Caroline
geht mir gut, danke.«
Sie klappte das Handy zu und steckte es in die linke Tasche ihres Leinenrocks. »Caroline hat in den letzten Wochen kein Geld abgehoben und nirgendwo mit ihrer Kreditkarte bezahlt.«
Wir fanden einen Tisch unter einem Sonnenschirm am Rande der Terrasse. Kinder tobten um uns herum, aber das war immer noch besser als die Musik, die einem heutzutage überall entgegendröhnte und allmählich regelrecht zur Plage wurde. Die europäischen Geschäftsinhaber waren anscheinend durch ein gefährliches Gehirnvirus mit der Überzeugung angesteckt worden, wir alle seien auf Diskowummern und Ravepartys erpichte Teenager. In Supermärkten war es schier zum Verrücktwerden, nicht zuletzt weil die Lautstärke anscheinend von Jahr zu Jahr um dutzende Dezibel gesteigert werden musste. Immer öfter wurde ich von dem kaum zu unterdrückenden Bedürfnis gepackt, meine Beretta zu ziehen und die Lautsprecher mitsamt den offensichtlich tauben Geschäftsführern über den Haufen zu schießen.
Ein gebräunter junger Drenther nahm unsere Bestellung auf: zweimal Drenther Salat, Toast und Weißwein. Ich zündete meine erste Gauloise des Tages an und kickte einen Plastikball zurück zu einem weißblonden Dreikäsehoch.
»Wollte Eddy etwas Geschäftliches von dir?«, fragte ich.
»Ja. Er hat die Möglichkeit, eine kleine Firma zu übernehmen«, antwortete sie. »Spezialisiert auf den Schutz vor Computerspionage, nur für Stammkunden.«
»Stammkunden?«
»Ja, Firmen und Büros mit sensiblen Daten, aber auch Privatpersonen, die Angst haben, dass irgendwelche Bösewichte Kameras und Mikrofone in ihr Haus schmuggeln. Werde Stammkunde, und es kommt zweimal im Jahr jemand vorbei, um das Gebäude zu überprüfen und auf Wunsch teure Abwehrsysteme zu liefern.«
»Und Eddy möchte, dass du als Partnerin einsteigst«, vermutete ich.
»Er hat gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die südlichen Niederlande zu betreuen. Nicht alleine natürlich, das würde ich sowieso nicht machen. Ich würde Leute zur Unterstützung kriegen, die auf freiberuflicher Basis für uns Aufträge übernähmen.«
»Das Hauptquartier für die südlichen Niederlande in Rumpt?«
Sie schaute mich an. »Ich weiß noch nicht, ob ich es mache.«
»Bokhof wäre bereit, dir den Heuschober zu vermieten.«
»Ich möchte erst wissen, was genau es für mich bedeuten würde, und dann unterhalten wir beide uns darüber«, sagte Nel. »Eddy hat es allerdings sehr eilig.«
Ich nahm ihre Hand und zog sie an meine Lippen. »Ich kann dich morgen früh zum Zug nach Amsterdam bringen. Aber diese Nacht möchte ich gern mit dir hier irgendwo in einem hübschen Hotel verbringen, falls du deine Zahnbürste dabeihast.«
»Habe ich immer«, sagte Nel. »Und dann?«
»Ich bleibe noch ein Weilchen hier im Norden. Könntest du Bart für mich anrufen?«
»Hast du kein eigenes Handy?«
»Ich habe die Pistole, du das Telefon.«
CyberNel zog mit dem Gesichtsausdruck einer entnervten Sekretärin das Handy wieder hervor, in das die Nummer meines Expartners Bart Simons eingespeichert war.
Der Ober brachte die Salate und den Wein, während Nel Bart vom Landleben berichtete und ihn und seine Frau Mia einlud, uns demnächst übers Wochenende an der Linge besuchen zu kommen.
Der Salat sah aus, als wäre er schon bei Tagesanbruch auf der Chromplatte arrangiert worden, schmeckte aber gut, wie einem so vieles mundet, wenn man richtig Hunger hat.
»Ich nehme dich mit diesem Wochenendbesuch beim Wort«, sagte Bart zu mir, als ich mir Nels Handy ans Ohr hielt.
»Nel gibt manchmal sehr leichtsinnige Versprechen. Sie versucht, dich milde zu stimmen, um zu vermeiden, dass sie sich mal wieder in irgendwelche Polizeicomputer einhacken muss.«
»Herrgott«, seufzte Bart. »Was wollt ihr denn nun schon wieder?«
»Vor ungefähr sechzehn Jahren wurde ein gewisser Bertus Tons für den Mord an einer Bewohnerin des Roekenhofs verurteilt, einer Einrichtung für geistig behinderte Frauen und Mädchen in der Nähe von Zuidlaren.«
»Gehört das Heim zu den Dennenoord-Einrichtungen?«
»Nein, es ist oder war ein unabhängiges Haus, doch soweit ich weiß, sind all diese Zentren zur GGZ Groningen zusammengelegt worden, also könnte es heute auch eine Dependance sein. Meiner Meinung nach musst du dich entweder an die Landeskripo oder die Polizeidienststelle in Assen wenden.«
»Und warum sollte ich mich an sie wenden?«, fragte Bart nüchtern.
»Weil du mein bester Freund bist und ich dringend
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