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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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schluckte und erstickte fast. »Eine Freundin.«
    »Bitte, bleib dran«, antwortete er, als ob er das jeden Tag hundert Mal für Tom machen würde. Ich hörte, wie er den Hörer niederlegte, hörte seine Schritte auf hartem Untergrund, und dann brüllte er in typischer Hillbilly-Art los: »Tom, da ist wieder mal eine von deinen anonymen Freundinnen am Telephon. Ich wünschte, du würdest ihnen sagen, sie sollten mit dem Anrufen aufhören. Jetzt rede aber nicht länger als fünf Minuten. Wir müssen die Show fertigmachen.«
    Das dumpfe Geräusch von Toms Füßen, der heranlief, war über die vielen Meilen, die uns trennten, deutlich zu hören.
    »Hallo!« grüßte er atemlos.
    Ich war verdutzt, wie sehr sich seine Stimme verändert hatte; er klang ganz ähnlich wie Pa. Ich hatte Mühe mit dem Sprechen, und während ich noch zögerte, mußte Tom wohl der Geduldsfaden gerissen sein. »Wer du auch bist, sprich jetzt, denn ich habe keine Minute zu verschenken.«
    »Ich bin’s, Heaven… Bitte sprich meinen Namen nicht aus, und verrate Pa nicht, wer dran ist.«
    Überrascht atmete er ein. »He, das ist ja toll! Super! Gott, was bin ich froh, von dir zu hören. Pa ist nach draußen in den Hof gegangen, um bei Stacie und dem Baby zu sein. Du brauchst also nicht zu flüstern.«
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
    Tom überbrückte das verlegene Schweigen: »Heavenly, ’s ist das drolligste Wutzel, hat schwarze Haare und tiefbraune Augen mitbekommen, weißt schon, genauso ein Sohn, wie ihn Ma Pa schenken wollte…« Abrupt hörte er zu reden auf, aber ich wußte genau, er hatte hinzufügen wollen: »Er sieht Pa heruntergerissen ähnlich.« Statt dessen meinte er: »Warum sagst du denn gar nichts?«
    »Wie schön, daß Pa immer bekommt, was er will«, kommentierte ich verbittert. »Einige Leute haben diesbezüglich Glück.«
    »Los, Heaven, hör auf damit! Sei fair. Das Kind hat doch keine Schuld. Es ist so verflixt drollig, und sogar du müßtest das zugeben.«
    »Wie hat denn Pa seinen dritten Sohn genannt?« fragte ich aus purer, gehässiger Rachsucht.
    »Eh, ich kann den kalten Ton in deiner Stimme nicht ausstehen. Warum kannst du nicht die Vergangenheit in Frieden begraben, wie’s ich getan habe? Ich durfte dem Baby einen Namen geben. Erinnerst du dich noch, wer vor langer Zeit unsere Helden gewesen sind? Walter Raleigh und Francis Drake! Na gut, wir haben daraus Walter Drake gemacht, rufen ihn aber Drake.«
    »Ich erinner’ mich«, sagte ich mit eisiger Stimme.
    »Ich finde, es ist ein Supername. Drake Casteel.« Noch mehr Ware für Pa zum Verkaufen, war mein schäbiger Gedanke, ehe ich unversehens das Thema wechselte. »Tom, ich bin in Atlanta. Ich habe vor, ein Auto zu mieten und dann zu euch zu fahren. Aber ich möchte nicht auf Pa treffen.«
    »Das ist ja wunderbar, Heavenly!«
    »Ich möchte Pa nicht sehen, wenn ich komme. Kannst du es bewerkstelligen, daß er außer Haus ist?«
    Toms Stimme klang gequält, als er versprach, sein Bestes zu tun, um eine Begegnung zwischen Pa und mir zu verhindern. Dann gab er mir genaue Anweisungen, wie ich die kleine Stadt, in der er lebte, erreichen könne. Es war ungefähr zwanzig Meilen von dem Ort entfernt, wo mich mein Flugzeug im südlichen Georgia absetzen würde.
    »Tom«, brüllte Pa aus einiger Entfernung. »Ich sagte fünf Minuten, keine zehn!«
    »Muß jetzt gehen«, meinte Tom dringlich. »Bin mordsglücklich, daß du kommst, aber muß doch noch sagen, hast ’nen Riesenfehler gemacht, als du Logan aus deinem Leben gestoßen hast und dafür ’nen Kerl wie Troy rangelassen hast. Paßt nicht zu dir. Dieser Troy Tatterton, den de mir beschrieben hast, wird dir nie so verstehen können wie Logan. Oder dich auch nur halb so lieb haben.«
    Sein Provinzdialekt war wieder da, wie immer, wenn er innerlich beteiligt war. Rasch verbesserte ich ihn. Nicht ich war’s gewesen, die Logan beiseite gestoßen hatte, Logan hatte seine Einstellung geändert.
    »Ade, Heavenly… seh’ dich dann morgen, so gegen elf.« Ohne weiteren Kommentar legte er auf.
    Diese Nacht blieb ich in Atlanta, am nächsten Morgen in der Früh nahm ich einen Leihwagen und fuhr nach Süden.
    Dabei grübelte ich über alle Briefe von Tom nach, die mich hätten warnen sollen. »Ich dachte, nichts würde je zwischen dich und Logan kommen. Es ist das Leben in dem reichen Haus, ich weiß, daß es schuld daran ist. Das verändert dich, Heavenly! Du schreibst und sprichst ja nicht einmal mehr wie du

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