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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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Sachen
so an sich haben - lassen Sie mich zu Ende reden, Oliver, ich mach's nicht
häufig so lang.«
    »Mein
lieber Freund«, sagte Lacon errötend. »Machen Sie's so lang, wie Sie wollen«,
was Strickland von neuem aufstöhnen ließ.
    »Seine
Gruppe zersplitterte, zerstritt sich. Wladimir hatte es eilig und wollte alle
Fraktionen unter einen Hut bringen. Die Fraktionen aber hatten ihre eigenen
althergebrachten Interessen und konnten sich nicht einigen. Es kam zu einer
regelrechten Schlacht, einige Köpfe gingen zu Bruch, und die Franzosen haben
ihn hinausgeworfen. Wir brachten ihn, zusammen mit ein paar von seinen
Leutnants, nach London. Wladimir hat sich im Alter wieder der evangelischen
Religion seiner Vorfahren zugewandt und den marxistischen Retter gegen den
christlichen Messias vertauscht. Soviel ich weiß, sollten wir dergleichen Wandlungen
fördern. Oder vielleicht entspricht das nicht mehr den heutigen Richtlinien.
Jetzt ist er ermordet worden. Soviel zum Thema Wladimirs Background. Und
nun, warum bin ich hier?« Das Anschlagen der Türklingel hätte nicht gelegener
kommen können. Lacon war noch immer rosenrot, und Smiley putzte wieder einmal
schwer atmend seine Brille. Ehrfurchtsvoll stand Mostyn, der Jünger, auf, hakte
die Kette aus und ließ einen hochgewachsenen Boten in Motarradfahrerkluft ein,
einen schwarzen Engel, der einen Bund Schlüssel in seiner behandschuhten Hand
schwang. Ehrfurchtsvoll brachte Mostyn die Schlüssel zu Strickland, der
quittierte und einen Eintrag in sein Logbuch machte. Nach einem langen und fast
liebevollen Blick auf Smiley entfernte sich der Bote, und Smiley blieb mit dem
schuldbewußten Gefühl zurück, daß er den Mann auch in seiner jetzigen
Verkleidung hätte erkennen müssen. Doch Smiley hatte drückendere Sorgen. Ohne
jede Ehrfurcht ließ Strickland die Schlüssel in Lacons offene Hand fallen.
    »Also
schön, Mostyn, sagen Sie's ihm!« dröhnte Lacon plötzlich und zog damit,
erwünscht oder unerwünscht, einen Schlußstrich unter Smileys bittere Tirade.
»Sagen Sie's ihm, mit Ihren eigenen Worten.«
     

5
     
     
     
     
    Mostyn
saß in seltsamer Starre da. Er sprach leise. Lacon hatte sich zum Zuhören in
eine Ecke verzogen und die Hände wie ein Richter unter der Nase gefaltet. Doch
Strickland hatte sich bolzengerade aufgesetzt und schien, genau wie Mostyn
selber es tat, die Worte des Jungen nach Ausrutschern abzupatrouillieren.
»Wladimir rief den Circus heute zur Lunchzeit an, Sir«, begann Mostyn, wobei einigermaßen
unklar blieb, an welchen »Sir« er sich wandte. »Ich war gerade der
Diensthabende im Zwinger und nahm den Anruf entgegen.«
    Strickland
verbesserte ihn mit unschöner Hast: »Sie meinen, gestern. Immer
präzise, wenn ich bitten darf.«
    »Verzeihung,
Sir. Gestern«, sagte Mostyn.
    »Passen
Sie besser auf«, mahnte Strickland.
    Diensthabender
im Zwinger sein,  erklärte Mostyn, bedeute kaum mehr, als die Mittagslücke
füllen und bei Büroschluß Schreibtische und Papierkörbe kontrollieren. Das
Personal des Zwinger sei zu unerfahren für den Nachtdienst, und so sehe der
Dienstplan nur die Lunchzeit und den Abend vor.
    Und
Wladimir, wiederholte er, habe zur Lunchzeit angerufen, über die Lebensleitung.
    »Lebensleitung?« wiederholte Smiley ratlos. »Ich glaube nicht, daß ich genau weiß, was
darunter zu verstehen ist.«
    »So
heißt unser Kontaksystem mit toten Agenten, Sir«, sagte Mostyn, legte dann die
Finger an die Schläfen und flüsterte: »Oh mein Gott.« Er nahm einen neuen
Anlauf: »Ich meine, ausgediente Agenten, die immer noch auf der
Unterstützungliste stehen, Sir«, sagte Mostyn gequält.
    »Er
hat also angerufen und Sie haben abgehoben«, sagte Smiley freundlich. »Um
wieviel Uhr war das?«
    »Genau
um ein Uhr fünfzehn, Sir. Der Zwinger sieht aus wie eine Zeitungsredaktion,
verstehen Sie. Zwölf Schreibtische und der Hühnerkäfig des Abteilungsleiters am
Ende, mit einer Glaswand zwischen uns und ihm. Die Lebensleitung ist in einem
verschlossenen Kasten, und normalerweise hat der Abteilungsleiter den
Schlüssel dazu. Aber zur Mittagszeit gibt er ihn dem Diensthund. Ich habe den
Kasten aufgesperrt und dann diese fremdländische Stimme >Hallo< sagen
hören.«
    »Machen
Sie schon weiter, Mostyn«, knurrte Strickland.
    »Ich
habe auch nur >Hallo< gesagt, Mr. Smiley. Mehr tun wir nicht. Wir nennen
keine Nummer. Er sagte: >Hier ist Gregory, ich will Max sprechen. Ich habe
etwas sehr Dringendes für ihn. Bitte, holen Sie sofort Max.<

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