mühe gegeben, dann hätten wir auch 2012 wieder schön im Interregio nach Düsseldorf gondeln können. So aber mussten wir ins nicht mehr so ganz europäische Ausland ausweichen. Schade, denn auch wenn wir die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele verpatzt haben, die Organisation der Schlager-Olympiade klappte 2011 ganz hervorragend. Allein die Düsseldorfer Videoleinwand hätte vom Stromverbrauch her vermutlich einen großen Teil Aserbaidschans in kollektive Dunkelheit gestürzt – wenn die in Baku überhaupt Strom haben. Gut, darüber zerbrach ich mir als Kölner natürlich auch mit Blick auf Düsseldorf den Kopf. Mittlerweile weiß ich: Düsseldorf hat Strom!
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    GUT ZU WISSEN
    Länder, die erst einmal den Grand Prix Eurovision de la Chanson/ESC gewonnen haben:
    Österreich (1966)
    Monaco (1971)
    Belgien (1986)
    Jugoslawien (1989)
    Estland (2001)
    Lettland (2002)
    Türkei (2003)
    Ukraine (2004)
    Griechenland (2005)
    Finnland (2006)
    Serbien (2007)
    Russland (2008)
    Aserbaidschan (2011)
    Seit 2000 hat fast jedes Jahr ein Neuling gewonnen. Wenn das so weitergeht, heißt spätestens 2050 der Sieger Vatikanstadt.
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    Ich hätte es vorher nicht für möglich gehalten, aber seit Düsseldorf 2011 bin ich komplett ESC -infiziert. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, welche Veranstaltung ich aktuell bevorzugen würde: ein Champions-League-Finale, bei dem mein Verein, der VfB Stuttgart, mitspielt, oder eine Tombola-Veranstaltung im Bürgerzentrum Köln-Porz, bei der Kalomira auftritt, jene griechische Sängerin, die 2008 mit Secret Combination beim ESC -Finale von Belgrad einen hervorragenden dritten Platz belegte. Natürlich musste ich das mit Kalomira nicht nachschlagen. Denn seit Düsseldorf betreibe ich intensiv das Studium der »Eurovision Song Contestistik« und habe solche Details selbstredend im Kopf. Auch Selbstverständlichkeiten, die die meisten meiner Leser natürlich schon lange wissen: zum Beispiel, dass der ESC bis 1992 gar nicht ESC hieß, sondern GPDEDLC , oder wie Menschen mit mehr Tagesfreizeit sagen würden: »Grand Prix Eurovision de la Chanson«. Ein großartiger Name, der in meinen Ohren nach amour, Côte d‘Azur und weiter Welt klingt. Bei uns zu Hause nannte man den Wettbewerb damals etwas prosaischer »Siegel-Festspiele«.
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    GUT ZU WISSEN
    Der deutsche Musikproduzent Ralph Siegel nahm insgesamt zwanzigmal am Grand Prix Eurovision de la Chanson beziehungsweise Eurovision Song Contest teil:
    1974: Bye, Bye I Love You , gesungen von Ireen Sheer (Luxemburg) (4. Platz)
    1976: Sing Sang Song , gesungen von The Les Humphries Singers (Deutschland) (15. Platz)
    1979: Dschinghis Khan , gesungen von Dschinghis Khan (Deutschland) (4. Platz)
    1980: Papa Pingouin , gesungen von Sophie & Magaly (Luxemburg) (9. Platz)
    1980: Theater , gesungen von Katja Ebstein (Deutschland) (2. Platz)
    1981: Johnny Blue , gesungen von Lena Valaitis (Deutschland) (2. Platz)
    1982: Ein bißchen Frieden , gesungen von Nicole (Deutschland) (1. Platz)
    1985: Children, Kinder, Enfants , von Margo, Ireen Sheer, Chris Roberts, Macolm Roberts, Franck Oliver und Diane Solomon (Luxemburg) (13. Platz)
    1987: Laß die Sonne in dein Herz , gesungen von Wind (Deutschland) (2. Platz)
    1988: Lied für einen Freund , gesungen von Maxi & Chris Garde

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