Caroline und der Bandit
übrig«, antwortete er schläfrig. »Gute Nacht,
Caroline.«
Fünf
Minuten später schnarchte er, aber Caroline lauschte auf alle Geräusche in der
Dunkelheit. Dann drehte Guthrie sich im Schlaf um, und eine seiner Hände
rutschte auf ihre Brust und blieb dort in einer besitzergreifenden Geste
liegen.
Caroline
sog scharf den Atem ein, denn ihre Brustspitze erwachte unter Guthries Hand
zum Leben. Sie wußte, daß es besser gewesen wäre, sich von ihm zu entfernen,
aber es war so ein angenehmes Gefühl ... und außerdem war sie überzeugt, daß
draußen in der Dunkelheit Indianer lauerten.
Guthrie
stöhnte leise und rollte noch näher zu ihr, aber Caroline wußte, daß er
schlief.
Wäre er
wach gewesen, hätte er sicher nicht so ruhig und gleichmäßig geatmet. Er ließ
ihre Brust los, und seine Hand glitt über ihren Magen.
Caroline
erschauerte, von tausend skandalösen Gefühlen und Bedürfnissen gepeinigt, die
sich nicht so einfach verdrängen ließen. Irgendwie wollte sie noch mehr von
ihm ... aber was das genau war, verstand sie selbst nicht recht.
»Guthrie«,
wisperte sie und zupfte an seinem Ärmel. »Schlaf«, knurrte er.
Caroline
wollte, daß er sie in die Arme nahm, obwohl ihr klar war, daß es ein Fehler
gewesen wäre, zumindest von einem praktischen Standpunkt aus betrachtet. Doch
die weite Welt schien groß und voller Gefahren, und sie war klein und sehr
verwirrt. Es bedurfte ihres Mutes, um erneut zu flüstern: »Guthrie ... nimm
mich in den Arm. Ich habe Angst.«
»Glaub mir,
Caroline«, erwiderte er heiser, »das wage ich nicht.«
Leise
begann sie zu weinen, und wieder fluchte Guthrie, aber dann drehte er sich um
und zog Caroline mit dem Rücken an seine Brust. Für einen Moment glaubte sie,
seine Lippen auf ihrem Haar zu spüren.
»Ich
glaube, ich bin wie meine Mutter«, murmelte sie unglücklich. Bis zu dieser
Nacht war es eine unerkannte Furcht gewesen. Aber jetzt, wo sie zu erraten
begann, wie machtvoll fleischliche Bedürfnisse sein konnten, stieg diese Furcht
an die Oberfläche und füllte ihr ganzes Bewußtsein aus.
Guthrie
tastete nach ihrer Hand und drückte sie. »Was soll das heißen?«
Caroline
befeuchtete nervös ihre Lippen. »Es ist das erste Mal, daß ich einem Mann so
nahe bin, ohne dabei zu stehen«, gestand sie flüsternd und errötete in der
Dunkelheit. »Und ich fürchte, daß ich ... daß es mir gefällt.«
Guthrie
lachte leise, sie spürte an ihrem Rücken, wie sein Körper bebte. »Was ist daran
so schlimm?«
»Gute
Frauen sind anständig«, antwortete sie traurig. »Sie glauben, es
sei das Schlimmste von der Welt, von einem Mann berührt zu werden.«
Jetzt
lachte Guthrie ganz unverhohlen, und Caroline boxte ihn hart in die Rippen.
»Das ist
nicht witzig, Guthrie Hayes!« rief sie empört. »Ich schütte dir mein Herz aus,
und was machst du? Du lachst!«
Seine
Lippen waren ihrem Ohr zu nahe, daß sie die Wärme seines Atems spüren konnte.
»Wenn du jetzt nicht still bist und schläfst«, drohte er, »werde ich dir alles
erzählen, was einer Frau an der Berührung eines Mannes gefallen kann. Alles, sagte ich!«
Caroline
öffnete schon den Mund zu einer Erwiderung, aber dann schloß sie ihn rasch
wieder. Und tatsächlich war Guthrie kurz darauf fest eingeschlafen.
Doch
Caroline blieb wach, trotz ihrer Müdigkeit, und starrte zum Himmel empor. Ihr
ganzes Sein schien sich im Kriegszustand mit sich selbst zu befinden – sie
stand schreckliche Ängste aus und ebenso große Qual – und doch war das Gefühl
alles andere als unangenehm. Auch so etwas wie Verwunderung spielte dabei mit,
und ein seltsam prickelndes Gefühl der Freude.
Wieder
rollte eine Träne über ihre staubbedeckte Wange. Bei Seaton hatte sie keine
Angst gekannt und erst recht keine Qual, mit Ausnahme des Leids vielleicht, das
die Außenwelt ihnen so ungerechterweise aufgebürdet hatte. Aber auch diese
Verwunderung und diese seltsam prickelnde Freude hatte sie nie bei ihm
gekannt.
Sie weinte
still vor sich hin, allein, obwohl sie dicht bei Guthrie lag, und schlief
irgendwann vor Erschöpfung ein. Die Sonne war noch nicht über den Bergen
aufgegangen, als Guthrie Caroline wachrüttelte. Als sie sich aufrichtete,
drückte er ihr einen Becher Kaffee in die Hand, doch er wirkte alles andere als
freundlich. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein zwei Tage alter Bart ab, und
falls die vergangene Nacht ihm irgend etwas bedeutet hatte, war es ihm an
seinem Verhalten bestimmt nicht anzumerken.
»Ich
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