Caroline und der Bandit
geben«, antwortete er, und Mrs. Craig lachte und
reichte Caroline ihre große, verarbeitete Hand.
»Jardena
Craig«, sagte sie. »Es wird schön sein, meinen Namen einmal von einer Frau
ausgesprochen zu hören.«
Bevor
Caroline etwas sagen konnte, stellte Guthrie sie vor. »Miss Caroline Chalmers«,
sagte er.
Sie schaute
betroffen zu ihm auf, schluckte jedoch die Demütigung, nicht als seine Frau
vorgestellt worden zu sein. Ganz offensichtlich wollte Guthrie Jardena nicht
wissen lassen, daß er sie geheiratet hatte, obwohl es doch eigentlich
stadtbekannt sein mußte.
»Sehr
erfreut«, sagte sie schüchtern zu Jardena.
»Sehen Sie
sich nur an«, erwiderte Jardena kopfschüttelnd, nahm Carolines Arm und zog sie
mit sich ins Haus. »Wie dünn Sie sind! Hat Guthrie Ihnen nichts zu essen
gegeben?«
Caroline
war noch immer sehr verwirrt darüber, daß Guthrie sie nicht als seine Frau
vorgestellt hatte. »Doch«, antwortete sie, »aber meistens war es nur
Dörrfleisch.«
Darauf
lachte Jardena und schüttelte den Kopf.
Minuten
später saß Caroline in der großen Küche und trank köstlich heißen Tee. Guthrie
war ohne ein Wort des Abschieds hinausgegangen, um Roy Loudon zu suchen.
»Wie sind
Sie an jemanden wie Guthrie Hayes gekommen?« wollte Jardena wissen, als sie
einen Teller mit Plätzchen vor Caroline hinstellte.
Caroline
biß in eins, um Zeit zu gewinnen, und Jardena schlug beide Hände auf ihre
Schenkel. »Da stelle ich schon wieder Fragen, die mich nichts angehen! Achten
Sie nicht darauf. Mr. Loudon ist sehr froh, eine Lehrerin für seinen Sohn gefunden
zu haben.«
»Wann kann
ich seinen Sohn sehen?« fragte Caroline.
Mrs. Craig
begann einen Brotteig zu kneten. »Ferris wird bald kommen. Er ist mit seinem Pa
auf den Feldern.«
Obwohl
Caroline Kinder liebte, war sie nicht begeistert über die Aufgabe, die sie
erwartete. Viel lieber wäre sie bei Guthrie geblieben, um sich persönlich davon
zu überzeugen, daß ihm nichts passierte. »Ich hoffe, Mr. Loudon hat Schulbücher
hier.«
Jardena
seufzte. »Eine ganze Bibliothek voll. Möchten Sie noch etwas anderes außer den
Plätzchen?«
Caroline
schüttelte den Kopf und stand auf. »Wenn Sie mir nur sagen könnten, wo ich mein
Zimmer finde.« Sie hob ihre Reisetasche auf. »Ich würde mich gern ein wenig
frischmachen, bevor Mr. Loudon und Ferris kommen.«
Die
Haushälterin zeigte auf eine Treppe. »Dritte Tür rechts.«
Caroline
war angenehm überrascht, wie gemütlich und sauber ihr Zimmer war. Vom Fenster
aus hatte sie einen herrlichen Ausblick auf die Felder, die sich bis zum
Horizont zu erstrecken schienen.
In
melancholischer Stimmung packte Caroline ihre Sachen aus und hängte sie an die
Haken, die an einer Wand befestigt waren. Dann wusch sie sich Gesicht und Hände
und bürstete ihr Haar, um es schließlich wieder zu einem Zopf zu flechten.
Als sie
später wieder hinunterging, führte Jardena sie sogleich zu Mr. Loudons
Arbeitszimmer.
Caroline
war ziemlich aufgeregt, als sie anklopfte und jemand schroff »Herein!« rief.
Guthrie
stand am Kamin, während ein Riese von Mann sich von seinem
Platz hinter dem Schreibtisch erhob. Er hatte sehr dunkles Haar und auffallend
blaue Augen, die Caroline zu durchschauen und ihre intimsten Geheimnisse zu
kennen schienen.
In
respektvoller Haltung stand ein etwa neun- oder zehnjähriger Junge neben dem
Schreibtisch. Auch er hatte blaue Augen, aber blondes Haar, und Caroline wußte
augenblicklich, daß sie es mit einem der schwierigsten Wesen zu tun hatte, die
es gab: einem mutterlosen Jungen.
Guthrie
stellte sie vor, wobei er wieder verschwieg, daß Caroline seine Frau war, und
sie fragte sich, ob er seine Heirat nicht vielleicht schon bereute. Jeder wußte
schließlich, daß es im Westen kein Problem war, eine lästige Ehefrau loszuwerden ...
Erst sehr
viel später, als Guthrie sich zum Aufbruch vorbereitete, bekam Caroline
Gelegenheit, allein mit ihm zu sprechen.
»Warum hast
du ihnen nicht gesagt, daß ich deine Frau bin?« fragte sie. Ihre Stimme klang
fast schrill aus lauter Angst, Guthrie für immer zu verlieren.
Er hob ihre
linke Hand und küßte sie dort, wo sie vorher den Ring getragen hatte. »Du warst
es, die mich dazu gezwungen hat, ein Geheimnis aus unserer Ehe zu machen, nicht
ich.«
Carolines
Wunsch, ihn zu begleiten, war so heftig, daß es fast nicht zu ertragen war.
»Bitte, laß mich nicht hier, Guthrie! Ich kann mich jetzt nicht mit Verben,
mathematischen Problemen und Lyrik
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