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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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tiefer und einsamer Schweigsamkeit geprägt; sie führte ihn durch das
Haus wie eine Schloßherrin, deren Gäste längst tot sind.
    Zuerst das
Souterrain, wo sie selber wohnte und das angefüllt war mit Pflanzen und jenem
Sammelsurium alter Postkarten, Messingtischchen und schwarzen geschnitzten
Möbeln, das weitgereisten englischen Damen eines bestimmten Alters und Standes
ans Herz gewachsen zu sein scheint. Ja, wenn der Circus ihr nachts etwas
mitteilen wollte, wurde sie über den Apparat im Souterrain angerufen. Ja, oben
war ein eigener Anschluß, aber nur für Gespräche vom Haus nach draußen. Das
Souterrain-Telefon hatte einen Nebenapparat droben im Eßzimmer. Dann hinauf ins
Erdgeschoß, einem wahren Heiligtum der kostspieligen Geschmacksverirrung der
Haushälterin: aufdringliche Regency-Streifen, vergoldete Stilsessel,
Plüschsofas mit Kordeleinfassung. Die Küche war unbenutzt und verwahrlost.
Dahinter lag ein verglaster Anbau, halb Treibhaus, halb Spülküche, der auf den
verwilderten Garten und den Kanal hinausging. Über den Fliesenboden verstreut:
eine alte Wäschemangel, ein Kupferkessel und Kisten mit Tonic-Water. »Wo sind
die Mikros, Millie?« fragte Smiley, als sie wieder im Wohnzimmer waren.
    Paarweise
angebracht, murmelte Millie, hinter der Tapete eingelassen, zwei Paar in jedem
Raum im Erdgeschoß, je ein Paar in jedem der oberen Räume. Jedes Paar war mit
einem eigenen Aufnahmegerät verbunden. Er folgte Millie die steile Treppe
hinauf. Das oberste Stockwerk war unmöbliert, mit Ausnahme eines Dachzimmers,
das einen grauen Stahlrahmen mit acht Bandgeräten enthielt, vier oben, vier
unten. »Und Jefferson weiß über das alles Bescheid?« Mr. Jefferson, sagte
Millie steif, werde auf Vertrauensbasis behandelt. Dies war der deutlichste
Ausdruck ihrer Mißbilligung Smileys oder ihrer Ehrfurcht vor der christlichen
Ethik, den sie sich gestattete.
    Als sie
wieder unten waren, zeigte sie ihm die Schalter, mit denen das System zu
bedienen war. Es waren Doppelschalter. Wenn Mr. Jefferson oder einer der
Jungens, wie sie sich ausdrückte, etwas aufnehmen wollten, mußte er nur
hingehen und die linke Schalttaste hinunterdrücken. Sodann war die Anlage auf
Aufnahme gestellt; das Band begann jedoch erst zu laufen, sobald jemand
sprach.
    »Und wo
sind Sie, Millie, während das alles vor sich geht?« Sie bleibe unten, sagte
sie, als wäre das der Platz einer Frau. Smiley öffnete Schränke und Schubladen,
ging von einem Zimmer zum anderen. Dann wieder zurück in die Spülküche mit dem
Blick auf den Kanal. Er nahm eine Taschenlampe und funkte einen Lichtstrahl in
die Dunkelheit des Gartens.
    »Wie sind
die Sicherheitsvorkehrungen?« fragte Smiley und befingerte gedankenvoll den
Lichtschalter an der Tür des Wohnzimmers.
    Ihre
Antwort kam monoton wie eine Litanei: »Zwei volle Milchflaschen auf der
Türschwelle, dann kann man reinkommen und alles ist in Ordnung. Keine
Milchflaschen, dann darf man nicht reinkommen.« Aus der Richtung des Glashauses
kam ein schwaches Klopfen. Smiley ging wieder zurück in die Spülküche, öffnete
die Glastür, führte ein hastig geflüstertes Gespräch und kam mit Peter Guillam
herein. »Sie kennen Peter, nicht wahr, Millie?« Es blieb dahingestellt, ob
Millie ihn kannte, ihre kleinen harten Augen hatten sich voll Verachtung auf
ihn geheftet. Er studierte die Schaltanlage und tastete dabei in seiner Tasche.
»Was tut er da? Er darf das nicht tun. Verbieten Sie es ihm.« Wenn sie Bedenken
hege, sagte Smiley, solle sie über den Apparat im Souterrain Lacon anrufen.
Millie McCraig rührte sich nicht, aber zwei rote Flecken waren auf ihren
ledrigen Wangen erschienen, und sie schnalzte ärgerlich mit den Fingern.
Guillam hatte inzwischen mit einem kleinen Schraubenzieher die Schrauben zu
beiden Seiten der Plastikverkleidung entfernt und sah sich die
dahinterliegenden Drähte an. Dann drehte er sehr vorsichtig de linke Taste um
hundertachtzig Grad, wobei er die Drähte entsprechend verbog und schraubte die
Verkleidung wieder auf; die übrigen Tasten ließ er unberührt.
    »Probieren
wir's mal aus«, sagte Guillam, und während Smiley hinaufging, um das Bandgerät
zu kontrollieren, sang Guillam >Old Man River< mit der grollenden
Baßstimme Paul Robesons. »Vielen Dank«, sagte Smiley und schauderte, »das
genügt vollauf.« Millie war ins Souterrain hinuntergegangen, um Lacon anzurufen.
Smiley richtete in aller Ruhe die Bühne her. Er stellte die Telefone neben
einen Sessel im

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