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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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bis zum
Absprung normal wirken. Ich wartete bis zum Abend, dann stieß ich noch mal
nach.« Smileys verschleierter Blick heftete sich auf das blasse Gesicht vor
ihm.
    »Sie
bekamen natürlich Bestätigung?« fragte er. »>In Bearbeitung<. Sonst
nichts. Ich habe die ganze verdammte Nacht wie auf Kohlen gesessen. Bei
Tagesanbruch noch immer keine Antwort. Ich dachte: vielleicht ist die
RAF-Maschine schon unterwegs. London macht's gründlich, dachte ich, knüpfen
erst sämtliche Fäden, bevor sie mir grünes Licht geben. Ich meine, wenn man so
weit von ihnen entfernt ist, muß man
einfach glauben, daß sie's richtig machen. Was immer man von ihnen hält, daran muß man glauben. Und ich meine, ab und zu machen sie's
tatsächlich richtig, stimmt's, Mr. Guillam?« Niemand kam ihm zu Hilfe.
    »Ich habe
mir Sorgen wegen Irina gemacht, verstehen Sie? Noch einen Tag, und sie würde
schlappmachen. Endlich kam die Antwort. Es war überhaupt keine Antwort. Es war
Verzögerungstaktik: >Teilen Sie uns mit, in welchen Abteilungen sie
gearbeitet hat, die Namen früherer Kontakte und Bekannte innerhalb der Moskauer
Zentrale, wie ihr jetziger Boß heißt, Eintrittsdatum in Zentrale. < Herrje,
ich weiß nicht mehr, was noch alles. Ich setzte schnell eine Antwort auf, denn
ich war für drei Uhr mit ihr verabredet, drunten an der Kirche . . .«
    »An
welcher Kirche?« Wieder Smiley.
    »Englische
Baptisten, Kennedy Road.« Zu jedermanns Erstaunen errötete Tarr aufs neue. »Sie
ging so gern hinein. Nicht zum Gottesdienst, nur so'n bißchen rumschnuppern.
Ich lungere am Eingang herum, aber sie kreuzt nicht auf. War das erste Mal, daß
sie eine Verabredung nicht eingehalten hat. Unser Ausweich-Treff war drei
Stunden später oben auf dem Hügel, danach jeweils zwei Minuten vor der vollen
Stunde an der Kirche, bis es klappen würde. Falls sie in Schwierigkeiten wäre,
würde sie ihren Badeanzug vors Fenster legen. Sie war eine leidenschaftliche
Schwimmerin, ging alle Tage schwimmen. Ich rase zum Alexandra, kein Badeanzug. Ich mußte zweieinhalb Stunden totschlagen. Ich konnte
nichts anderes mehr tun als nur warten.«
    Smiley
sagte: »Welchen Vermerk hatte das Telegramm der Zentrale an Sie?«
    »Dringend.«
    »Aber
Ihres war ein Blitztelegramm.«
    »Meine
beiden waren Blitze.«
    »Trug das
Telegramm aus London eine Unterschrift?« Guillam schaltete sich ein: »Das ist
nicht mehr üblich. Außenstehende haben immer mit London Station allgemein zu
tun.«
    »Hieß es
>Persönlich entschlüsseln?«
    »Nein«,
sagte Guillam. Sie warteten, bis Tarr fortfuhr.
    »Ich trieb
mich in Thesingers Büro herum, aber dort erfreute ich mich keiner besonderen
Beliebtheit, er hält nichts von Skalpjägern und er hatte eine große Sache auf
dem chinesischen Festland laufen und fürchtete offenbar, ich würde
dazwischenfunken.
    Also
setzte ich mich in ein Cafe, und dort fiel mir ein, ich könnte zum Flugplatz
hinunterschauen. Es war nur ein Einfall: wie man sich sagt, >eigentlich
könnte ich ins Kino gehen<. Ich setzte mit der Fähre über, nahm ein Taxi und
wies den Chauffeur an, zu fahren wie der Teufel. Dann hat es sich zu einer Art
Panik ausgewachsen. Ich drängte mich an der Auskunft vor und fragte nach
sämtlichen Flügen nach oder aus Rußland. Ich bin fast verrückt geworden,
während sie die Fluglisten durchgingen, und habe die chinesischen Clerks
angebrüllt, aber die letzte Maschine war bereits gestern gestartet, und die
nächste ging an diesem Abend um sechs. Aber jetzt hatte mich diese Ahnung
gepackt. Ich mußte Gewißheit haben. Wie stand es mit Chartermaschinen, mit
außerplanmäßigen Flügen, Fracht-, Sondermaschinen? War seit gestern vormittag
nichts, wirklich gar nichts nach Moskau abgeflogen?
Dann rückt diese Kleine mit der Antwort heraus, eine der chinesischen
Hostessen. Ich gefalle ihr, verstehen Sie. Sie tut mir einen Gefallen. Eine
außerplanmäßige Sowjetmaschine war vor zwei Stunden gestartet. Mit nur vier
Passagieren an Bord. Die Attraktion war eine kranke Frau gewesen. Eine Dame. Im
Koma. Sie mußte auf einer Bahre zum Flugzeug gebracht werden, und ihr Gesicht
war mit Bandagen umwickelt. In ihrer Begleitung waren zwei Krankenpfleger und
ein Arzt. Das war die ganze Reisegesellschaft. Ich rief als letzte Hoffnung das Alexandra an. Weder Irina noch ihr
sogenannter Ehemann waren offiziell abgereist, aber aus ihrem Zimmer kam keine
Antwort. Das windige Hotel wußte nicht mal, daß sie fort waren.«
    Vielleicht
hatte die Musik schon eine

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