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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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werden dabei
erschossen, nicht wahr, Toby? Hier liegt der Haken, verstehen Sie. Ursache und
Wirkung. Eines Tages streitet Toby sich mit Wladimir, und am nächsten Tag wird
Wladimir mit einer russischen Waffe erschossen. Die Polizei spricht in solchen
Fällen von einer peinlichen Verkettung der Ereignisse. Wir übrigens auch.«
    »George, sind Sie verrückt? Was zum
Teufel soll das mit dem Streit? Ich sage Ihnen doch: Ich habe nie im Leben mit
dem alten Mann Streit gehabt!«
    »Mikhel sagt, Sie hätten.«
    »Mikhel? Sie haben sich bei Mikhel erkundigt?«
    »Laut Mikhel war der alte Mann sehr
erzürnt über Sie. >Hector taugt nichts<, habe Wladimir ihm wiederholt
gesagt. Er zitierte Wladimir wörtlich. >Hector taugt nichts.< Mikhel war
sehr erstaunt. Wladimir hatte immer große Stücke auf Sie gehalten. Mikhel
konnte sich nicht vorstellen, welche Geschichte zwischen Ihnen beiden einen so
ernsthaften Umschwung verursacht haben mochte. >Hector taugt nichts.< Warum taugten Sie nichts, Toby? Was ist passiert, warum ereiferte Wladimir sich
derart über Sie? Ich möchte es der Polizei gern verschweigen, wenn irgend
möglich, verstehen Sie. Um unser aller willen.«
    Doch der Außenmann in Toby
Esterhase war jetzt voll erwacht, und er wußte, daß Verhöre, genau wie
Schlachten, niemals gewonnen, immer nur verloren werden.
    »George, das ist doch absurd«,
erklärte er, eher mitleidig als gekränkt. »Ich meine, ein Blinder sieht, daß
Sie mich zum besten halten. Oder? Ein alter Mann baut Luftschlösser, und damit wollen
Sie gleich zur Polizei laufen? Hat Lacon Sie dafür angeheuert? Ist das der
Aufwasch, den Sie besorgen sollen? George?«
    Diesmal schien das lange Schweigen
irgendeinen Entschluß in Smiley gezeitigt zu haben, und als er wieder sprach,
klang es, als habe er es eilig. Sein Tonfall war bündig, sogar ungeduldig.
    »Wladimir suchte Sie auf. Ich weiß
nicht, wann, aber in den letzten Wochen. Entweder Sie trafen ihn, oder es war
ein Telefongespräch - zwischen zwei öffentlichen Fernsprechzellen oder was
immer die Abmachung war. Er bat Sie, etwas für ihn zu erledigen; Sie lehnten
ab. Deshalb verlangte er Max, als er Freitagabend im Circus anrief. Er hatte
Hectors Antwort bereits erhalten, und sie lautete >nein<. Das ist auch
der Grund, warum Hector >nichts taugt<. Sie haben ihn abgewimmelt.«
    Diesmal unternahm Toby keinen
Versuch zu unterbrechen.
    »Und, wenn ich das sagen darf, Sie
haben Angst!« fuhr Smiley fort und blickte geflissentlich nicht auf die Beule
in Tobys Jakkett. »Sie wissen ziemlich genau, wer Wladimir tötete und glauben,
man könne Sie gleichfalls töten. Ja, Sie hielten es sogar für möglich, daß ich
der falsche Engel sein könnte.« Er wartete, aber Toby erhob keinen Einspruch.
Smileys Ton wurde milder. »Toby, Sie erinnern sich, was wir in Sarratt
immer sagten - daß Angst gleich Information ohne Daumenschrauben sei. Daß wir
sie würdigen sollten. Nun, ich würdige Ihre Angst, Toby. Ich möchte mehr
darüber wissen. Woher sie kam. Ob ich sie teilen sollte. Weiter nichts.«
    Toby Esterhase stand noch immer an
der Tür, preßte jetzt die Handflächen gegen die Füllung und musterte Smiley mit
höchster Aufmerksamkeit und ohne die geringste Lockerung seiner gespannten
Haltung. Er mühte sich sogar, durch die Tiefe und den fragenden Ausdruck seines
Blicks klarzumachen, daß seine Besorgnis jetzt eher Smiley gelte, als seiner
eigenen Person. Danach trat er, auch dies mit allen Anzeichen der Wohlgewogenheit,
einen Schritt, dann zwei Schritte ins Zimmer - aber zögernd, etwa so, wie man
das Krankenhauszimmer eines darniederliegenden Freundes betritt. Erst dann,
und mit einer recht passablen Imitation des mitfühlenden Besuchers, reagierte
er auf Smileys Anschuldigung mit einer höchst treffenden Frage, einer Frage,
über die Smiley selber zufällig während der vergangenen beiden Tage weidlich
gegrübelt hatte.
    »George. Bitte beantworten Sie mir
eins. Wer spricht hier eigentlich? George Smiley? Oliver Lacon? Mikhel? Wer
spricht, bitte?« Als er nicht sofort Antwort erhielt, setzte er seinen Vormarsch
bis zu einem schäbigen seidenbezogenen Taburett fort, wo er sich adrett wie
eine Katze niederließ, eine Hand auf jedem Knie. »Denn für einen beauftragten
Vertreter, George, stellen Sie ein paar verdammt unbeauftragte Fragen, das
erstaunt mich. Ich finde, Sie benehmen sich ziemlich unbeauftragt.«
    »Sie haben Wladimir gesehen und mit
ihm gesprochen. Was ist passiert?« fragte Smiley, völlig

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