Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
habe – ein Mann kann einen zur Erschöpfung treiben. Und denk daran, daß ich dir gesagt habe, was ein anständiges Mädchen nicht tun darf.
    Ich bin sicher, daß wir in ein bis zwei Tagen alle wieder so gut miteinander auskommen wie vorher. Tony trägt dir nichts nach. Er ist äußerst verständnisvoll, wenn es um solche Dinge geht. Deshalb führen wir auch eine so gute Ehe.« Sie lächelte. »Oh, ich kann es kaum erwarten, in ein heißes Schaumbad einzutauchen«, rief sie.
    »Mama, du mußt mir glauben… bitte…«
    »Jetzt reicht es, Leigh«, fauchte sie. »Ich bestehe darauf, daß du kein Wort mehr darüber verlierst. Eins führt zum anderen. Ehe man sich versieht, werden die Hausangestellten darüber reden und furchtbare Gerüchte in Umlauf bringen.«
    »Es sind keine Gerüchte. Ich phantasiere nicht, und ich lüge nicht!«
    »Leigh«, sagte sie eiskalt, »erwartest du im Ernst, ich könnte glauben, daß mein Mann sich meiner Tochter zuwendet, einem Mädchen, das gerade erst zur Frau wird, wenn er mich hat? Also wirklich«, entrüstete sie sich. »Und jetzt reiß dich zusammen. Ich will, daß du badest und dich anziehst und zum Abendessen nach unten kommst.«
    »Aber, Mama…«
    »Ich bestehe darauf. Und außerdem«, fügte sie lächelnd hinzu, »habe ich so viele hübsche Dinge in Europa gekauft, die ich dir unbedingt zeigen muß, und ich will dir alles über den Kurort und die Leute erzählen, die ich dort kennengelernt habe.« Ihr Lächeln schwand sofort wieder. »Ich war äußerst erbost, als Tony mir erzählt hat, daß du ihm mein Alter verraten hast, Leigh, aber ich kann dir verzeihen, weil es ihm anscheinend nicht so viel ausmacht, wie ich gefürchtet hatte. Er ist wirklich ein wunderbarer Mann. Aber ich kann dir beim besten Willen nicht verzeihen, wenn du weiterhin diese… diese Show abziehst. Also nimm dich jetzt zusammen, und komm zum Abendessen nach unten.« Sie entspannte sich wieder und seufzte tief. »Ach, es gibt nichts Schöneres, als nach einer langen Reise wieder nach Hause zu kommen«, zwitscherte sie und ließ mich allein.
    Nach Hause? Hatte sie gerade Farthinggale Manor als ihr Zuhause bezeichnet? Treffender hätte sie es als Hölle beschreiben können! Ich starrte die Stelle an, an der Mama gerade noch gestanden hatte. Träumte ich? Mama weigerte sich, mir zu glauben. Statt mir zu helfen, zog sie sich hinter die gläsernen Mauern ihrer eitlen, hohlen Welt zurück und war nur von sich selbst besessen. Ich wandte mich an meine Puppe.
    »O Angel«, seufzte ich. »Wenn du bloß reden könntest! Du bist meine einzige Zeugin.«

 
    18. K APITEL
     
    K ONFRONTATIONEN
     
     
     
    Ich stand auf und zog mich an, um zum Abendessen nach unten zu gehen. Obwohl ich den ganzen Tag über nur sehr wenig gegessen hatte, hatte ich keinen Appetit, aber ich hatte die törichte Hoffnung, ich könnte Mama doch noch irgendwie dazu bringen, die Wahrheit zu erkennen. Sie hätte nichts weiter zu tun brauchen, als sich mein Gesicht einmal näher anzusehen, dachte ich. Ich brachte wenig Begeisterung dafür auf, mir das Haar zu bürsten. Es spiegelte mein inneres Befinden wider und wirkte stumpf, matt und schlaff. Die Mattigkeit und die emotionale Erschöpfung war deutlich in meinen Augen abzulesen. Mit hängenden Schultern stieg ich die Stufen hinunter.
    Zu meinem Erstaunen saß Mama bereits mit Tony am Tisch. Ich hörte die beiden lachen, als ich auf das Eßzimmer zukam. Sobald ich eintrat, unterbrachen sie sich und wandten sich zu mir um. Tony warf einen Blick auf meine Mutter, und dann lächelte er mich an.
    »Fühlst du dich wieder besser, Leigh?« fragte er, und sein wahres Gesicht verbarg sich hinter einer Maske väterlicher Sorge.
    Ich schwieg und ging an meinen Platz, und dabei spürte ich die Blicke beider auf mir ruhen.
    »Ich war gerade dabei«, flötete meine Mutter mit einer heiteren, gutgelaunten Stimme, »Tony von den Walston-Zwillingen zu erzählen. Sie kommen aus Boston, und ihr Vater hat einen Landsitz in Hyannis. Aus einem ihrer Beine kann man meinen ganzen Körper formen. Die Walroß-Zwillinge, so haben wir sie in dem Kurzentrum alle genannt. Allein schon, die beiden zusammen in der Sauna zu sehen!« kicherte sie und warf den Kopf zurück. »Ich meine, jede einzelne Frau dort hat sich in dem Moment, in dem sie die beiden angesehen hat, gleich zwanzig Pfund leichter gefühlt. Das Komischste von allem ist jedenfalls, daß jede von ihnen bei der Kur fünf Pfund zugenommen hatte, statt abzunehmen.

Weitere Kostenlose Bücher