Caroline
Gläsern und einer Kanne auf den Tisch.
»Den haben wir auch im Garten«, sagte Nel und wies mit einem Nicken auf den Lavendel. »Gehört Lavendel auch zu den Heilkräutern?«
»Man muss ihn abschneiden, wenn er fast verblüht ist, aufhängen und zwei Wochen später den Samen herausreiben. Legen Sie ihn in Säckchen unter Ihr Kissen, das wird Ihnen gut tun.« Wieder schaute sie Nel eindringlich an. »Davon schläft man gut und hat angenehme Träume.«
»Das schreibe ich zwar, aber zum Teil ist es auch nur eine hübsche Legende«, sagte der Mann.
»Dass Lavendel gegen Schlaflosigkeit hilft, aber nicht«, beharrte seine Frau. »Schon die Römer kannten seine heilsame Wirkung. Sie haben ein paar Zweige ins Badewasser gegeben und Lavendelblütentee getrunken.«
»Ich bin ein Stadtkind«, sagte Nel. »Ich habe keine Ahnung davon.«
»Ist Feerweerd nicht eher ein Dorf?«, murmelte ich. »Sie beschäftigt sich einfach zu viel mit Computern.«
Die Frau nickte Nel aufmunternd zu. »Dann sollten Sie seine Bücher kaufen. Nel ist sehr bescheiden, aber die Leute mögen sie.«
Nel sagte: »Wir haben gerade von Carolines großem Schreibtalent gesprochen.«
Einen Augenblick lang sagte niemand etwas. Eva schenkte ein und verteilte die Gläser. Nel probierte. »Schmeckt das gut!«
»Ich habe ihn heute Morgen zubereitet, das ist die beste Zeit. Eine ordentliche Hand voll Minzeblätter, kochendes Wasser darauf, ziehen lassen. Dann durchseien, Honig dazu und einfach abkühlen lassen.«
Ich wies mit einer Kopfbewegung auf den Garten und sagte: »Ich kann mir vorstellen, dass Caroline sie gerne besuchen kommt. Es ist ja traumhaft hier.«
Eva stellte ihr Glas ab. Tränen traten ihr in die Augen. »Sie war ja so durcheinander.«
»Wann ist sie hier gewesen?«
»So etwa vor zehn Tagen.«
»Eher vor zwei Wochen«, brummte Fuck.
»Kam sie direkt aus Leusden?«, fragte Nel.
Ein Schatten glitt über sein Gartenzwerggesicht. Der Hund kam zu ihm und schmiegte den Kopf unter die Hand seines Herrchens. Fuck begann gedankenverloren mit einem der braunen Schlappohren zu spielen.
»Vielleicht kann man dem Mann keine Vorwürfe machen«, sagte Eva. »Ich meine, wenn Valerie es doch verlangt hat? Sie wusste schon immer genau, was sie wollte.« Sie schwieg einen Moment lang und schüttelte den Kopf. »Aber sie hat es uns nie erzählt.«
»Dass Romein nicht der Vater war?«, fragte ich.
»Caroline hat sich mit ihrer Mutter deswegen gestritten, hat Valerie Ihnen das nicht erzählt?«, fragte Eva.
Nel schüttelte den Kopf. »War das, bevor sie zu Ihnen kam?«
»Sie kommt zu uns, wenn sie Probleme hat«, sagte Fuck leise. »Sie nimmt den Zug nach Assen und fährt dann mit dem Bus. Ihre erste Frage war: ›Wer ist mein Vater? ‹ Ich dachte, sie würde Witze machen, und antwortete: ›Du heißt Caroline Romein, und Dolf Romein ist dein Vater.‹ Da fing sie an zu weinen. Ihr Vater … ich meine, dieser Mann.« Er tätschelte den Kopf des Hundes. »Da sagt er ihr doch eiskalt ins Gesicht, dass er gar nicht ihr Vater ist. Sie war völlig außer sich.«
»Sie haben es also auch weder gewusst und noch je vermutet?«, fragte Nel.
»Nein«, antwortete Fuck. »Wir haben natürlich oft im Stillen gedacht, dass Caroline Dolf Romein nicht besonders ähnlich sieht, genauso wenig wie Valerie. Der Einzige, dem sie ein klein wenig ähnelt, bin ich, das überspringt ja oft eine Generation. Vor allem als sie klein war, wurde sie oft wegen ihres Aussehens gehänselt, obwohl sie ja nichts dafür konnte.«
Ich schaute ihm ins Gesicht und sah wenig Ähnlichkeit, höchstens, was die blauen Augen, das dünne Haar und seine Größe betraf. Valeries Idealmaße und ihre dunkle, exotische Ausstrahlung stammten eindeutig von ihrer Mutter.
»Hier bei uns fühlte sie sich sicher«, sagte Eva traurig.
Ihr Mann nickte. »Aber auf dem Gymnasium in Hilversum war es nicht ganz so schlimm. Wenigstens erzählte sie nicht so viel davon.«
»Oder sie hatte sich daran gewöhnt«, murmelte Eva. »Sie war sehr gut in der Schule, und wenn man älter wird, zählt das mehr.«
»Wie dem auch sei; sie war völlig außer sich und diesmal konnten wir ihr nicht helfen«, sagte Fuck. »Wir waren ja selbst ganz entsetzt.«
Ich trank noch einen Schluck von dem köstlichen Pfefferminztee. »Und jetzt versucht sie, ihren Vater zu finden?«, vermutete ich. »Wissen Sie vielleicht, wo sie nach ihm suchen könnte?«
»Keine Ahnung.« Fuck wies mit dem Kinn auf seinen Garten. »Sie
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