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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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diese jämmerliche Hütte zurückging?
    Nach dem Baden konnte ich Großpapa noch immer nicht aus meinen Gedanken vertreiben. Was hatte er denn mit dem ganzen Geld gemacht, das ich ihm gegeben hatte? Ich mußte Großpapa finden. Ich würde nicht einschlafen können, bis ich überzeugt war, daß er wohlbehalten in der Hütte war. Als ich das Hotel verließ, pochte mein Schädel.
    Die Main Street dampfte vor Feuchtigkeit, kaum ein Lüftchen rührte sich. Ich setzte mich in meinen Leihwagen und fuhr durch die Stadt. Es war halb elf. Alle Geschäfte, außer der Apotheke bei Stonewalls, schlossen nach zehn. Gerade hatte ich die Randbezirke von Winnerow passiert und war dabei, die kurvige Landstraße hinaufzufahren, da fing mein Wagen zu husten und zu spucken an. Und dann starb er ab. Ich hatte keine Ahnung, was jetzt zu tun war, aber ich stieg aus und öffnete die Motorhaube. Wen wollte ich denn zum Narren halten? Von Autos verstand ich nichts. Ich sah mich in einer vertrauten Umgebung um, die wie in einem Alptraum wirkte. Es wäre besser, zum Hotel zurückzugehen, mich ins Bett zu legen und Großpapa und das Geld zu vergessen – so redete ich mit mir selbst. Tom würde nie Hilfe von mir annehmen, und Großpapa brauchte mich nicht, nicht wirklich. Ich zitterte am ganzen Körper. Immer wieder probierte ich, den Wagen zu starten, aber ohne Erfolg. Der Wind wurde stärker und brachte den Geruch nach Regen mit sich. Aber dies würde kein gewöhnliches Sommergewitter werden, sondern ein heftiges mit wilden, gewaltigen Stürmen, die zuerst Hagel und dann sintflutartige Regenfälle brachten. Mir blieb keine Wahl, außer mich mit der Hoffnung ins Auto zu setzen, irgend jemand würde vorbeifahren und anhalten, um mir zu helfen. Mein ganzer Körper schmerzte, und ich fing an, mich zu fragen, ob ich mich nicht bei Troy angesteckt hatte.
    Eine halbe Stunde mußte ich wohl dagesessen haben. Dann tauchte, unerwartet langsam, ein Auto auf, der Fahrer hielt an der Seite an und stieg aus dem Wagen. Als ich das Fenster herunterkurbelte, erkannte ich die vertraute Gestalt. Ich war schockiert.
    »Was tust du hier draußen, allein um Mitternacht?« fragte Logan Stonewall.
    Ich versuchte, die Ereignisse zu erklären, während er mich argwöhnisch musterte. »Na, los, ich werde dich dort hinauffahren«, meinte er schließlich. Seine Augen blickten hart und herrisch, während er mich zu seinem Auto brachte. Ich hatte das Gefühl, eine völlige Närrin zu sein. So saß ich auf dem Vordersitz neben ihm und hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.
    »Ich war gerade auf dem Weg, selbst nach deinem Großpapa zu sehen«, erklärte er in der Minute, als er den Motor startete und vorwärts schoß.
    »Er geht dich nichts an!« schrie ich wie ein Kind, meine Stimme kam mir selbst fremd vor.
    »Ich würde dasselbe für jeden tun, der in seinem Alter allein dort oben ist.«
    Zwischen uns lag ein Schweigen, dicker als ein Nebel. Unbarmherzig peitschte der Wind die Bäume neben der Straße, bis der Hagel herunterprasselte und Logan dazu zwang, seitlich an der Landstraße zu warten, bis das Schlimmste vorüber war. Das dauerte ungefähr zehn Minuten. Während dieser Zeit sagte keiner von uns ein Wort.
    Wieder einmal steuerte Logan sein Auto auf eine vertraute, dreckige Straße zu, die jeden Moment abzweigen mußte. Ich konzentrierte meinen Blick auf die Straße vor mir und versuchte, mein Zittern unter Kontrolle zu bringen. Vor langer Zeit hatte ich Winnerows einziges Hotel für etwas ganz Großartiges gehalten, jetzt erkannte ich, daß es schäbig war. Aber es war immer noch viel besser als die Baracke, zu der er mich fuhr! Ich wollte heulen, sehnte mich nach einem bequemen Bett, sauberen Laken und hübschen Decken. Aber anstatt loszuheulen, fuhr ich Logan an:
    »Jetzt spielst du also den guten Samariter gegenüber meinem Großvater, nicht wahr? Ich schätze, du brauchst jemanden in deinem Leben, den du bemitleiden und dem du deine großzügige Art beweisen kannst.«
    Wieder blickte er mich kurz und verächtlich an. Mein Blick dauerte lang genug, um zu registrieren, daß kein Funke von Liebe mehr vorhanden war, die früher aus seinen Augen geleuchtet hatte. Das Bewußtsein, mein bester Freund hatte sich in einen der schlimmsten Feinde verwandelt, tat weh. Er war ein Feind, der mich mit eisernen Blicken und grausamen Worten töten würde. Die Messer würde er anderen überlassen. Hart drückte ich mich gegen den Sitz und glitt so weit wie möglich von ihm

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