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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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Anwandlung
von schlechtem Gewissen gegenüber seinem verstorbenen Vorgänger ins Haus
genommen hatte, untröstlich unter ihrem Schreibtisch, zur höchsten Erbitterung
des Zimmergenossen di Salis, der häufig insgeheim nach dem Tier ausschlug; oder
in jovialeren Augenblicken sich damit begnügte, Connie die zahlreichen
schmackhaften Arten aufzuzählen, in denen die Chinesen ihre Hunde für die Tafel
zubereiteten. Vor den hohen edwardianischen Fenstern, an denen sie
vorüberschritt, prasselte nach langer Trockenheit endlich der Spätsommerregen,
und sie betrachtete ihn - wie sie später den anderen berichtete - als
symbolisch, wenn nicht gar biblisch. Die Tropfen knallten wie Schüsse auf das
Schieferdach und klebten die welken Blätter fest, die sich dort angesammelt
hatten. Im Vorzimmer setzten die Mütter unbeirrt ihre Arbeit fort; sie waren an
Connies Pilgerfahrten gewöhnt, ohne ihnen deshalb Sympathie entgegenzubringen. »Darlings«, murmelte Connie und winkte ihnen
mit der verschwollenen Hand zu wie eine Königin. »So treue Seelen. So reine
Seelen.«
    In den
Thronsaal führte eine Stufe nach abwärts - Uneingeweihte stolperten trotz des
verblichenen Warnschilds meist hinunter -, und Connie mit ihrer Arthritis stieg
rücklings ab wie über eine Leiter, während Guillam sie am Ellbogen festhielt.
Smiley hatte die fleischigen Hände auf dem Schreibtisch gefaltet und sah ihr
zu, wie sie ihre Opfergaben feierlich aus dem Behälter nahm: nicht das Auge
eines Wassermolchs, nicht der Finger eines bei der Geburt erstickten Säuglings
- dies Guillams Ausspruch -, sondern Akten, eine ganze Reihe mit Aufklebern und
Anmerkungen versehen, die Ausbeute der jüngsten ihrer leidenschaftlichen
Expeditionen durch das Archiv der Moskauer Zentrale, die bis vor ihrer Rückkehr
aus dem Totenreich vor ein paar Monaten dank Haydon drei lange Jahre nur
herumgelegen und Staub angesammelt hatten. Während sie sie herauszog und die
Zettel glättete, die sie ihnen auf ihrer Schnitzeljagd wie Wegmarkierungen angesteckt
hatte, lächelte sie ihr randvolles Lächeln - wiederum laut Guillam, den die
Neugier gezwungen hatte, Feierabend zu machen und herüberzukommen -, und sie
brabbelte »Aha, du kleiner Satan« und »Wo steckst du denn, du Stück Malheur?«,
womit natürlich weder Smiley noch Guillam gemeint waren, sondern die Dokumente,
denn Connie gefiel sich darin, so zu tun, als wäre alles lebendig und zeigte
sich wenn irgend möglich widerspenstig, ob es nun ihr Hund Trot war oder ein
Stuhl, der ihr im Weg stand oder die Moskauer Zentrale oder schließlich Karla
selbst. »Eine richtige Rundreise, darlings«, verkündete
sie, »hat Connie machen dürfen. Superspaß. Erinnert mich an Ostern, als Mutter
rings ums Haus bunte Eier versteckte, und wir Mädels mußten sie suchen.«
    Danach
bemühte Guillam sich ungefähr drei Stunden lang, nur unterbrochen von Kaffee,
Sandwiches und anderen unverlangten Köstlichkeiten, die der finstere Fawn ihnen
aufnötigte, den verschlungenen Pfaden von Connies wunderbarer Reise zu folgen,
deren solide Unterlagen sie inzwischen erfolgreich zusammengesucht hatte. Sie
teilte Smiley Schriftstücke zu, als wären es Spielkarten, klatschte sie hin und
scharrte sie mit den verkrümmten Händen schon wieder zusammen, fast ehe er sie
hatte lesen können. Die ganze Prozedur übergoß sie mit ihrem, laut Guillam,
»fünftrangigen Rotwelsch«, dem Abrakadabra der verfolgungswahnsinnigen
Wühlmaus. Im Kern ihrer Entdeckung lag, soweit Guillam ausmachen konnte, eine
Moskauer Goldader; eine sowjetische Manipulation, die
geheime Gelder in offene Kanäle leiten sollte. Das Lagebild sei noch nicht
vollständig. Die Israelis hatten einen Teil geliefert, einen weiteren die
Vettern, Steve Mackelvore, Oberresident in Paris, jetzt tot, den dritten. Von
Paris aus wandte die Spur sich nach Osten, auf dem Weg über die Banque del Indochine.
In dieser Phase wurden zudem die Dokumente Haydons London Station, wie die
Einsatzzentrale hieß, angeboten, zusammen mit einer Empfehlung der entvölkerten
Rußland-Abteilung, daß der Fall für umfassende Recherchen vor Ort freigegeben
werde. London Station würgte den Vorschlag glatt ab.
    »Potentiell
schädlich für eine hochempfindliche Quelle«, schrieb einer von Haydons
Günstlingen, und damit hatte sich's. »Ablegen und vergessen«, murmelte Smiley,
während er zerstreut die Seiten umwandte. »Ablegen und vergessen. Wir haben
immer gute Gründe, nichts zu unternehmen.« Draußen lag die

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