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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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folgte eine längere Pause. »Aber wir sprechen hier von legalen Mitteln, nicht wahr?«
    »›Legalen Mitteln‹?«
    »Sie können ihm auf der Straße folgen, Sie können ihn in der Öffentlichkeit beobachten. Aber ich kann Ihnen keinen Gerichtsbeschluss besorgen, der Ihnen gestattet, seine Privat- oder Büroräume zu verwanzen. Wie gesagt, Severan Hydt hat hier nichts verbrochen.«
    Bond verkniff sich ein Lächeln. »In meinem Job frage ich für gewöhnlich nicht nach Gerichtsbeschlüssen.«
    »Nun, ich in meinem schon. Selbstverständlich.«
    »Captain, dieser Mann hat zweimal versucht, mich zu töten, in Serbien und in England, und gestern in Dubai hat er den Tod einer jungen Frau angeordnet und wahrscheinlich auch den eines CIA -Mitarbeiters.«
    Sie runzelte die Stirn und sah ihn mitfühlend an. »Das ist höchst bedauerlich. Aber diese Straftaten wurden nicht in Südafrika begangen. Falls die betroffenen Staaten einen Auslieferungsantrag stellen, der von einem hiesigen Richter bestätigt wird, werde ich Hydt umgehend festnehmen. Doch bis dahin …« Sie hob beide Hände.
    »Wir wollen nicht, dass er verhaftet wird«, sagte Bond wütend. »Wir sammeln keine gerichtsverwertbaren Beweise gegen ihn. Ich muss herausfinden, was er für Freitag geplant hat, und es verhindern. Und das beabsichtige ich auch zu tun.«
    »Das dürfen Sie ja auch, vorausgesetzt, Sie halten sich an die Gesetze. Falls Sie in sein Haus oder Büro einbrechen, machen Sie sich damit strafbar.« Sie richtete ihre Augen, hart wie Granit, auf ihn, und Bond zweifelte nicht im Mindesten daran, dass Sie ihm mit Vergnügen Handschellen anlegen würde.

34
    »Er muss sterben.«
    Severan Hydt saß in seinem Büro im Gebäude von Green Way International im Zentrum von Kapstadt und hielt das Telefon fest umklammert, während er Niall Dunnes eisigen Worten lauschte. Nein, dachte er, da war weder Kälte noch Wut. Der Kommentar hatte völlig neutral geklungen.
    Was wiederum ihn auf eigene Weise frösteln ließ.
    »Erklären Sie das«, sagte Hydt und zog mit einem langen gelblichen Fingernagel geistesabwesend ein imaginäres Dreieck auf dem Schreibtisch nach.
    Dunne erzählte ihm, ein Arbeiter von Green Way habe höchstwahrscheinlich etwas von Gehenna erfahren. Der Mann war einer der legalen Angestellten des Entsorgungsbetriebes nördlich von Kapstadt und hatte von Hydts geheimen Aktivitäten nichts gewusst. Durch Zufall war er in einen abgesperrten Bereich des Hauptgebäudes gelangt und hatte einige E-Mails lesen können, die sich auf das Projekt bezogen. »Er kann im Augenblick noch nichts damit anfangen, aber sobald der Zwischenfall in einigen Tagen in den Nachrichten auftaucht – was natürlich geschehen wird –, dürfte ihm klar werden, dass wir dahintergesteckt haben. Dann geht er zur Polizei.«
    »Und was schlagen Sie vor?«
    »Ich überlege mir gerade etwas.«
    »Aber falls Sie ihn töten – wird die Polizei denn keine Fragen stellen? Er arbeitet doch für uns.«
    »Ich erledige ihn an seinem Wohnort – einer Siedlung. Dort gibt es kaum Polizei, vielleicht gar keine. Vermutlich werden die Taxis einen Blick darauf werfen, aber die stellen für uns kein Problem dar.«
    In den Townships und Siedlungen und sogar in den neuen Lokasies waren die Minibus-Unternehmen mehr als nur Transportfirmen. Sie hatten die Rolle von Bürgerwehren übernommen, untersuchten Kriminalfälle und verfolgten und bestraften die Täter.
    »Also gut. Aber wir sollten uns beeilen.«
    »Heute Abend, sobald er zu Hause ist.«
    Dunne legte auf, und Hydt widmete sich wieder seiner Arbeit. Er hatte den Vormittag seit ihrer Ankunft darauf verwandt, Vorkehrungen für die Fertigung von Mahdi al-Fulans neuen Computerentsorgungsmaschinen zu treffen. Zur selben Zeit würde die Vertriebsabteilung von Green Way den Kunden das neue Verfahren schmackhaft machen.
    Doch Hydts Gedanken schweiften ab. Er stellte sich immer wieder die Leiche der jungen Frau vor, Stella, die nun irgendwo südlich von Dubai im ruhelosen Sand des Leeren Viertels begraben lag. Ihre Schönheit im Leben hatte ihn nicht erregt, ganz im Gegensatz zu dem Bild vor seinem inneren Auge, das sie in einigen Monaten oder Jahren zeigen würde. Und in tausend Jahren würde sie so wie die Toten sein, die er gestern Abend im Museum besichtigt hatte. Er stand auf, hängte sein Jackett auf einen Bügel und setzte sich wieder an den Schreibtisch. Dann führte er eine Reihe von Telefonaten, die alle mit den legalen Geschäften seiner

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