Carre, John le
Leuchtkäfer«,
hatte die Waise ihm einmal zugeflüstert, als sie sich wütend über ihre Kindheit
ausließ, »schleppen das verdammte Feuer auf dem Buckel mit.« Operativ gesehen
war Tius Erscheinen, wie Jerry sofort erkannte, ein Geschenk des Himmel. Wenn
hier Informationen an Kos Adresse gelangen sollten, so war Tiu ein unendlich
geeigneterer Kanal dafür, als Lizzie Worthington jemals zu sein erhoffen
durfte.
Sie war mit Tiu-Küssen fertig und reichte ihn an Jerry weiter. »Mr.
Tiu, Sie sind mein Zeuge«, erklärte sie im Verschwörerton. »Sie müssen sich
jedes Wort merken, das ich sage. Jerry, machen Sie einfach weiter, ganz als
wäre er gar nicht hier. Ich meine, Mr. Tiu ist verschwiegen wie das Grab, nicht
wahr, darling«, sagte sie und küßte ihn abermals. »Es ist so aufregend«, wiederholte sie,
und dann machten sie es sich zu einem freundschaftlichen Schwatz gemütlich.
»Also, worauf sind Sie aus, Mr. Wessby?« erkundigte Tiu sich vollendet
liebenswürdig, während er in sein Rindfleisch einhieb. »Sie sind
Pferdeschreiber, warum hübsche Mädchen nicht in Ruhe lassen, okay?«
»Gute Frage, altes Haus! Gute Frage. Pferde viel sicherer, okay?« Sie
lachten alle drei ausgiebig, ohne einander anzusehen. Der Kellner stellte eine
halbe Flasche Black Label vor ihm auf den Tisch. Tiu entkorkte sie und
schnüffelte kritisch daran, ehe er eingoß.
»Er ist auf Ricardo aus, Mr. Tiu, verstehen Sie das? Er glaubt, Ricardo sei am Leben. Ist das nicht wundervoll? Ich
meine, ich empfinde jetzt nicht die Spur mehr für Ric, natürlich nicht, aber es
wäre doch nett, ihn wieder bei uns zu haben. Denken Sie nur an die Party, die
wir geben könnten!«
»Hat Liese Ihnen das erzählt?« fragte Tiu und goß sich drei Finger hoch
Whisky ein. Hat sie ihnen erzählt, es gibt Ricardo noch?«
»Wer, alter Junge, sollnmir's erzählt haben? Hab' den Namen nicht
mitgekriegt.«
Tiu deutete mit einem Eßstäbchen auf Lizzie. »Hat sie Ihnen erzählt, er
lebt? Dieser Pilot da? Dieser Ricardo? Hat Liese das gesagt?«
»Ich gebe meine Quellen nie preis, Mr. Tiu«, sagte Jerry ebenso
liebenswürdig. »Journalistentrick. So sieht's aus, als hätte man selbst was
rausgefunden«, erklärte er.
Tiu lachte aufs neue, aber Lizzie lachte noch lauter. Wieder verließ
sie die Besonnenheit. Vielleicht kommt es vom Alkohol, dachte Jerry, oder
vielleicht hat sie's mit stärkerem Tobak, und der Alkohol hat die Wirkung noch
erhöht. Und wenn er mich noch einmal Pferdeschreiber nennt, könnte es sein, daß
mir der Gaul durchgeht.
Wiederum Lizzie, Salondame in einem Gesellschaftsstück: »Mr. Tiu,
Ricardo war ein Glückspilz. Bedenken Sie nur, was er alles hatte. Indocharter, mich, alle Welt. Ich
war da und arbeitete für diese kleine Fluggesellschaft - reizende Chinesen,
Bekannte von Daddy -, und Ricardo war, wie alle diese Flieger, als
Geschäftsmann hoffnungslos. Geriet in gräßliche Schulden« - eine Handbewegung bezog Jerry in die Szene mit ein -, »mein
Gott, er hat sogar versucht, mich in eines von seinen Projekten hineinzuziehen, können Sie sich das
vorstellen! Whisky verkaufen, also bitte. Und plötzlich fanden meine reizenden
närrischen chinesischen Freunde, daß sie noch einen Charter-Piloten brauchten.
Sie beglichen seine Schulden, setzten ihm ein Gehalt aus, gaben ihm eine alte
Kiste zu fliegen -«
Nun tat Jerry den ersten von mehreren nicht mehr rückgängig zu
machenden Schritten:
»Als Ricardo verscholl, flog er keine alte Kiste. Er flog eine
nagelneue Beechcraft«, berichtigte er sie mit voller Überlegung. »Indocharter
hatte nie eine Beechcraft im Besitz. Auch heute nicht. Mein Redakteur hat das
alles genau nachgeprüft, fragen Sie mich nicht, wie Indocharter hat nie eine
Beechcraft gemietet, nie eine gepachtet, nie eine durch Absturz verloren.« Tiu
mußte wieder schallend lachen.
Tiu ist ein eiskalter Bischof, Eminenz, hatte Craw gewarnt. Hat Monsignore
Kos Diözese in San Francisco fünf Jahre lang mit beispielhafter Tüchtigkeit
geleitet, und das Schlimmste, was die Rauchgiftzwerge ihm anhängen konnten,
war, daß er an einem Feiertag seinen Rolls-Royce gewaschen hat.
»Heh, Mr. Wessby, vielleicht hat Lizzie eine für sie geklaut!« rief Tiu
mit seinem halb amerikanischen Akzent. »Vielleicht ist sie nachts losgezogen
und hat Flugzeuge von anderen Gesellschaften geklaut.«
»Mr. Tiu, das ist aber sehr garstig von Ihnen!« schalt Lizzie. »Wie
gefällt Ihnen das, Pferdeschreiber? Wie?« Die Heiterkeit an ihrem
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