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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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der Stadt. Feierte in Gesellschaft einiger
chinesischer Herren. Ein Puff nach dem anderen. Dann verliert sich seine Spur.
Bis heute nacht.«
    »Die Bank setzt eine Belohnung von fünfzigtausend Dollar aus«, sagte
der Würdige.
    »Hongkong oder US?« sagte Luke, während er weiterschrieb.
    Der Würdige sagte »Hongkong« - sehr scharf.
    »Macht mal halblang, ihr Jungens«, warnte der Rocker. »Er hat eine
kranke Frau im Stanley Hospital, und er hat Kinder - «
    »Und die Bank hat einen Ruf zu verlieren«, sagte der Würdige.
    »Das soll unsere vornehmste Sorge sein«, sagte Luke.
    Eine halbe Stunde danach gingen sie, vom Feld war noch immer nichts zu
sehen.
    »Danke«, sagte Luke zum Superintendent.
    »Keine Ursache«, sagte der Rocker. Sein hängendes Augenlid tränte, wie
Jerry feststellte, sobald er müde war.
    Wir haben den Baum geschüttelt, dachte Jerry, als sie wegfuhren.
    Junge, Junge, und wie wir ihn geschüttelt haben!
    Sie saßen wieder in der gleichen Haltung da, Smiley an seinem Schreibtisch,
Connie im Rollstuhl, di Salis in die Betrachtung der trägen Rauchkringel aus
seiner Pfeife vertieft. Guillam stand neben Smiley; das Krächzen von Martellos
Stimme klang ihm noch in den Ohren. Smiley allerdings polierte jetzt mit leicht
kreisenden Daumenbewegungen seine Brille am Krawattenzipfel, di Salis, der
Jesuit, sprach als erster. Vielleicht hatte er am meisten zu verdrängen. »Es
führt keinerlei logische Verbindung von diesem Unfall zu uns. Frost war ein
Libertin. Er hielt sich chinesische Frauen. Er war eindeutig korrupt. Er nahm
unser Bestechungsgeld ohne weiteres an. Weiß der Himmel, was er bereits früher
an Bestechungsgeldern kassierte. Mir kann man nichts vorwerfen.«
    »Ach Quatsch«, brummte Connie. Sie saß ausdruckslos da, und der Hund lag schlafend auf
ihrem Schoß. Sie wärmte sich die verkrüppelten Hände an seinem braunen Rücken.
Im Hintergrund goß der dunkle Fawn Tee ein.
    Smiley sprach zu dem Telegrammformular. Niemand hatte sein Gesicht
gesehen, seit er sich zum erstenmal vorgebeugt hatte, um die Meldung zu lesen.
    »Connie, wir müssen rechnen«, sagte er.
    »Ja, Lieber.«
    »Wer weiß außerhalb dieser vier Wände, daß wir Frost einschalteten?«
    »Craw, Westerby, Craws Polizist. Und wenn sie ein bißchen Grütze im
Kopf haben, müßten die Vettern es erraten haben.«
    »Nicht Lacon, nicht Whitehall.«
    »Und nicht Karla, Lieber«, erklärte'Connie mit einem scharfen Blick hinüber zu dem
trüben Porträt.
    »Nein. Karla nicht. Das glaube ich.« An seiner Stimme konnten sie
spüren, wie mühsam der Verstand den Gefühlen seinen Willen aufzwang. »Für Karla
würde es eine weit übertriebene Reaktion sein. Wenn ein Bankkonto auffliegt, so
braucht er nur irgendwo anders ein neues zu eröffnen. Er hat so etwas nicht nötig.« Mit den
Fingerspitzen schob er das Telegrammformular genau einen Zoll weit auf der
Glasplatte nach oben. »Die Aktion gelang, wie sie geplant war. Die Reaktion war
einfach -.« Er begann von neuem. »Die Reaktion war mehr, als wir erwarteten.
Operativ gesehen ist nichts schiefgelaufen. Operativ haben wir den Fall
gefördert.«
    »Wir haben sie rausgelockt, Lieber«, sagte Connie entschieden, di Salis ging nun vollends in die
Luft. »Ich verbitte mir, daß hier gesprochen wird, als wären wir alle
Komplizen. Es besteht keine nachgewiesene Verbindung, und ich betrachte Ihre
Unterstellung einer Verbindung als böswillig.« Smileys Erwiderung blieb
neutral.
    »Ich würde es als Unterstellung betrachten, wenn ich etwas anderes
vorbrächte. Ich habe diese Initiative angeordnet. Ich verschließe die Augen
nicht vor den Folgen, nur weil sie unerfreulich sind. Schreiben Sie's auf meine
Rechnung. Aber wir wollen uns nicht selber betrügen.«
    »Der arme Teufel wußte nicht genug, wie?« überlegte Connie anscheinend
im Selbstgespräch. Zuerst griff niemand den Gedanken auf, dann wollte Guillam
wissen, was sie damit sagen wolle. »Frost hatte nichts zu verraten, darling«, erklärte sie. »Das ist das
Schlimmste, was einem passieren kann. Was konnte er ihnen geben? Einen
übereifrigen Journalisten namens Westerby. Das hatten sie bereits, die armen
Lieben. Also machten sie natürlich weiter. Und immer weiter.« Sie wandte sich
Smiley zu. Er warder einzige, der soviel Historie mit ihr geteilt hatte. »Wir
hatten es uns zur Regel gemacht, erinnern Sie sich, George, wenn die Jungens und Mädels
rausgingen. Wir gaben ihnen immer etwas mit, das sie gestehen konnten, die
Armen.«

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