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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Hengst erinnerte mit seinem glänzenden Fell und den schwellenden Muskelpaketen an eine mythische Titanengestalt. Während seine Hufe auf den Pflastersteinen scharrten und stampften, fuhr er seinen Schlauch wie den Rüssel eines Elefanten aus seinem Unterleib heraus. Die Stute zitterte und spreizte die Hinterbeine seitlich nach hinten ab, als der Riese stieg, die Spitze seines Geschlechtes voller Schaumflocken vor tierischer Lust. Wietske hob mit erfahrener Hand den Schweif der Stute beiseite und fasste mit der anderen unter Hendriks Bauch, griff den monströs geschwollenen Schlauch und führte ihn auf die Öffnung zu. Hendrik schnappte schnaubend nach dem Hals der Stute, und als er in einer Explosion von Beinen, Muskeln und Flanken nach vorn sprang, sperrte die Stute die Nüstern auf und wieherte klagend und schrill vor Todesangst und Entzücken.
    Der Anblick weckte primitive Höhlenmann-Gefühle in mir, Besitzerdrang und unverfälschte Lust. Ich schaute Nel an, Cornelia, mit ihren gebräunten Beinen unter dem olivgrünen Sommerrock, die Wölbung ihrer Brüste, die im Ausschnitt ihrer Baumwoll-Hemdbluse gegen glattes Synthetikgewebe und Spitze drückten. Ich musste mich beherrschen, um sie nicht an der Hand zu nehmen und sie mit in die Stille hinter dem Bauernhof zu führen, wo ich ihr im saftigen Groninger Gras gezeigt hätte, was ich mit anderen männlichen Tieren gemeinsam hatte und was mich von ihnen unterschied.
    Valerie hatte keine Zeit für ein Treffen, sie musste wieder nach Mailand. Doch ich bräuchte mir keine Sorgen mehr zu machen, sie habe eine Karte von Caroline bekommen, auf der stand, dass sie bei einer Freundin zu Besuch sei und in Kürze wieder nach Hause käme. Ein Sturm im Wasserglas, abgesehen davon, dass ein armer Teufel von einem Kirchenchor heruntergeworfen worden war und ein Vergewaltiger und Mörder noch immer frei herumlief.
    »Hast du die Polizei informiert?«, fragte ich.
    »Ja, natürlich.« Ihre Stimme klang demütig. »Und mich entschuldigt.«
    »Woher kam die Karte?«, fragte ich.
    »Ich bin ihr zwar manchmal böse deswegen, aber sie macht nun mal, was sie will«, sagte Valerie, ohne meine Frage zu beantworten. »Ich müsste das eigentlich von ihr gewöhnt sein, und ich selbst verhalte mich ja auch so. Es ist meine eigene Schuld. Es war dumm von mir, mich so aufzuregen und dich einzuschalten. Am besten schickst du deine Rechnung an die Kanzlei von Remco Donkers.«
    Dass sie sich aufgeregt hatte, war mir kaum aufgefallen. »Wann geht’s los nach Mailand?«, fragte ich.
    »Ich werde morgen früh abgeholt.«
    »Na, dann gute Reise.«
    »Vielen Dank.«
    Ich wollte Valerie keine Chance geben, mich auf diese Weise abzuspeisen. Ich brachte Nel in Amersfoort zum Zug nach Hause; ihr Polo stand am Bahnhof von Geldermalsen.
    Es war bereits dunkel, als ich bei Valeries Haus eintraf. Die Gardinen waren zugezogen, aber es brannte Licht. Auf der kurzen Auffahrt stand kein Auto, doch die Hoffnung, der Rechtsanwalt verbringe den Abend am Busen seiner eigenen Familie, erwies sich als Illusion. Auf mein Klingeln hin ging eine Riffelglasluke in der Tür auf und ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf sein Gesicht, bevor die Luke wieder geschlossen wurde. Die Tür blieb zu, sodass ich noch einmal schellte, diesmal länger.
    »Tut mir Leid«, sagte Donkers, als er endlich aufmachte. Es klang unaufrichtig. »Ich musste erst einen Augenblick überlegen. Was ist denn los?«
    »Ich muss mit Valerie sprechen.«
    »Dann hättest du einen Termin mit ihr vereinbaren sollen, ihr habt doch telefoniert?«
    Er trug Freizeitkleidung, Hemd und Sommerhose. »Offenbar hast du kaum ein Privatleben«, sagte ich. »Oder ist das dein Privatleben?«
    Er hielt mir eine Visitenkarte hin. »Du kannst die Rechnung an meine Kanzlei schicken, sie wird dann umgehend beglichen. Das war doch schon so weit geklärt, meine ich.«
    »Ich komme nicht wegen der Rechnung.« Ich streckte meinen Fuß nach vorn und legte die Hand gegen die Tür, als er sie zu schließen versuchte. »Ich muss sie sprechen und ich kann nicht warten, bis sie aus Mailand zurückkommt. Du brauchst mich gar nicht erst zu fragen warum, denn es ist Valeries Sache, wen sie in ihre Privatangelegenheiten einweiht und wen nicht.«
    Noch ehe ich den Satz beendet hatte, ließ er mit gelassenem Gesichtsausdruck die Tür los, drehte sich um und ging mir durch den Flur voraus. Unter der Stehlampe neben der zerwühlten Schlafcouch standen Gläser, doch Valerie stand schon auf

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