Cantz schoen clever
leichter! 2007 dauerte eine durchschnittliche deutsche Ehe lediglich 13,9 Jahre. Und auch wenn Lothar Matthäus einen großen Anteil an diesem niederschmetternden Durchschnittswert hat (nimmt man ihn aus der Statistik heraus, erhöht sich die durchschnittliche Ehedauer immerhin auf ca. 15,4 Jahre), stellt sich die Frage: Will man wirklich den Namen eines Partners annehmen, mit dem man mit großer Wahrscheinlichkeit in wenigen Jahren nur noch über Anwälte kommuniziert? Und was passiert nach der Scheidung mit dem ungeliebten Namen? Behält man ihn? Legt man ihn wieder ab? Nach dem Motto: »Twix heißt jetzt wieder Raider«?
Aber das sind natürlich Gedanken, die man sich als frisch verliebter Mensch nicht macht. Trennung ist kein Thema – außer beim Müll. Der Himmel hängt voller Geigen, das Wort »Scheidung« wird beim Scrabble nicht anerkannt, und der gemeinsame Name ist ein untrüglichesund weithin sichtbar leuchtendes Zeichen dafür, dass man alles für immer miteinander teilen will: das Bett, das Leben, den Steuerberater. Das ist schön und ehrenwert, und im ein oder anderen Fall klappt das auch, aber eine gewisse Vorsicht bei der Wahl des Nachnamens kann sicher nicht schaden. Man weiß nie, wie lange er Sinn macht. Als die Schauspielerin Simone Rethel beispielsweise 1992 im zarten Alter von 43 Jahren ihren mehr als doppelt so alten Kollegen Jopie Heesters heiratete, hat sie vorsorglich ihren eigenen Familiennamen behalten. Sie wird sich vermutlich gedacht haben: »Was soll ich mich umbenennen … für die paar Jahre?« Hätte Frau Rethel geahnt, dass die beiden gemeinsam und bei bester Gesundheit ihren 19. Hochzeitstag erleben würden, hätte sie sich eventuell anders entschieden (nicht nur, was die Namenswahl betrifft).
Aber nicht viele Ehen halten so lange wie die von Jopie und Simone. Und darum wende ich mich nun an die jungen, unbedarften Idealisten, die in die Standesämter stürmen, um in bester Absicht und mit reinem Herzen neue Familiennamen in ihre Ausweise eintragen zu lassen: Liebe junge, verliebte Menschen, ich freue mich für euch, dass ihr so optimistisch in die Zukunft schaut, und ich will auch gar nicht unken, aber: Habt ihr euch das mit dem Nachnamen gut überlegt? Nachnamen sind wie Narben, die nie mehr weggehen. Macht es wie Angela Merkel und ihr Mann Joachim Sauer, wie Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones oder wie Rosi Mittermeier und Christian Neureuther: Behaltet eure Familiennamen! So entsteht später keine Verwirrung. Zur Not geht es auch ganz ohne Nachnamen: Adam und Eva wären auch nicht glücklicher gewesen, wenn sie Adam und Eva Brindöpke geheißen hätten. Und als Stefan Effenberg seinem Kollegen Thomas Strunz aufseine so unnachahmlich herzerfrischende Weise die Frau ausspannte, um sie selbst zu heiraten (sogar zweimal!), ließ er sich nur ein schlichtes »C« auf den Arm tätowieren, und nicht etwa »Claudia Effenberg, geschiedene Strunz«. Auf diese Weise hält sich der clevere Effe viele Türen für spätere Ehen offen – die Neue muss lediglich ein »C« als Initiale haben – da ist die Auswahl bekanntlich höchst attraktiv (Catwoman, Cher, Christiane Hörbiger, Christine Westermann, Claus Kleber).
Ich gebe zu: Im Alltag ist es nicht immer leicht, den einzig vernünftigen Weg zu gehen und den eigenen Familiennamen zu behalten. Ich persönlich habe es natürlich getan: Als ich 2010 heiratete, habe ich mein »Cantz« nicht aufgegeben. Aber ich bin auch ein Mann. Da wird eine solche Entscheidung eher akzeptiert. Meine Frau hat sich anders entschieden und heißt jetzt wie ich (also »Cantz«, nicht »Guido«). Und ja: Ich finde das gut. Es freut mich, dass meine Frau mir mit dieser Entscheidung signalisiert hat: Es ist ernst gemeint. Und bei uns beiden ist die Entscheidung für den gemeinsamen Familiennamen auch goldrichtig, denn wir werden selbstverständlich für immer und ewig zusammenbleiben.
Aber was machen Frauen, die sich ihrer Sache nicht so sicher sind wie Frau Cantz?
Erste Möglichkeit: Sie überreden den zukünftigen Gatten dazu, gemeinsam den Namen der Frau zu führen. Aber viele Männer sind da eigen: Jungs geben nicht gern ab. Nicht beim Fußball. Nicht beim Finanzamt. Und nicht beim Namensrecht.
Zweite Möglichkeit: Die Frau behält ihren Mädchennamen. Aber auch das findet nicht jeder Partner gut. Es magden einen oder anderen geben, der das als Zeichen mangelnden Vertrauens auslegen könnte. Was natürlich verlogen ist, denn für die meisten Männer
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