Carre, John le
wäre daher vielleicht am Platz, einen
Termin zu bestimmen. Geben Sie uns die Schlagfolge, und wir lassen die
Unterlagen vorher herumgehen.«
»Eine Schlagfolge?«
Lacons
Privatsekretär war eine fette Stimme namens Pym.
Guillam
war ihm nie begegnet, haßte ihn jedoch ganz unsinnig.
»Ich kann
es ihm nur sagen«, gab Pym zu bedenken, »ich kann es ihm sagen und dann
zusehen, was er antwortet, und rufe dann zurück. Seine Tanzkarte für diesen
Monat ist fast voll.«
»Es wäre
nur ein ganz kleiner Walzer, wenn er's möglich machen könnte«, sagte Guillam
und legte zornbebend auf. Warte nur, du Blödmann, dann wirst du schon sehen,
was dir blüht, dachte er.
Wenn in
London ein freudiges Ereignis fällig ist, sagt der Volksmund, dann kann der
Außenagent nur im Wartezimmer auf und ab traben. Linienpiloten, Journalisten,
Spione: die verfluchte Warterei hatte Jerry wieder am Wickel.
»Wir sind
eingemottet«, verkündete Craw. »Jetzt heißt's abwarten, und achten Sie auf
alles, was Sie tun.« Sie sprachen mindestens jeden zweiten Tag miteinander, Kassiber-Anrufe
zwischen zwei neutralen Telefonen, meist von einer Hotelhalle zur anderen. Sie
maskierten ihre Unterhaltung durch eine Mischung aus Sarratt-Wortcode und
Journalisten-Kauderwelsch.
»Ihr
Artikel muß noch höheren Orts abgesegnet werden«, sagte Craw. »Wenn unsere
Redakteure auf Zack sind, bringen sie ihn beizeiten. Inzwischen Finger in die
Nase und drinlassen. Das ist ein Befehl.«
Jerry
hatte keine Ahnung, wie Craw mit London sprach, und er wollte es auch nicht
wissen, solange es nur sicher war. Er vermutete über einen Vertrauensmann aus
der riesigen unberührbaren regulären Nachrichtendienst-Bruderschaft, aber er
wußte es nicht.
»Ihr Job
ist es, Futter für das Comic zu sammeln, und stecken Sie sich eine Kopie unters
Hemd, damit Sie sie Bruder Stubbs vor den Latz knallen können, wenn die nächste
Krise kommt«, hatte Craw zu ihm gesagt. »Und sonst nichts, verstanden?« Jerry
griff auf seine Spritztouren mit Frost zurück und verzapfte einen Artikel über
die Auswirkung des amerikanischen Truppenabzugs auf das Nachtleben von Wanchai:
»Was ist aus Susi Wong geworden, seit keine kriegsmüden GIs mit dicken
Brieftaschen mehr zu Spiel und Spaß anrücken?« Er tippte ein »Interview im
Morgengrauen« mit einer ebenso unglücklichen wie frei erfundenen Barfrau, die
bereits so runter war, daß sie japanische Kunden annahm, schickte es per
Luftfracht ab und überredete Lukes Büro, die Nummer des Frachtbriefs per Telex
durchzugeben, alles genau wie Stubbs angeordnet hatte. Jerry war durchaus kein
unfähiger Reporter, aber so wie er unter Druck sein Bestes leisten konnte, war
Müßiggang das Schlechteste für ihn. Doch zu seinem Erstaunen bestätigte Stubbs
die Annahme umgehend und sogar gnädigst - ein »Herogramm« nannte Luke es, als
er den Text von seinem Büro aus durchtelefonierte -, und Jerry sah sich nach
weiteren würdigen Objekten um. Ein paar sensationelle Korruptionsprozesse, bei
denen die übliche Clique mißverstandener Polizisten im Mittelpunkt stand,
interessierten gute Blätter, aber nach genauerem Hinsehen fand Jerry, daß sie
keine Exportchancen hätten. England war mit diesem Artikel zur Zeit selber
bedient. Eine »Kontaktpostille« beauftragte ihn, einem Gerücht über die
angebliche Schwangerschaft der Miss Hong Kong nachzugehen, das ein
Konkurrenzblatt in Umlauf gebracht hatte, aber eine Verleumdungsklage kam ihm
zuvor. Er besuchte eine unergiebige Pressekonferenz der Regierung, die Shallow
Throat abhielt, selbst ein humorloser Ausgestoßener einer nordirischen
Tageszeitung, vertrödelte einen Vormittag mit dem Aufstöbern einstmals
erfolgreicher Stories, die man wieder aufwärmen könnte; und da eine
Beschneidung des Armee-Etats im Gespräch war, ließ er sich einen Nachmittag
lang von einem Public-Relations-Major, der aussah wie achtzehn, in der
Gurkha-Garnison herumführen. Und, nein, der Herr Major wußte nicht, vielen
Dank, so die Antwort auf Jerrys unbekümmerte Frage, wie seine Männer ihr
Sexualleben gestalten würden, wenn ihre Familien nach Nepal zurückmüßten. Sie
würden ungefähr alle drei Jahre ihre Heimatdörfer besuchen dürfen, meinte er
und schien dies in jedem Fall für ausreichend zu halten. Jerry trieb die Fakten
aus, bis sie den Eindruck vermittelten, die Gurkhas wären bereits eine Brigade
von Strohwitwern, »Kalte Duschen in Heißem Klima für Britanniens Söldner«, und
sicherte sich damit
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