Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
geschieht das durch Arbeit. Wenn Troy erst einmal akzeptiert hat, daß du jemanden anderen liebst und ihn nicht heiraten willst, wird er Ersatz für deine Liebe finden. Ich werde mein Möglichstes tun, damit er ein anderes Mädchen zum Heiraten findet.«
Es tat so wahnsinnig weh, was er da sagte, daß ich am liebsten die Sonne angeheult hätte. So wie’s die Wölfe mit dem Mond machen, und auch Sarah es einmal getan hatte, als ihr letztes Baby starb. In meiner Brust brannte eine offene Wunde und neben mir saß der Mann, der alles ausgelöst hatte.
»Tony Tatterton, du bist eine Person, die man nur verachten kann!«
Er warf mir einen mitleidigen Blick zu. »Bitte… denk daran, du würdest ihn damit vernichten. Troy lebt auf der Basis von Treu und Glauben. Er ist nicht so wie du oder ich, wir würden immer überleben, egal unter welchen Umständen.«
»Vergleiche mich ja nie mehr mit dir!« schrie ich gellend. Er gab keine Antwort, sondern nahm sich noch eine Melone. »Heaven, versprich mir unbedingt, kein Wort davon gegenüber Jillian zu erwähnen.«
Ich stand auf und ging an Tonys Stuhl vorbei, ohne irgendein Versprechen.
»Nun gut!« Ganz plötzlich riß Tony die Geduld und er schrie los. Dabei sprang er hoch, packte mich am Arm und drehte mich blitzschnell herum. Ich sah, wie sich sein normalerweise heiteres und gutaussehendes Gesicht vor Wut verzerrte. »Geh zurück zu Troy, geh und zerstöre ihn! Und wenn du mit ihm fertig bist, dann lauf zu Jill, um auch sie zu zerstören! Und wenn du jeden hier in Farthy durchhast, dann geh zu deinem Vater und ruiniere sein Leben! Ruiniere das von Tom und Fanny und vergiß ja nicht Unsere-Jane und Keith! Heaven Leigh Casteel, du bist auf Rache aus, ich sehe es deinen Augen an. Aber aus diesen unglaublichen blauen Augen spricht mehr der Teufel als ein Engel!«
Blindwütig schlug ich mit der Faust nach ihm, traf aber nur die Luft. Er hatte mich so plötzlich losgelassen, daß ich das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte.
Schnell raffte ich mich wieder auf und schoß so rasch hinaus, daß er kein Wort mehr herausbrachte. Dann rannte ich die Stufen hinauf in die sichere Umgebung meines Bettes. Mein Platz zum Weinen.
Um ein Uhr war ich wieder in der Hütte, und diesmal war Troy auf. Er machte einen etwas kräftigeren Eindruck. »Komm«, meinte er und winkte mir, »ich möchte, daß du dir diese Eisenbahnanlage ansiehst, die eben fertig wurde. Und dann werden wir essen.«
Was er mir zeigen wollte, nahm eine riesige Ecke seiner Werkstatt ein. Es handelte sich um eine, wie eine Bühne fein gearbeitete Platte, auf der weiche Lichter glühten und verborgene Spots die Platte erleuchteten. Miniatur-Züge nahmen Reisende auf und ließen sie aussteigen, nur um sie wieder aufzusammeln. Unentwegt fuhren die Züge um steile und gefährliche Berge herum. Was versuchte er wohl mit diesen drei kleinen Zügen auszudrücken, die so verworrene Wege durch verschiedene Gebiete fuhren, aber dennoch immer dasselbe Ziel erreichten? Fuhr nicht die ganze Menschheit ein Leben lang Zug, um Höhepunkte zu erreichen und dann wieder tief abzustürzen? Aber statt aufzusteigen oder zu fallen, bewegte sie sich doch auf der Ebene zwischen zwei Extremen. Gedankenverloren kaute ich an meiner Unterlippe und preßte meine Stirn mit den Fingerspitzen zusammen… Dann fiel mein Blick auf ein kleines Mädchen, das zu den Passagieren dazugekommen war, ein dunkelhaariges, kleines Mädchen mit einem blauen Mantel und dazu passenden blauen Schuhen. Sie glich mir so sehr, daß ich darüber lächeln mußte, denn die Züge, die offensichtlich nirgendwohin führten, machten den Passagieren trotzdem Spaß. Am Ziel stieg das kleine blaue Mädchen nicht aus dem Zug, nur eine alte Frau in einem anderen blauen Mantel mit passenden blauen Schuhen. Neugierig ging ich zum Eisenbahndepot zurück und sah wieder das kleine Mädchen in ihrem blauen Mantel. Sie bestieg einen anderen Zug. Beim Konstruieren von Spielzeug war er großartig. Er gab ihm eine imaginäre Bedeutung und legte, ohne Worte, seine Überzeugungen hinein. Während ich mich von den Zügen abwandte, spürte ich, wie mich die vertraute Faszination wieder in seine Arme trieb. »Troy, Troy!« rief ich. »Wo bist du? Wir müssen noch tausend Pläne schmieden!«
Wieder saß er auf einem der Fensterplätze, hatte seine langen Beine angezogen, die Hände umklammerten locker seine Knie. Dabei standen alle Fenster weit offen, und der kalte, feuchte Wind strich durch
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