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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Einsicht in diese Akte brauche, oder besser noch persönlichen Kontakt zu dem Kripobeamten, der den Fall damals bearbeitet hat. Ein von einem offiziellen Kripo-Inspecteur arrangierter Termin mit einem Kollegen vom Lande wäre die Ideallösung.«
    »Du redest wie ein wandelnder Polizeibericht«, bemerkte Nel neben mir.
    Ich lauschte der Stille im Telefon. »Nel meint, ich würde mich anhören wie ein wandelnder Polizeibericht.«
    Nel nahm mir das Handy ab. »Max hat entdeckt, dass es neue Regelungen gibt, und hat seitdem Hemmungen, ein Polizeipräsidium zu betreten«, erklärte sie Bart. »Für mich würde es eine Menge Sucherei bedeuten, dich kostet es nur fünf Minuten an dem Computer, der vor deiner Nase steht, und ein kurzes Telefongespräch.« Sie setzte ihm auseinander, warum es so dringend war, lauschte Barts Tiraden und sagte: »Er hat so seine eigenen merkwürdigen Methoden, eine Freundschaft zu pflegen. Ich versuche ihn zu bessern, aber er ist sehr widerspenstig. Ja, nicht offiziell, aber inoffiziell natürlich schon.« Nel lächelte heiter. »Das ist mein Handy, hast du die Nummer? Du bist ein Schatz.«
    Sie legte ihren Apparat neben den Salat, schob mit der Gabel ein Stück Drenther Radieschen beiseite und stocherte im Thunfisch und der roten Mayonnaise herum. Die lautesten Kinder wurden von einem Saharajeep mit Allradantrieb abtransportiert und es wurde so ruhig, dass man das Keckern der Elstern hören konnte, die sich an der Straße um totgefahrene Mäuse zankten, sowie das ferne Autobahndröhnen, dem man in den Niederlanden nirgendwo entgeht.
    »Was ist nicht offiziell?«, fragte ich nach einer Weile.
    »Bart ist aufgefallen, dass ich kaum mehr in Amsterdam bin. Er fragte, wie es mir geht.«
    »Und, wie geht es dir?«
    Sie wartete ein paar Sekunden lang, weil ihr mein scherzhafter Ton nicht passte, obwohl sie daran gewöhnt war und genau wusste, dass er meist dazu diente, meine eigene Unsicherheit zu überspielen. Vielleicht empfand sie Unsicherheit allmählich als ebenso bedrohlich wie das Monster auf dem Drenther Marktplatz. »Ich versuche keine Angst mehr zu haben«, sagte sie.
    Ich lächelte sie an. Sie sah schön aus in den Strahlen der tief stehenden Sonne unter dem Sonnenschirm. Meiner früheren Freundin war, bevor sie mit einem Antikmaler nach Irland verschwand, Nels Sensibilität aufgefallen, die sich hinter ihrer Forschheit verbarg, und sie hatte mir geraten, behutsam mit ihr umzugehen. Ich wollte nichts lieber, als behutsam mit Nel umzugehen, und genauso sehr wünschte ich mir, dass sie endlich den Stacheldraht ganz aus ihrem Vorgarten räumte und dort nie mehr scharf geschossen würde.
    Valerie ging nicht ans Telefon, aber Donkers war in seiner Kanzlei in Hilversum und gab mir eine Nummer in Paris. Valerie befand sich im Hauptquartier von Yves Saint Laurent, wo sie an jenem Abend offenbar einer auserlesenen Pariser Gesellschaft eine Sonderkollektion vorführen sollte. Ich wurde zwischen Assistenten und Garderobieren hin und her verbunden und einmal glaubte ich, Tom Ford persönlich am Apparat zu haben. Ich legte nur deshalb nicht auf, weil ich wütend war.
    »Es passt mir aber gerade überhaupt nicht«, sagte Valerie, als ich sie endlich zu sprechen bekam.
    »Mir auch nicht«, erwiderte ich.
    »Hast du Neuigkeiten von Karel?«
    »Nein, aber ich weiß, was sie gerade tut. Das wäre mir schon früher klar gewesen, wenn du mir gleich gesagt hättest, dass ihr euch tatsächlich gestritten hattet und Caroline ganz außer sich war.«
    »Gestritten?«
    »Ja, wegen Carolines Vater.«
    Kälte wehte durch das Glasfaserkabel zwischen Drenthe und Paris. »Ach, das. Das war aber schon zwei Wochen her.«
    »Und deshalb nicht wichtig? Dadurch haben wir viel Zeit verloren. Erst mussten wir Dolf Romein auf den Zahn fühlen und dann nach Drenthe fahren, wo wir uns mit deinen Eltern unterhalten haben.«
    »Das hättet ihr nicht tun sollen, ich habe doch extra gesagt, dass …«
    »Du willst doch, dass wir deine Tochter finden?«
    »Ja, natürlich, aber …«
    »Deine Tochter ist auf der Suche nach ihrem Vater, nachdem Dolf Romein ihr gesagt hat, dass er es nicht ist. Meine Frage lautet, ob du Caroline erzählt hast, wer ihr richtiger Vater ist.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Kann sie von alleine dahinter kommen?«
    Valerie schwieg einen Augenblick, bevor sie verärgert antwortete: »Ich wüsste nicht, wie.«
    »Ich werde es herausfinden.«
    Ich musste die Ohren spitzen, um ihre geflüsterte Antwort zu

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