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Carolin - GesamtWerk

Carolin - GesamtWerk

Titel: Carolin - GesamtWerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Bruno Greulich
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ungeduldig entgegen. „Da seid ihr ja endlich. Sie wartet schon.“ Ohne auf seinen Vorwurf einzugehen, reichte ihm die Dame Leine und Gerte, während Carolin schier vor Scham verging unter seinem prüfenden Blick. — Im nächsten Moment stapfte er ungeduldig los und es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm hinauszufolgen in den parkähnlichen Garten mit hohen Bäumen und Inseln aus dichtem Strauchwerk inmitten weiter Rasenflächen. Viel zu schnell war sein Schritt, kaum konnte sie ihm folgen auf den hohen Absätzen ihrer weißen Sandaletten im feinen weißen Kies des Weges, er musste etwas langsamer werden, wenn er sie nicht hinter sich herschleifen wollte. Noch immer einen Tick zu schnell zerrte er sie an hohen Strauchrosen vorbei, um die der Weg einen sanften Bogen schlug. Einige Meter entfernt stand im Gras am Wegesrand eine weiße Parkbank — auf der mit einem roten Ranzen auf dem Rücken ein Schulmädchen saß! Was um Himmels willen machte die hier? Hatte sie sich verlaufen? Oder war das etwa diese Elvira, die irgendetwas lernen sollte? Sie war allerhöchstens dreizehn, hatte das goldblonde Haar zu Zöpfen geflochten und trug ein weißes Top, einen kurzen rot-weiß karierten Faltenrock und weiße Kniestrümpfe. Ausdruckslos schaute sie ihnen entgegen, schien nicht schockiert von Carolins Anblick und nicht überrascht.
    Ohne den Schritt zu verlangsamen, drehte der Mann den Kopf zu Carolin um. „Du gehst vor ihr auf die Knie und leckst ihr die Schuhe!“ Was? Das war doch nicht sein Ernst! Einem Kind? Bei der Bank angekommen, lächelte er das Mädchen väterlich an — und ließ den Stock auf Carolins Hintern klatschen, zweimal, dreimal, hart und schmerzhaft. „Hast du nicht gehört, was ich dir sagte?“
    Schluchzend sank sie auf die Knie, erhielt zwei weitere Hiebe und beugte sich hinab zu den schwarzen Lackschuhen, um sie zaghaft zu belecken. Über ihr wurden Leine und Gerte an das Mädchen gereicht, begleitet von mahnenden Worten: „Sie ist ein bisschen zickig. Du musst dir Respekt verschaffen. — Aber übertreib nicht. Sie soll halbwegs wohlbehalten wieder nach Hause kommen.“
    Klang das beruhigend oder eher beängstigend? Carolin war sich nicht sicher. Sie hörte, wie sich seine Schritte knirschend auf dem Kies entfernten, hob den Kopf — und schaute direkt in die blauen Augen des Kindes, die empört zu ihr herabblitzten. „Du bist noch nicht fertig!“ Im nächsten Moment traf der Stock erneut ihren Hintern, zaghaft und kaum spürbar, der zweite Hieb aber tat weh, der dritte noch mehr. Rasch beugte sie sich wieder hinunter, um weiter den feinen Staub von den Schuhen zu lecken. Einem Kind! Als säße eine Prinzessin aus dem Morgenland vor ihr auf der Bank.
    „Das reicht jetzt“, sprach die klare helle Stimme zu ihr herab und Carolin ließ ab von den feucht schimmernden Schuhen. Den Oberkörper durfte sie aufrichten, doch musste sie auf den Knien verbleiben, die auf den Kieselsteinen bereits zu schmerzen begannen. Vorsichtig hob sie den Blick hinauf zu dem Mädchen. Deutlich zeichnete sich unter dem engen Top ein BH ab, doch war die Figur noch knabenhaft und das Gesicht kindlich. Recht hübsch sah sie aus und sehr stolz. Ein erschreckend hochmütiges Lächeln umspielte die blassen Lippen. „Meine Mama sagt, dass man nicht früh genug lernen kann, den Leuten Respekt beizubringen, wenn man im Leben etwas erreichen will. Wir gehören nämlich nicht zu denen, die vor anderen kuschen.“
    Verstieß es nicht gegen die Menschenrechte, sich solch sozialdarwinistische Weisheiten aus dem Mund eines offenbar erfolgreich indoktrinierten Kindes anhören zu müssen? Carolin schüttelte den Kopf. „Ach, weißt du …“ Weiter kam sie nicht, denn das Mädchen sprang mit der Leine in der Hand auf, eilte mit zwei Schritten hinter sie und ließ die Gerte auf ihren Hintern klatschen. „Was fällt dir ein? Du darfst nur reden, wenn du etwas gefragt wirst. Und du musst mich mit Sie anreden.“ Wieder schlug sie zu, ließ Feuer auf Carolins Haut entbrennen und ein Stöhnen von ihren Lippen quellen. „Behandle mich nicht wie ein Kind. Du kuschst vor mir , nicht ich vor dir. Hast du verstanden?“ Ein weiterer Hieb. „Antworte mir!“
    Was war das nur für ein Drachen? Die war ja schlimmer als ein verklemmter Möchtegerndom, der mangelnde Autorität durch Brutalität ausgleichen wollte. Verzweifelt zerrten Carolins Hände an den Ketten, doch konnten sie sich nicht vom Halsband lösen. Wehrlos war sie dieser

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