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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ja niemanden hereinzulassen. Verblüfft fing ich zu sprechen an und nannte ihnen meinen Namen. Der Brocken in meinem Hals ließ meine Stimme fast versagen, so daß mein Name rauh, fremd und kaum hörbar herauskam.
    Das reizende Gesicht von Unserer-Jane färbte sich beunruhigend weiß und nahm einen hysterischen Gesichtsausdruck an. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte ich, sie würde zu spucken anfangen, wie so oft in der Vergangenheit. Keith sah in ihr Gesicht und wurde ebenfalls einige Grade blasser. Wütend starrte er mich an, während in seinen Augen immer wieder zornige kleine Lichter an- und ausgingen. Erkannte er mich? Versuchte er, sich zu erinnern?
    »Mami!« jammerte Unsere-Jane mit hoher, dünner Stimme und klammerte sich an Keith. »Vati…!«
    »Schschscht!« warnend legte ich den Zeigefinger über meine Lippe. »Ihr braucht keine Angst zu haben, ich bin keine Fremde und werde euch nichts tun. Als ihr noch in den Bergen gelebt habt, kanntet ihr mich sehr gut. Erinnert ihr euch noch an die Berge, die die Willies heißen?«
    Ich schwöre bei Gott, Unsere-Jane wurde noch blasser. Sie schien kurz davor zu sein, bewußtlos zu werden. Meine Gefühle wirbelten durcheinander. Ich konnte keinen Entschluß fassen. Diese Reaktion hatte ich mir vorher nicht ausgemalt. Sie sollten doch entzückt sein, mich zu sehen! »Vor langer Zeit hattet ihr beide eine Familie in den Bergen und jeden Werktag trotteten wir durch die Wälder zur Schule und wieder nach Hause. Sonntags gingen wir zur Kirche. Wir hatten Hühner, Enten, Gänse, manchmal eine Kuh und immer jede Menge Hunde und Katzen. Ich bin’s, eure Schwester, die ihr immer Hevlee gerufen habt! Ich wollte euch nur sehen und von euch erfahren, daß ihr glücklich seid!« Das Geschrei von Unserer-Jane war wahnsinnig laut, wurde jetzt panisch!
    Bevor Keith einen Schritt nach vorne machte, schob er seine Schwester beschützend hinter sich. »Wir kennen dich nicht«, meinte er mit seiner rauhen, zitternden Knabenstimme.
    Nun war ich an der Reihe, blaß zu werden. Seine Worte kamen wie Ohrfeigen, eins, zwei, drei, vier.
    »Mach, daß sie weggeht!« schrie Unsere-Jane laut.
    Es war der schlimmste Augenblick meines Lebens.
    Jahrelang hatte ich mich nach ihnen gesehnt, hatte davon geträumt, sie zu finden und zu retten, und jetzt wollten sie mich nicht. »Ich gehe schon«, antwortete ich rasch und ging rückwärts zur offenen Tür. »Ich habe einen schrecklichen Fehler begangen, und es tut mir leid. Ich habe keinen von euch je zuvor gesehen!«
    Dann rannte ich, rannte, so schnell es meine hohen Absätze erlaubten, direkt auf die wartende Limousine zu. Als ich mich dann auf den Rücksitz geworfen hatte, brach ich in Tränen aus. Unsere-Jane und Keith hatten an dem Tag, als Pa sie verkaufte, nichts verloren. Sie waren als Sieger aus dem Spiel der Chancen hervorgegangen.

 
    13. K APITEL
     
    F AMILIENBANDE
     
     
     
    Keine Stunde länger hielt ich es in dieser Stadt aus. Ich sammelte meine sieben Sachen aus dem Hotel zusammen, und die Limousine brachte mich zum Flughafen, wo ich das nächste Flugzeug nach Atlanta bestieg. Ich fühlte mich verzweifelt, weil ich unbedingt an der Vergangenheit festhalten wollte, aus der ich sonst eilends flüchten wollte – denn ich wollte keinesfalls mein neues Leben mit Troy beginnen, nur um herauszufinden, daß ich meine Familie verloren hatte. Zu Tom würde ich gehen, und dort die herzliche Begrüßung finden, nach der ich mich sehnte. Dort wäre der liebevolle Bruder, der versprochen hatte, mir immer ein echter Blutsbruder zu sein.
    Drei-, vier-, fünfmal läutete das Telefon, ehe eine tiefe, vertraute Stimme antwortete. Einen qualvollen Moment lang hatte ich das Gefühl, Pa könne mich durch die Telephonleitung hindurch sehen. Wie versteinert stand ich in der Telephonzelle. »Ich würde gern Tom Casteel sprechen«, brachte ich endlich fertig, heiser zu flüstern. Es geschah mit einer so fremden Stimme, daß ich darauf vertraute, der Mann, den ich haßte, würde seine Erstgeborene nicht wiedererkennen. Mein Dasein hatte er schließlich in seinem Leben noch nie mit irgendeinem Gefühl von Wärme zur Kenntnis genommen. Beinahe konnte ich sein Indianergesicht vor mir sehen, als er zögerte, und einen herzzerreißenden Augenblick lang dachte ich, er könnte fragen: »Bist du’s, Heaven?«
    Aber er tat’s nicht. »Wen darf ich denn Tom melden?« Oho, hört, hört! Irgend jemand brachte Pa passende Ausdrücke und gutes Benehmen bei. Ich

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