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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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Wohnzimmer, dann machte er sich den Rückzug in die Spülküche
frei. Er holte zwei volle Milchflaschen aus der Coca-Cola-Kühlbox in der Küche
und stellte sie vor die Tür, um im McCraigschen Esperanto zu sagen, daß sie
hereinkommen könnten und alles in Ordnung sei. Er zog die Schuhe aus, trug sie
in die Spülküche, machte alle Lichter aus und hatte gerade seinen Posten im
Sessel bezogen, als Mendel seinen Kontrollanruf tätigte.
    Guillam
hatte währenddessen auf dem Treidelpfad die Überwachung des Hauses wieder
aufgenommen. Dieser Pfad wird eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit für die
Öffentlichkeit gesperrt; danach dient er sowohl als Stelldichein für Liebespaare
wie als Asyl für Clochards; beiden ist, wenn auch aus verschiedenen Gründen,
die Dunkelheit unter den Brücken lieb. In dieser kalten Nacht sah Guillam
jedoch keinen Menschen. Dann und wann raste ein unbesetzter Zug vorbei und
hinterließ eine noch größere Leere. Seine Nerven waren so gespannt, seine
Erwartungen so mannigfach, daß er einen Augenblick lang die ganze Szenerie dieser
Nacht in apokalyptischen Bildern sah: die Signale auf der Eisenbahnbrücke
wurden zu Galgen, die victorianischen Lagerhäuser mit ihren vergitterten
Fenstern und Gewölben, die sich vor dem dunstigen Himmel abzeichneten, zu
gigantischen Gefängnissen. Nahebei das Rascheln von Ratten und der Gestank von
Brackwasser. Dann erloschen die Lichter im Wohnzimmer, und das Haus lag im Dunkeln,
mit Ausnahme der gelblichen Ritzen zu beiden Seiten von Millies
Souterrain-Fenster. Aus der Spülküche winkte ihm ein dünner Lichtstrahl über
den ungepflegten Garten hinweg. Er nahm eine Füllhalter-Lampe aus der Tasche,
entfernte die silberne Kappe, visierte mit zitternden Fingern den Punkt an, von
dem das Licht gekommen war und signalisierte zurück. Von jetzt an konnten sie
nur noch warten.
     
    Tarr warf
das eingegangene Telegramm Ben zu, zusammen mit der Codeliste zum einmaligen
Gebrauch aus dem Safe. »Los«, sagte er, »verdienen Sie Ihr Geld, Trennen Sie's
auf.«
    »Es ist an
Sie persönlich«, wandte Ben ein. »Sehen Sie. Persönlich von Alleline nur vom
Adressaten zu entschlüsseln. < Ich darf es nicht anfassen. Es ist topsecret.«
    »Tun Sie,
was er sagt, Ben«, sagte Mackelvore und beobachtete Tarr.
    Zehn
Minuten lang wurde zwischen den drei Männern kein Wort gesprochen. Tarr stand
am anderen Ende des Raums, sehr nervös vom Warten. Die Kanone hatte er in den
Hosenbund gesteckt, Kolben nach innen, zur Leiste. Seine Jacke lag über einem
Stuhl. Der Schweiß hatte sein Hemd am ganzen Rücken festgeklebt. Ben las mit
Hilfe eines Lineals die Zahlengruppen ab und schrieb seine Ergebnisse
sorgfältig auf einen Zeichenblock mit Maßeinteilung, der vor ihm lag. Zwecks
besserer Konzentration hatte er die Zunge gegen die Zähne gepreßt, und jetzt
zog er sie mit einem leisen Schnalzen zurück. Dann legte er den Stift weg und
reichte Tarr das Abreißblatt. »Lesen Sie vor«, sagte Tarr.
    Bens
Stimme war freundlich und ein bißchen erregt. »>Persönlich an Tarr von
Alleline, nur vom Adressaten zu entschlüsseln. Verlange entschieden Aufklärung
bzw. Proben vor Erfüllung Ihrer Forderung. Information in Anführung
lebenswichtig für Sicherheit der Dienststelle Abführung nicht qualifiziert.
Bedenken Sie Ihre ungünstige Position hier infolge schimpflichen Verschwindens
stop Mackelvore ist unverzüglich ins Bild zu setzen wiederhole unverzüglich
stop Chef. <«
    Ben war
noch nicht ganz zu Ende, als Tarr bereits seltsam unbeherrscht zu lachen
begann.
    »So ist's
richtig, Percy-Boy!« schrie er. »Ja wiederhole nein! Wissen Sie, warum er
mauert, Herzenslieben? Er nimmt Maß, um mich in den Rücken zu schießen! Genauso
hat er mein Ruskimädel erwischt. Wieder seine alte Masche, dieser gemeine Hund.«
Er zauste Bens Haar, schrie ihn an, lachte: »Ich warne Sie, Ben: in diesem
Laden stecken ein paar ganz falsche Fuffziger, also traun Sie keinem einzigen
von ihnen, lassen Sie sich's gesagt sein, oder Sie werden nie groß und stark
werden!«
     
    Im dunklen
Wohnzimmer wartete auch Smiley, er saß allein im unbequemen Sessel der
Haushälterin, die Hörmuschel des Telefons schmerzhaft gegen den Kopf geklemmt.
Dann und wann murmelte er etwas, und Mendel murmelte zurück, meist jedoch
verband sie das Schweigen. Seine Stimmung war mäßig, sogar ein bißchen trübe.
Wie ein Schauspieler hatte er Lampenfieber, ehe der Vorhang hochging, ein
Gefühl, als ob alles Große plötzlich zu einem

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