Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Spaß hab’, was dir gehört? Wennste mich lieb hättest, wie’s de immer behauptest, hätt’st mich gern dort, woste mich jeden Tag seh’n könnt’st.«
Mir wurde immer kälter. Die letzte Person, die ich jeden Tag sehen wollte, war Fanny. »Tut mir leid, Fanny«, begann ich mit eisiger Stimme, »ich möchte dich nicht in meinem Leben haben. Einmal im Monat werde ich dir Geld schicken, genug, damit du bequem durchkommst, aber du wirst nie dorthin eingeladen werden, wo ich lebe. Sieh mal, der Mann meiner Großmutter nahm mir das Versprechen ab, nie irgendeinem aus meiner Casteel-Verwandtschaft zu gestatten, seinen perfekten Lebenslauf zu zerstören. Solltest du jetzt versuchen, mich zu erpressen, indem du mir drohst, du würdest ihm erzählen, daß ich dich und Tom getroffen habe, dann vergiß das schnell wieder. Denn er würde mich ohne einen Cent aus seinem Leben streichen, so einfach, wie du mit deinen Augen klimperst – und dann gäb’s kein Geld mehr für dich – und auch keines mehr, um dein Baby zurückzukaufen.«
Ihre zusammengekniffenen schwarzen Augen verengten sich noch mehr. »Wieviel wirste mir denn alle Monat’ schick’n?«
»Genug!« biß ich zurück.
»Dann schick doppelt so viel, denn wenn ich mal mein Baby habe, werd’ ich jeden Cent brauche, den du übrig hast. Und wennste mich enttäuscht, Heaven Casteel, werd’ ich ’nen Weg in dein Leben finden, und ich werd’ mich ’nen Dreck drum scher’n, ob de alles verlierst! Verdienst’s eh nich!«
Keinen Moment lang zweifelte ich daran, daß Fanny nicht genau tun würde, was sie gesagt hatte. Schon um es mir heimzuzahlen, daß ich die Erstgeborene war und etwas besaß, was sie für eine Art unsichtbaren Vorteil hielt, während mir nie irgend etwas Günstiges passiert war, bis mich Logan an ihrer Stelle gewählt hatte.
Und erst dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte ihr nicht geglaubt, als sie es gesagt hatte. Logan war der Grund für ihren Haß! Die ganze Zeit hatte sie ihn gewollt, während er sie nie richtig wahrgenommen hatte, trotz all ihrer Versuche, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ich legte meine Hände an die fiebrigen Wangen und wunderte mich, was nur an den Mädchen aus den Bergen falsch war, die zu schnell erwachsen wurden – und die vorzeitig entschieden, welcher Mann der richtige für sie sei, wenn es noch keiner von uns richtig wissen konnte.
Sarah und ihre erbärmliche Wahl. Einen Mann wie Luke Casteel zu lieben. Kitty Setterton und ihre verrückte Liebe zu einem Mann, der sie nur benutzte, um seine Gelüste zu stillen. Und dann Fanny, die hier vor mir stand, mit ihren dunklen, haßerfüllten Augen und versuchte, mich durch ihren Blick auszulöschen, da Logan mir sowieso nicht mehr gehörte – aber ich wollte verflucht sein, wenn ich ihn ihr zum Vernichten überlassen würde!
»Schon gut, Fanny, reg dich ab«, sagte ich mit so viel Nachdruck als möglich. »Ich werde nach Winnerow gehen, werde mit der Familie Wise darüber sprechen, dein Baby, das du verkauft hast, wieder zurückkaufen. Aber während ich weg bin, setzt du dich hin und denkst lange und intensiv darüber nach, was du tun wirst, um dich um dieses kleine Mädchen zu kümmern und darauf zu achten, daß sie ein gesundes, ordentliches Leben führt. Es braucht mehr als nur Geld, um eine gute Mutter zu sein. Dazu braucht’s mehr Hingabe und Sorge für deine Tochter, als für dich selbst. Du wirst deine Hoffnungen auf eine Bühnenkarriere begraben und zu Hause bleiben müssen, um dich um Darcy zu kümmern.«
»Hab’ ja doch nich mitgekriegt, was mich zum Superhit an der Oper machen würd’, wie ich’s immer gedacht hatte«, jammerte sie erbärmlich – und einen Moment lang hatte ich Mitleid mit ihr. »Also kann ich’s genauso gut aufgeb’n. ’s gibt hier ’nen Kerl, der mich gefragt hat, ob ich ’n heirate. Kann ich ja genausogut tun. Ist zweiundfünfzig und ich lieb’ ihn nicht echt, aber er hat ’n guten Job und könnt’ mich und mein Kind aushalt’n – mit deiner Hilfe, klar. Werd’ hier auf dich wart’n, bis de zurück bist. Wenn’s soweit ist, werden er und ich schon lebenslänglich verbunden sein. Werd’ auch nich mehr von dem Geld hier, das de mir gegeb’n hast, verbrauch’n, als nötig ist.«
Vielleicht antwortete ich darauf etwas Kluges oder etwas Törichtes, jedenfalls sagte ich es aus der Verzweiflung heraus.
»Sei nicht so dumm, einen so viel älteren Mann zu heiraten. Finde einen jungen Mann,
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