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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Cantz
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Ludwigs XIV. muss dem eines Dixi-Klos nach drei Tagen »Rock am Ring« geglichen haben.
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    Will man die Geschichte der Toilette in ihrer Gänze beleuchten (oder sollte ich besser sagen: belüften?), muss man deutlich weiter zurückgehen als zum Geburtsjahr von Jesus, also bis zum Jahr 00. Als die frühen Nomadenstämme viele Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung durch die Gegend zogen, gab es natürlich noch keine Klohäuschen oder Campingtoiletten. Also gruben die Menschen abseits ihrer Lager Löcher und schütteten sie vor der Weiterreise wieder zu. Angeblich. Ich kenne nämlich Landstriche, wo solche Löcher immer noch offen sind. Allein 18 von ihnen kann man in der Nähe von Köln bewundern: auf einem Golfplatz in Pulheim.
    Als die Menschen vor ungefähr 10 000 Jahren begannen, sesshaft zu werden, machten sie auch in Sachen Toiletten-Technologie Fortschritte: Aus den Löchern wurden Gruben. Und über die Gruben wurden als SitzgelegenheitStämme oder Stangen gelegt. Der gute alte Donnerbalken war geboren. Gelesen haben die Menschen darauf allerdings kaum. Denn erstens konnten die meisten noch nicht lesen, und zweitens brauchte man dringend beide Hände, um nicht von der wackligen Stange zu fallen.
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    WIE GEIL IST DAS DENN?
    6 lustige Toiletten-Namen, die jeder kennt:
    Donnerbalken
    Stilles Örtchen
    Keramik-Abteilung
    Spiegelbude
    Männerthron
    Olymp
    6 lustige Toiletten-Namen, die bisher niemand kannte:
    Fliesengebirge
    WC / DC
    Popolizei-Revier
    Kackacabana
    Pisscothek
    Kot Azur
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    Schon um 3000 v. Chr. gab es die ersten Toiletten, die an ein Abwassersystem angeschlossen waren: Die Indus-Kultur, eine der frühesten menschlichen Zivilisationen, verfügte über ein clever konzipiertes System aus Rohrleitungen, über das die übelriechenden Rückstände aus dem Haus hinausin Kanäle gespült wurden. Auf ähnlichem Wege entledigten sich auch die alten Sumerer um 2400 v. Chr. ihrer Fäkalien. Ich bin mir hundertprozentig sicher: Spätestens 2399 v. Chr. wurde das erste Rohrreinigungsunternehmen gegründet, das verstopfte Rohre wieder frei machte, natürlich damals schon zu einem schwindelerregenden Stundensatz (zuzüglich An- und Abfahrt).
    In der Antike erlebte die Menschheit dann einen ersten Höhepunkt der Toilettenkultur: Mit den antiken Kulturen begann die bis heute andauernde Zeit, in der man ein Vermögen für sanitäre Anlagen ausgeben kann. Allein sechs edle, mit Wasserspülung versehene Toiletten befanden sich beispielsweise im Palast des assyrischen Königs Sargon II. (721 bis 705. v. Chr.). Ich vermute, es gab je eine für Herren, Damen, Personal, Behinderte und Gäste sowie ein Katzenklo.
    Auch die alten Griechen kümmerten sich intensiv um verbesserte innerstädtische Hygiene. In Athen gab es zahlreiche Fäkalien- und Sickergruben. Ich könnte mir vorstellen, dass zumindest Letztere auch heute noch existieren. Denn wo sonst sollen in letzter Zeit die vielen schönen Euros versickert sein?
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    GUT ZU WISSEN
    Die Redensart »Pecunia non olet« (»Geld stinkt nicht«) soll ihren Ursprung in der Antike haben und im Zusammenhang des damals üblichen Handels mit Urin entstanden sein. Im alten Rom wurde Urin gesammelt und verkauft, da man ihn zum Waschen und Färben von Kleidung verwendete. Also fackelte Kaiser Vespasian (Amtszeit 69 bis 79 n. Chr.)nicht lang und besteuerte den gefragten Rohstoff kurzerhand. Sein Sohn Titus fand das anrüchig und wollte den Vater davon abbringen. Vespasian soll darauf an einer Goldmünze geschnuppert und gesagt haben: »Non olet« (»Sie stinkt nicht«). Geld stinkt also nicht – zumindest nicht für die Menschen, die ihre Klamotten mit fremdem Urin waschen.
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    Ein weiteres Beispiel für fortschrittliche Sanitäranlagen der Antike ist der römische Abwasserkanal Cloaca Maxima: Er spülte das komplette römische Dreckwasser über den Tiber direkt ins Meer, und das, wie es sich für echte Italiener gehört, selbstverständlich ungefiltert.
    Neben Toiletten in Privathäusern gab es in Rom und anderen antiken Städten auch erste öffentliche Latrinen, die sich allerdings überhaupt nicht zur Klolektüre eigneten, weil man dort nicht für sich allein war: Oft wurden sie von bis zu 60 Menschen gleichzeitig benutzt. Heute gibt es nur noch einen einzigen Ort, an dem sich so viele Leute gleichzeitig erleichtern: das Nichtschwimmerbecken im Freibad.
    Die antiken Bedürfnisanstalten waren also alles andere als »stille Örtchen«: Es wurde laut gelacht, man quatschte

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