Carre, John le
steifem Rücken und schaute
gerade vor sich hin. Ihre Hände lagen zu beiden Seiten der Schreibmaschine,
während Avery sich ungeschickt vorneigte. Er dachte daran, seine Hand unter
ihren Arm zu schieben und ihre Brust zu berühren, aber er tat es nicht. Beide zogen
sich sanft zurück, trennten sich und waren wieder allein. Avery stand auf.
»Ihre Frau
hat angerufen«, sagte sie. »Ich sagte ihr, Sie seien in der Konferenz. Sie
möchte Sie dringend sprechen.«
»Danke. Ich bin schon unterwegs.«
»John, was ist los? Was soll das
Ganze mit dem Rondell? Was hat Leclerc vor?«
»Ich
dachte, Sie wüßten es. Er sagte, er habe Sie auf die Liste gesetzt.«
»Das meine
ich nicht. Warum lügt er Sie wieder an? Er hat ein Memorandum für Control
diktiert, in dem von irgendeinem Trainingsplan die Rede ist, und daß Sie ins
Ausland fahren. Pine hat es abgeliefert. Leclerc hat sich wie ein Verrückter
wegen der Pension von Mrs. Taylor aufgeführt, nach Präzedenzfällen gesucht,
und der Himmel weiß, was noch alles. Sogar das Gesuch ist streng geheim. Er
baut wieder eines seiner Kartenhäuser, John, ich weiß es. Wer, zum Beispiel,
ist Leiser?«
»Sie
dürfen es nicht wissen. Er ist ein Agent, ein Pole.«
»Arbeitet
er fürs Rondell?« Sie wechselte ihre Spur. »Also warum fahren Sie? Das ist
ein anderer Punkt, den ich nicht verstehe. Warum mußte Taylor wegen dieser
Sache fahren? Wenn das Rondell in Finnland Kuriere hat, warum haben wir sie
nicht von allem Anfang an benützen können? Warum den armen Taylor schicken?
Sogar jetzt noch könnte das AA die Sache bereinigen. Ich bin sicher, daß sie
das könnten. Er will dem Rondell einfach nicht die Möglichkeit dazu geben: Er
versteift sich darauf, Sie zu schicken.«
»Sie
verstehen das nicht«, sagte Avery kurz. »Was anderes«, fragte sie, als er sich
zum Gehen wandte. »Warum haßt Adrian Haldane Sie so sehr?« Er besuchte die
Buchhaltung und nahm dann ein Taxi zum Rondell. Leclerc hatte gesagt, er könne
es verrechnen. Er war darüber verärgert, daß ihn Sarah gerade in einem
solchen Augenblick zu erreichen versuchte. Er hatte ihr verboten, ihn jemals
im Büro anzurufen. Leclerc war der Meinung, das sei ein Sicherheitsrisiko.
»Was haben
Sie in Oxford studiert? Es war Oxford, nicht wahr?« fragte Smiley und bot ihm
eine ziemlich zerdrückte Zigarette aus einem Zehnerpaket an. »Sprachen.« Avery
klopfte seine Taschen nach einem Streichholz ab. »Deutsch und Italienisch.« Als
Smiley nichts sagte, fügte er hinzu: »Deutsch im Hauptfach.« Smiley war ein
kleiner, zerstreuter Mann mit dicken Fingern. Er hatte eine düstere,
ausweichende Art, als fühle er sich unbehaglich. Was immer Avery erwartet hatte
- das war es nicht.
»Na ja, na ja.« Smiley nickte sich
selbst zu, ein sehr persönlicher Kommentar. »Ich glaube, es handelt sich um
einen Kurier in Helsinki. Sie wollen ihm einen Film übergeben. Es ist ein
Trainingskurs.«
»Ja.«
»Das ist eine höchst ungewöhnliche
Bitte. Sind Sie sicher... wissen Sie, wie lang der Film ist?«
»Nein.« Lange Pause.
»Sie sollten versuchen, das in
Erfahrung zu bringen«, sagte Smiley freundlich. »Ich halte es für möglich, daß
der Kurier ihn verstecken möchte, wissen Sie.«
»Tut mir leid.«
»Ach, das macht nichts.«
Das Ganze
erinnerte Avery an Sitzungen mit seinem Lehrer in Oxford, bei denen er seine
Aufsätze vorlas.
»Vielleicht«,
sagte Smiley nachdenklich, »kann ich Ihnen das eine sagen. Ich bin überzeugt,
daß Leclerc es schon von Control erfahren hat. Wir wollen Ihnen jede
Unterstützung geben, zu der wir fähig sind - jede mögliche Unterstützung.« Mit
der seltsamen Unaufrichtigkeit, die allen seinen Äußerungen anzuhaften schien,
murmelte er: »Es gab eine Zeit, in der sich unsere Organisationen Konkurrenz
gemacht haben. Ich habe das immer sehr schmerzlich empfunden. Aber ich dachte
mir, Sie könnten mir vielleicht ein wenig erzählen, nur ein klein wenig...
Control war so erpicht darauf zu helfen. Es wäre uns furchtbar unangenehm,
aus Unwissenheit etwas Falsches zu tun.«
»Es ist
eine Schulungsübung. Mit voller Ausrüstung. Ich weiß selbst nichts Genaues
darüber.«
»Wir wollen
helfen«, wiederholte Smiley. »Gegen welches Land ist die Aktion gerichtet,
gegen welches angenommene Land?«
»Ich weiß
nicht. Ich spiele nur eine kleine Rolle. Es handelt sich um eine Übung.«
»Aber wenn
es sich um eine Übung handelt, warum dann soviel Heimlichkeit?«
»Nun ja -
Deutschland«, sagte
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