Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
sein Schlafzimmer! Bestürzt lief ich zu ihm und zog ihn am Arm. Ich versuchte ihn aus dem Niemandsland herauszuziehen, in dem er sich verloren hatte. »Troy, Troy!« rief ich laut. Obwohl ich ihn schüttelte, starrte er noch immer regungslos geradeaus. Ich mußte meine ganze Kraft aufbringen, um die Fenster herunterzuziehen. Als ich es geschafft hatte, lief ich, um Decken zu holen. Ich legte sie Troy über Schultern und Beine, aber noch immer hatte er sich nicht bewegt und auch nicht gesprochen.
Sein Gesicht fühlte sich blaß und kalt, aber weich an. Vor Erleichterung weinte ich los, denn er war nicht tot. Als ich nach seinem Puls fühlte, war dieser so schwach, daß ich trotzdem ans Telephon stürzte und Farthy anrief. Immer wieder klingelte das Telephon, aber keiner antwortete! Ich hatte keine Ahnung, welchen Doktor ich direkt anrufen könnte. Mit zitternden Fingern nahm ich Troys Telephonverzeichnis und blätterte es mit dem Daumen durch. Dabei hörte ich ihn niesen.
»Troy!« schrie ich und eilte zu ihm. »Was tust du denn, versuchst du etwa, dich selbst umzubringen?«
Sein Blick wirkte abwesend und verschwommen. Als er meinen Namen aussprach, klang seine Stimme schwach. Sobald er mich deutlich erkennen konnte, packte er mich, wie ein Ertrinkender nach dem Nächstbesten greift. Hart zog er mich an sich, um sein Gesicht tief in meine Haare zu vergraben. »Du bist zurück! Ach Gott, ich dachte schon, du würdest nie zurückkommen!«
»Natürlich komm’ ich zurück.« Ich küßte sein Gesicht. »Troy, ich war doch letzte Nacht hier bei dir, erinnerst du dich nicht?« Noch mehr Küsse auf Gesicht und Hände. »Habe ich dir nicht gesagt, ich würde zurückkommen, damit wir heiraten können?« Ich streichelte seine Arme und seinen Rücken und glättete seine wirren Haare. »Es tut mir leid, daß ich so spät gekommen bin, aber jetzt bin ich da. Wir werden heiraten und unsere eigenen Traditionen einführen, indem wir jeden Tag zum Feiertag erklären…«, weiter sagte ich nichts, denn er hörte nicht wirklich zu.
Der feuchte Raum führte bei uns beiden zu neuen Niesanfällen. Daraufhin zog ich ihn ins Bett, um uns gemeinsam unter Berge von Decken zu kuscheln und abwarten zu können, bis wir zu zittern aufhörten. Wir hielten uns eng umschlungen, als die vielen Uhren sich zu drehen und zu bewegen begannen. Es war Zeit für das Läutwerk. Irgendein versprengter Wind schaffte es hereinzukommen. Er brachte die Kristallprismen am Lüster in Troys Eßzimmer zum Klingeln.
»Ist ja schon gut, Liebling, Liebster«, summte ich und strich sein dunkles, zerzaustes Haar glatt. »Ich habe dich eben mitten in einem deiner… wie nennst du das? Trancezustände angetroffen. Ist das das richtige Wort?«
Er umarmte mich so heftig, daß meine Rippen weh taten. »Heaven, Gott sei Dank bist du hier.« Schluchzend brach seine Stimme, und er schob mich zärtlich von sich. »Ich kann nicht länger so tun, als ob ich mit dir leben oder dich heiraten könnte, egal wie dankbar ich bin. Deine Abwesenheit gab mir Gelegenheit, über unser Vorhaben nachzudenken. Deine Gegenwart aber verführt mich zu dem Gedanken, ich sei ein normaler Mann mit normalen Erwartungen. Aber das bin ich nicht, keinesfalls! Und ich werde es nie sein! Ich bin anders und unfähig, mich zu ändern. Ich glaubte nicht, daß du zurückkommen würdest, wenn du erst einmal die wirkliche Welt betreten und dann entdeckt hättest, daß du eingeschlafen warst. Das hier ist kein echtes Haus, Heaven, keines, das von echten Menschen bewohnt wird. Heaven, wir sind alle Fälschungen, Tony, Jillian und ich. Sogar die Diener lernen die Regeln und machen das Spiel mit.«
Bei meinem Eintreten hatte irgend etwas angefangen, weh zu tun, und jetzt wurde der Schmerz immer stärker. »Welche Regeln denn, Troy? Was für ein Spiel?«
Er lachte, daß mir das Blut gefror. Immer noch hielt er mich und rollte sich um die eigene Achse, rollte weiter und weiter, bis wir beide auf den Boden fielen. Dann riß er mir ungestüm die Kleider vom Leib, und seine Küsse wurden immer heißer.
»Hoffentlich haben wir beide ein Kind gezeugt«, rief er, als es vorbei war. Dann drehte er sich um und fing an, meine zerrissenen Kleidungsstücke aufzuheben. »Hoffentlich habe ich dich nicht verletzt, denn das möchte ich niemals. Aber ich möchte etwas Echtes hinterlassen, etwas von meinem eigenen Fleisch und Blut.« Er drückte mich an sich und fing an zu schluchzen – bitter, rauh und schrecklich.
Ich
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