Cash
- im letzten Jahr schließlich zahlreich genug, um für eine zwei Meter hohe Kiefer zu stimmen, die sich neben den ewigen Chanukkaleuchter gesellte.
Das Telefon erbebte in Mattys Hemdtasche. Er spähte auf die Nummer: Berkowitz. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf. »Morgen, Inspector.«
»Er will Sie sehen.«
»Ach ja?«
»Da gibt es verdammt viel Erklärungsbedarf.«
»Tatsächlich?« Matty ließ den Bodensatz seiner Kaffeetasse auf die Essex Street regnen.
»Wie kommt es, dass Sie uns nicht erzählt haben, wie wacklig das Ganze ist?«, fragte Berkowitz.
»Wie kommt es, dass ich Ihnen das nicht erzählt habe?« Er schritt jetzt auf der Rassenmatte auf und ab. »Wie oft habe ich Ihnen gesagt, >Ich kann mir einfach schwer vorstellen, dass er der Täter ist Wie oft?« Das beharrliche Klopfen eine Terrasse weiter bereitete ihm Kopfschmerzen. »Und das Einzige, was ich von Ihnen und allen anderen zu hören bekommen habe, war immer wieder Sack zumachen, Stöpsel ziehen, Sack zu, Stöpsel ziehen. Staatsanwalt genauso. Ich habe alle Karten auf den Tisch gelegt, der Typ sagt, >Zwei Zeugen sind besser als keine Waffe, mit den Zeugen haben wir einen hinreichenden Tatverdacht.< Wenn der Staatsanwalt sagt, Auf geht's, wann sagen wir da mal Nein? Nennen Sie mir einen Fall.«
«Elf Uhr.«
Das Büro des Chefs der Detectives im One Police Plaza war wie eine Himmelskabine, der Empfangsbereich im vierzehnten Stock herausgeputzt wie eine abgewrackte Polizeiwache mitsamt narbigem altem Holztisch als Empfangstresen, dürftig gewarteten Aquarien und Treppenspindeln, von denen die Farbe abblätterte, als Raumteiler, an den Wänden Fotografien in billigen Rahmen neben kleinkarierten Bekanntmachungen und einer amerikanischen Flagge, die groß genug war, um ein Doppelbett abzudecken. Hatte man jedoch einmal die Bühnendeko hinter sich gelassen, kamen die Suiten, ganz Teak, Macht und ehrfurchtsvolle Stille.
Genau dort stand Matty zwei Stunden später, bereits erschöpft, in seinem besten Anzug, unmittelbar vor dem Konferenzzimmer des Chefs, neben ihm Deputy Inspector Berkowitz mit einer Hand am Türknauf, doch augenblicklich verharrend. »Das ist nicht gut.« Berkowitz' Stimme ein dringliches Murmeln.
»Das sagten Sie bereits.«
»Die suchen alle nach einem Hintertürchen.«
»Kann ich mir denken.«
»Mein Boss will nicht dumm dastehen.«
»Kann ich mir denken.«
»Also. Wer hat diese Festnahme angeordnet?«
»Er.«
Berkowitz atmete durch die Nase aus, warf rasch einen prüfenden Blick in den kahlen Flur und beugte sich noch näher heran. »Wer hat diese Festnahme angeordnet?«
»Sie?« Matty wusste ganz genau, was Berkowitz hören wollte.
Ein weiteres Ausatmen, ein weiteres Schielen. »Noch einmal.«
»Wollen Sie mich verarschen?«
Berkowitz funkelte ihn an, und Matty dachte: Na schön. »Ich.«
Berkowitz zögerte einen Moment, musterte sein Gesicht, öffnete schließlich die Tür und nahm seinen Platz ein, bevor Matty einen Fuß über die Schwelle setzen konnte.
Trotz seiner selbstgerechten Rage verwandelte der Anblick der sieben Männer, die um den langen polierten Tisch hoch über dem East River auf ihn warteten, Matty für einen Augenblick in ein Kind. Der Chef der Detectives, Mangold, aus dem Ei gepellt, telegen, stinksauer, saß am unteren Ende, flankiert von Berkowitz und Upshaw, dem Chef der Manhattan Detectives. Des Weiteren saßen dort zwei Inspectors, Division Captain Mangini und, so weit wie nur möglich von den anderen Bossen entfernt, Carmody, der Lieutenant des achten Reviers. »Also.« Mangold reckte das Kinn in Mattys ungefähre Richtung. »Was zum Teufel ist da vorgefallen?«
Zum tausendsten Mal spulte Matty seine Litanei ab: seine Sorge über die fehlende Waffe, das fehlende Motiv, das letztlich entscheidende Gegengewicht zweier angeblich todsicherer Zeugen, der Staatsanwalt, der sagt, Hinreichender Tatverdacht, der sagt, Vorsicht ist besser als Nachsicht.
»Erlauben Sie mir eine schlichte Frage.« Mangold sah mit schmalen Augen auf den East River hinaus, auf die Bergkette aus zertrümmerten Mietshäusern, die unter dem Gesprenkel lauerten. »Haben Sie wenigstens einen Schmauchspurentest gemacht?«
Matty hätte am liebsten gelacht, das musste doch so eine Art Versteckte Kamera sein, ein Aprilscherz, aber nein. Alle blickten entweder böse aus dem Fenster oder stirnrunzelnd auf ihre Fingernägel.
»Laut Kriminaltechnik gab es da ein Zeitproblem«, sagte er schließlich und wappnete sich
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