Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser
Casteel… Bist du’s, oder träume ich?«
»Ich bin’s. Bist du es wirklich, Logan?«
Auf einmal leuchtete sein Gesicht auf, schnell kam er auf mich zu, packte meine beiden Hände und hielt sie fest. Er sah mir tief in die Augen und schnappte nach Luft. »Du bist ja erwachsen geworden… und so schön.« Er errötete und begann zu stottern, schließlich lächelte er. »Warum bin ich eigentlich erstaunt darüber? Ich wußte es immer schon, daß du noch schöner werden würdest.«
Ich war verlegen, gefangen in dem Netz, das ich mir selber gesponnen hatte. Ich wollte mich in seine Arme werfen, die er mir entgegenhielt. »Danke, daß du alle meine Briefe beantwortet hast… fast alle.«
Er sah etwas enttäuscht drein, da ich keine Anstalten machte, den ersten Schritt zu tun. »Als ich deine Nachricht erhielt, daß du mit Kitty Dennison zurückkämst, habe ich es gleich Tom erzählt.«
»Ich hab’s ihm auch geschrieben«, wisperte ich, immer noch verblüfft darüber, wie gut er aussah und wie groß und stark er geworden war. Ich schämte mich, daß ich Cal nicht abgewehrt hatte, um auf diese reine, helle und aufrichtige Liebe zu warten. Ich senkte die Augen voller Angst, er könnte etwas darin lesen, was ich vor ihm zu verbergen suchte. Ich zitterte vor Schuldgefühlen, dann trat ich einige Schritte zurück, um ihn nicht mit meinen Sünden zu besudeln. »Klar, es wird schön sein, Tom wiederzusehen«, sagte ich schwach und versuchte, meine Hände aus seiner Umklammerung zu lösen. Er aber trat noch einen Schritt näher an mich heran und hielt sie nur noch fester.
»Aber mich zu sehen ist wohl nicht so schön?« Sanft zog er mich an sich, ließ meine Hände los und umfaßte meine Taille. »Schau mich an, Heaven. Schau nicht auf den Boden. Warum verhältst du dich so, als würdest du mich nicht mehr lieben? Ich habe schon so lange auf diesen Tag gewartet und mich gefragt, was wir wohl sagen würden und was wir dann täten… Und jetzt siehst du mich nicht einmal an. Seitdem du weg bist, habe ich an niemand anderen gedacht als an dich. Manchmal gehe ich durch die verlassenen Räume eurer Hütte und denke an all das, was du durchgemacht hast, wie tapfer du warst, ohne Klage und Selbstmitleid. Heaven, du gleichst einer Rose, einer wilden, wunderschönen Rose, süßer als jede andere. Bitte, leg deine Arme um mich. Küß mich, und sag mir, daß du mich noch liebst!«
Er sagte alles, was ich mir erträumt hatte, und wieder überkam mich das Gefühl der Schuld – vielleicht kannte er die Wahrheit –, und trotzdem konnte ich weder seinen bittenden Augen noch meinem romantischen Impuls, »ja, Logan« zu sagen, widerstehen. Ich schlang die Arme um ihn, und ich fühlte, wie ich hochgehoben und herumgewirbelt wurde. Ich beugte meinen Kopf, so daß sich meine Lippen mit seinen trafen, und küßte ihn so heftig, daß ich ihm den Atem nahm. Er erwiderte meinen Kuß mit noch größerer Leidenschaft. Als wir uns aus der Umarmung lösten, glänzten seine Augen, und sein Atem ging schwer.
»Heaven, ich wußte, daß es so kommen würde…«, flüsterte er atemlos.
Uns beiden fehlten die Worte, unsere jungen Körper verlangten einander. Er zog mich an sich, daß ich seine Erregung spürte. Es erinnerte mich an Cal. Alles, nur nicht das! Ich versuchte mich zu lösen und wand mich, zitternd und überwältigt von einer wilden Angst, nicht nur vor Logan, sondern vor jedem Mann. Berühre mich nicht so! wollte ich herausschreien. Küß mich und umarme mich, das ist genug!
Er verstand meinen Widerstand natürlich nicht. Ich sah es seinen verdatterten, weit aufgerissenen Augen an. »Es tut mir leid, Heaven«, sagte er leise und demütig. »Ich habe wohl vergessen, daß wir uns zwei Jahre und acht Monate nicht gesehen haben – aber deine Briefe klangen so, als wären wir uns nie fremd geworden…«
Ich versuchte, ganz normal zu sprechen. »Es war schön, dich wiederzusehen, Logan, aber ich bin in Eile…«
»Heißt das, du gehst schon? Waren die paar Minuten alles? Heaven, hast du nicht gehört, daß ich dich liebe?«
»Ich muß wirklich gehen.«
»Wo immer du hingehst, ich komme mit.«
Nein! Laß mich in Ruhe, Logan! Du willst nicht die, die ich geworden bin!
»Tut mir leid, Logan. Ich möchte Fanny besuchen und dann Großvater… Und ich glaube, es ist besser, wenn ich sie allein sehe. Vielleicht morgen…«
»Was heißt vielleicht? Bestimmt! Morgen früh, sagen wir um acht Uhr, damit wir den Tag zusammen verbringen können.
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