Carre, John le
besser: sollten sie doch Lorbeeren vom Capitol
einheimsen, sehr zum Unbehagen ihrer Feinde. Das Ergebnis, so argumentierte Enderby,
dieser ebenso großzügigen wie zeitlich zupaß kommenden Geste - gerade jetzt,
inmitten des Vietnam-Fiaskos - würde eine tragfähige nachrichtendienstliche
Partnerschaft auf Jahre hinaus sein, eine Ansicht, die Lacon auf seine nebulose
Art zu unterstützen schien. Im Kreuzfeuer dieser beiden Lager holte Smiley sich
unversehends einen zweifach üblen Ruf. Der Wilbraham-Clan brandmarkte ihn als
antikolonial und pro-amerikanisch, während Enderbys Mannschaft ihn des
Ultra-Konservatismus bei der Handhabung der Besonderen Beziehung bezichtigte.
Weitaus peinlicher indes war Smileys eigener Eindruck, wonach Martello auf
irgendwelchen Wegen von der Auseinandersetzung Wind bekommen hatte und durchaus
fähig sein würde, sie auszunutzen. So sprachen zum Beispiel Molly Meakins
Quellen von einer knospenden Beziehung zwischen Enderby und Martello auf
privater Ebene, und nicht nur, weil beider Kinder die gleiche Schule in South
Kensington besuchten. Offenbar unternahmen die Herren seit einiger Zeit an den
Wochenenden regelmäßige Angelausflüge nach Schottland, wo Enderby ein
Fischwasser besaß. Wie später das Scherzwort sagte: Martello stellte das
Flugzeug und Enderby die Fische. Etwa um die gleiche Zeit erfuhr Smiley ferner,
was alle anderen von Anfang an gewußt und ihm nicht erzählt hatten, weil sie
annahmen, es sei ihm ebenfalls bekannt. Enderbys dritte und derzeitige Ehefrau
war Amerikanerin und obendrein reich. Vor ihrer jetzigen Ehe gehörte sie zu den
namhaften Gastgeberinnen des Washingtoner Establishment, eine Rolle, die sie
nun mit einigem Erfolg in London wiederholte.
Aber der tiefere Grund für die allgemeine Erregung war letztlich der
gleiche. An der Ko-Front tat sich nichts. Schlimmer noch, es herrschte
quälender Mangel an operativen Erkenntnissen. Jeden Tag punkt zehn Uhr stellten
Smiley und Guillam sich jetzt im Annex ein, und jeden Tag verließen sie ihn mit
längeren Gesichtern. Tius Privattelefon war angezapft, desgleichen Lizzie
Worthingtons Anschluß. Die Tonbänder wurden am Ort abgehört und dann zwecks
detaillierter Auswertung nach London geflogen. Jerry hatte Charlie Marshall an
einem Mittwoch in der Zange gehabt. Am Freitag hatte Charlie sich so weit
erholt, daß er Tiu aus Bangkok anrufen und ihm sein Herz ausschütten konnte.
Doch Tiu hatte kaum dreißig Sekunden lang zugehört und ihn dann mit
der»Anweisung unterbrochen, er solle »sich sofort mit Harry in Verbindung
setzen«, womit niemand etwas anzufangen wußte: keiner hatte irgendwo einen
Harry. Am Samstag wurde es dramatisch, weil der Lauscher an Kos Privatanschluß
meldete, Ko habe seine regelmäßige Sonntagmorgen-Golfrunde mit Mr. Arpego
abgesagt. Ko schützte eine dringende geschäftliche Verabredung vor. Das war's!
Das war der Durchbruch! Am nächsten Tag setzten die Vettern in Hongkong mit
Smileys Einverständnis einen Lieferwagen, zwei Autos und eine Honda auf Kos
Rolls-Royce an, sobald er in die Stadt einfuhr. Welche geheimnisvolle Besorgung
mochte für Ko so wichtig sein, daß er an einem Sonntagmorgen um halb sechs
losfuhr und seine wöchentliche Golfpartie abblies? Antwort: ein Besuch bei
seinem Wahrsager, einem verehrungswürdigen alten Swatonesen, der in einem
verwahrlosten Tempel in einer Seitenstraße der Hollywood Road praktizierte. Ko
verbrachte dort über eine Stunde, ehe er wieder heimfuhr, und obwohl ein
strebsamer Knabe im Lieferwagen der Vettern während der ganzen Dauer der
Sitzung ein verstecktes Richtmikrophon auf das Fenster des Tempels einstellte,
konnte er, abgesehen vom Verkehrslärm, nur das Gegacker aus dem Hühnerstall des
Alten auffangen. Zu Hause im Circus wurde di Salis konsultiert. Wozu in aller
Welt ging jemand um sechs Uhr früh zum Wahrsager, und noch dazu ein Millionär?
di Salis amüsierte sich so königlich über die allgemeine Ratlosigkeit, daß er
entzückt an seinem Haarschopf riß. Ein Mann vom Range Kos würde darauf
bestehen, bei seinem Wahrsager der erste Kunde des Tages zu sein, sagte er,
solange der große Mann noch frischen Sinnes die Verkündigungen der Geister
aufnehmen könnte.
Dann geschah zwei Wochen lang nichts. Gar nichts. Die Post- und
Telefonüberwachung spuckte Stöße unverdaubaren Rohmaterials aus, das auch nach
der Aufbereitung keinen einzigen Hinweis lieferte.
Inzwischen rückte der Ablauf der von der Rauschgiftfahndung gesetzten
Frist
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