Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)
einer dieser Fälle
ist.«
»Ich las
in der Zeitung von einer Frau, einer >Verrückten Janie<...«
»Darauf
komme ich noch. Mrs. Rode war eine gütige Frau, umgänglich. Ich habe das
jedenfalls immer wieder festgestellt. Einige Frauen in der Chapel waren gegen
sie eingenommen, aber Sie wissen ja, wie Frauen sind. Es scheint, sie freundete
sich mit dieser armen Janie an. Janie kam betteln, verkaufte Kräuter und
Wundermittel an der Hintertür; Sie kennen das. Sie ist sonderbar, spricht mit
Vögeln und so. Sie lebt in einer verfallenen romanischen Kapelle auf dem Weg
nach Pylle. Stella Rode pflegte ihr Essen und Kleidung zu geben - die arme
Seele war mehr als einmal halb verhungert. Nun ist Janie verschwunden. Sie
wurde Mittwoch am frühen Abend auf dem Feld nach North Fields gesehen, und
seitdem nicht mehr. Das bedeutet gar nichts. Diese Leute kommen und gehen auf
ihre Art. Jahrelang sind sie überall in der Nachbarschaft anzutreffen, und
eines Tages verschwinden sie wie Schnee im Feuer. Sie sind vielleicht in einem
Graben gestorben, oder sie sind krank geworden und haben sich wie eine Katze
verkrochen; Janie ist nicht die einzige Wunderliche hier herum. Es gibt 'ne
Menge Aufregung, weil wir noch eine weitere Serie von Fußabdrücken gefunden
haben, die am Rand der Bäume am hinteren Ende des Gartens entlanglaufen. Nach
ihrem Aussehen waren es die Abdrücke einer Frau, und sie kommen an einer Stelle
ganz nahe an den Wintergarten heran. Könnten von einer Zigeunerin oder einem
Bettelweib sein. Könnten alles sein, aber ich nehme an, es war wohl wirklich
Janie. Ich hoffe es inständig, Sir; wir könnten einen Augenzeugen brauchen,
selbst einen, der verrückt ist.«
Smiley
stand auf. Als sie sich die Hände schüttelten, sagte Rigby:
»Auf
Wiedersehen, Sir. Rufen Sie mich an, wann immer Sie wollen.« Er kritzelte eine
Telefonnummer auf einen Block, riß den Zettel ab und gab ihn Smiley. »Das ist
meine Nummer zu Hause.« Er brachte Smiley zur Tür, schien zu zögern und sagte
dann: »Sie sind nicht etwa zufällig selbst ein ehemaliger Carne-Schüler, Sir?«
»Um
Himmels willen, nein.«
Wieder
zögerte Rigby. »Unser Chef ist ein alter Carnianer. Früher indische Armee.
Brigadegeneral Havelock. Dies ist sein letztes Jahr. Er ist an diesem Fall sehr
interessiert. Schätzt es nicht, daß ich in der Schule herumschnüffle. Will's
nicht haben.«
»Ich
verstehe.«
»Er will
eine schnelle Verhaftung.«
»Und
außerhalb von Carne, darf ich wohl annehmen?«
»Auf
Wiedersehen, Mr. Smiley. Vergessen Sie nicht, mich anzurufen. Oh, ich hätte
noch etwas erwähnen sollen. Das Kabelstück...«
»Ja?«
»Mr. Rode
benutzte ein Stück derselben Machart als Demonstrationsobjekt in einer
Unterrichtsstunde über elementare Elektronik. Verlor es vor etwa drei Wochen.«
Smiley ging langsam in sein Hotel zurück.
Liebe Brim,
sogleich
nach meiner Ankunft habe ich Deinen Brief dem Mann von der Kriminalpolizei
übergeben, der den Fall bearbeitet - es war Rigby, wie Ben angenommen hatte: Er
sieht aus wie eine Mischung von Humpty-Dumpty und kornischem Kobold - sehr
gedrungen und plump-, und ich glaube nicht, daß er sich von irgend jemandem
hereinlegen läßt.
Um in der
Mitte zu beginnen - unser Brief hatte nicht ganz die von uns erwartete Wirkung;
offenbar hat Stella Rode dem hiesigen Baptistenprediger Cardew schon vor zwei
Wochen erzählt, daß ihr Mann versuche, sie in den langen Nächten, was immer sie
sein mögen, zu töten. Was die Umstände des Mordes betrifft - der Bericht im Guardian ist im wesentlichen richtig.
Tatsächlich
wurde es, je mehr Rigby mir erzählte, desto unwahrscheinlicher, daß sie von
ihrem Mann ermordet worden ist. Fast alles wies auf einen anderen Täter. Ganz
abgesehen vom Motiv, gibt es den Fundort der Waffe, die Fußspuren im Schnee
(die auf einen großen Mann in Gummistiefeln hinweisen), das Vorhandensein von
unidentifizierten Handschuhabdrücken im Wintergarten. Dazu kommt als stärkstes
Argument überhaupt: wer sie auch ermordete, muß von Blut bedeckt gewesen sein -
der Wintergarten sah schrecklich aus, sagte mir Rigby. Natürlich waren an Rode
Blutspuren, als er auf der Straße von seinem Kollegen aufgelesen wurde, aber
nur Wischer, die vom Stolpern über die Leiche im Dunkeln herrühren könnten. Außerdem
führen die Fußspuren nur in den Garten hinein, nicht aus ihm heraus. Wie die
Dinge im Augenblick stehen, gibt es, laut Rigby, nur eine Erklärung: der Mörder
war ein Fremder, ein
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