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Caruso singt nicht mehr

Titel: Caruso singt nicht mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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kommen?«
    »Was zum Teufel? Es ist erst …« Anne guckte auf die Uhr und korrigierte sich. Es war schon acht. Normalerweise war sie längst auf den Beinen.
    »Kuh ist weg«, sagte Krysztof kryptisch.
    »Was?« Anne verbesserte sich: »Wo?«
    Sie hörte durchs Telefon, wie schwer Krysztof atmete. So aufgeregt hatte sie den ruhigen, geduldigen und immer fleißigen Mann noch nie erlebt. »Ebersgrund, vor Postamt.«
    »Um Himmels willen! Ich bin gleich da.« Anne wollte dynamisch aus dem Bett springen, aber ihre Beine waren wie Blei und ließen sich nur mit äußerster Mühe über die Bettkante heben. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder klar hatte, was gestern Nacht passiert war. Anne stöhnte auf. »Rena!« flüsterte sie.
    Im Nachthemd schleppte sie sich über den Flur, wehrte den begeisterten Sammy ab und klopfte an Renas Tür. »Rena!« rief sie heiser und rüttelte an der Türklinke. Die Tür war verschlossen. »Rena, mach auf!« Anne merkte, wie die Angst in ihr hochstieg. Sie hämmerte an die Tür. Nichts.
    Anne trat einen Schritt zurück und wollte ein weiteres Mal nach ihrer Tochter rufen. Die Tür zu Renas Zimmer, sah sie plötzlich, war gar nicht von innen verschlossen. Der Schlüssel steckte außen. Hatte man Rena ebenfalls eingesperrt?
    Es gelang Anne erst nicht, die Tür zu öffnen, weil sie in ihrer Erregung schon die Klinke herunter- und die Tür aufdrücken wollte, während sie doch erst noch den Schlüssel ganz herumdrehen mußte. Sammy winselte neben ihr, als ob er ihre hilflose Verzweiflung spürte. Schließlich hatte sie es geschafft. Die Tür flog gegen die Wand. »Rena?« rief Anne. Das Zimmer war leer. Das Fenster über dem Bett stand offen.
    »Dem Herrn sei Dank«, flüsterte Anne und ließ sich auf das Bett sinken. »Dem Kind ist nichts passiert.« Aber woher wollte sie das eigentlich wissen? Wo war Rena? Mein Gott, sie ist achtzehn, versuchte Anne sich zu beruhigen. Sie wird weggefahren sein. Sie ist ausgeritten. Sie ist – das war die rettende Idee! – bei Krysztof. Aber warum hatte sie ihr Zimmer abgeschlossen? Zufall, redete Annes innere Stimme ihr gut zu. Es wird schon nichts passiert sein. Der Gedanke beflügelte sie, daß sie ihre Tochter in Ebersgrund bei Krysztof und der entlaufenen Kuh antreffen könnte. Sie lief, noch etwas steif, die Treppe hinunter und stieg in die Arbeitsklamotten, die in der Kammer neben der Eingangstür hingen. Sammy versuchte an ihr hochzuspringen, aber sie schob das Tier ungeduldig weg. Draußen heulte Dagobert – der arme Kerl war noch immer eingesperrt. Beide Hunde hätten schon längst gefüttert werden müssen. Anne öffnete in Rekordtempo eine Hundefutterdose, füllte die Freßnäpfe und ließ einen überströmend dankbaren Dagobert frei. Dann griff sie sich den Autoschlüssel vom Schlüsselbrett und lief zum Parkplatz.
    Ihr alter Mercedes-Kombi war ein zuverlässiges Auto. Er hatte nie eine Panne, er sprang immer an. Nur heute nicht. Anne gab nach sieben Versuchen auf, fluchte laut und lange, ließ den Schlüssel stecken und warf die Autotür mit Wucht hinter sich zu. Sie lief den Feldweg und die Straße hinunter nach Ebersgrund, Dagobert hinter ihr her.
    In der frischen Luft klarte es langsam auf in ihrem Kopf. Krysztof hatte heute morgen die kleine, trächtige Kuh von einer Koppel holen sollen, die am weitesten vom Weiherhof entfernt lag – Richtung Dorf, Richtung Ebersgrund. Dabei mußte sie ihm entlaufen sein. Komischerweise freute sich Anne darüber. Das zeigte doch, wie gesund und gewitzt ihre Tiere waren. Und voller Energie: Es waren immerhin anderthalb Kilometer bis zum Dorf. Warum Krysztof die Kuh noch immer nicht eingefangen hatte?
    Als Anne in Ebersgrund angelangt war, wunderte sie sich darüber nicht mehr. Das Rindvieh stand mit gesenkten Hörnern mitten im Dorf, umgeben von einer Meute Neugieriger, drei Streifenwagen, einem Polizisten mit Motorrad und Krysztof, dem man die Ratlosigkeit und Verlegenheit ansah. Der Fahrer des Streifenwagens links hatte das Fenster heruntergekurbelt und redete in sein Funkgerät – »Rinderwahnsinn«, hörte Anne, und: »Verstärkung«.
    Als er sie sah, beendete er das Gespräch. »Frau Burau?« Sie nickte.
    »Haben Sie an dem Tier irgend etwas Außergewöhnliches bemerkt?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, antwortete Anne. »Was ist hier überhaupt los?« Sie blickte fragend in die Runde und registrierte mit einem kleinen, scharfen Schmerz, daß Rena nicht zu sehen war.
    Die Hölle war los, wenn man dem

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