Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)

einfach nicht widerstehen.“
    „Haben Sie das kürzlich gekauft?“ Heat hatte kein Interesse an dem Schmuckstück an sich. Sie leistete Vorarbeit.
    „Nein, denn wie Sie sicher wissen, gestatten mir meine Bewährungsauflagen keine internationalen Reisen.“
    „Aber Sie konnten sich dennoch ein oder zwei Stücke dieser Art leisten. Mr. Martinez, Sie scheinen eine Menge Geld zu besitzen.“
    „Meine Erfahrung in Sing Sing hat mich dazu gebracht, voller Bescheidenheit über Geld und seinen Nutzen nachzudenken. Auf meine eigene Weise versuche ich, den von mir angesparten Reichtum zu benutzen, um Gutes zu tun.“
    „Schließt das auch Ihr Drogengeld ein? Ich denke da speziell an die paar Hunderttausend, die Sie 2003 in Atlantic City gemacht haben.“
    Der Mann blieb unbeeindruckt. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie reden.“
    Nikki streckte die Hand nach dem Stuhl neben sich aus und stellte die offenen Keksdosen mit den Geldscheinen auf den Tisch. „Frischt das Ihre Erinnerung ein wenig auf?“ Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft im Raum sah Heat die Fassade ihres Gegenübers bröckeln. Nicht viel, aber seine Augen zuckten zur Seite. „Nein? Dann helfe ich Ihnen mal auf die Sprünge. Dieses Geld wurde zu einem Geschäft zurückverfolgt, das in Ihrer Hotelsuite in einem der Casinos abgeschlossen wurde. Der Käufer war ein Undercoveragent der Drogenbehörde. Er kam verkabelt und mit diesem Geld in Ihr Zimmer und sollte mit einem Kleidersack voller Kokain wieder herauskommen. Stattdessen tauchte er drei Wochen später auf einer Müllkippe in Pennsylvania auf.“
    Das schelmisch charmante Funkeln verschwand aus Martinez’ Augen, und sie wurden hart. Doch er sagte nach wie vor nichts. „Versuchen wir es mit weiterem Anschauungsmaterial.“ Nikki reichte ihm ein Foto von Pater Graf.
    „Diesen Mann kenne ich ebenfalls nicht.“ Er log. So gelassen er auch sein mochte, zeigte Martinez doch die klassischen Anzeichen für Anspannung … das Zwinkern, den trockenen Mund.
    „Sehen Sie noch mal genauer hin, denn ich denke, Sie kennen ihn.“
    Er warf einen flüchtigen Blick auf das Bild und schob es zu ihr zurück. „Ich fürchte nicht.“
    „Haben Sie irgendeine Ahnung, wie dieses Geld in seinem Besitz landete?“
    „Ich möchte Sie noch einmal an meine letzte Antwort erinnern: Ich kennen den Mann nicht.“
    Nikki erzählte dem ehemaligen Strafgefangenen von der Ermordung des Priesters und fragte ihn, wo er in dieser Nacht gewesen sei. Er überlegte, richtete seinen Blick auf die Decke und fuhr sich mit seiner trockenen Zunge über die Lippen.
    „Soweit ich mich erinnere, war ich zum Abendessen aus. Ja, im La Grenouille, und danach verbrachte ich den Rest des Abends in meiner Wohnung. Ich hatte mir
Ein Quantum Trost
auf Blu-ray ausgeliehen. Sie würden ein gutes Bond-Girl abgeben, Detective.“
    Heat ignorierte den Kommentar, machte sich aber eine Notiz bezüglich seines Alibis. Sie sammelte die Keksdosen mit dem Geld wieder ein, stellte sie zurück auf den Stuhl und widmete sich wieder ihrem Notizblock. „Und wo waren Sie gestern zwischen elf und vierzehn Uhr?“
    „Wollen Sie mir jetzt jeden Mord in New York zur Last legen?“
    „Nein, Mr. Martinez. Zwei würden mir schon reichen.“
    Nachdem Nikki das Geld der Drogenbehörde in die Asservatenkammer zurückgebracht hatte, ging sie in den Hauptraum, um zu sehen, ob sie irgendwelche Nachrichten erhalten hatte, bevor sie sich zu ihrer mündlichen Prüfung aufmachte. Am Eingang blieb sie ungläubig stehen. Die Dienstaufsichtsbehörde hatte Captain Montroses Büro komplett ausgeräumt. Es war vollkommen leer.
    Am späten Nachmittag wurde Heats Name im Polizeihauptquartier aufgerufen. Sie legte die Zeitschrift weg, auf die sie sich ohnehin nicht konzentrieren konnte, und betrat den Prüfungsraum.
    Alles sah genauso aus, wie Nikki es sich bei ihrer Vorbereitung auf die mündliche Prüfung vorgestellt hatte. Heat hatte von anderen, die die Prüfung bereits abgelegt hatten, erfahren, was sie erwarten würde, und genau diese Szene bot sich ihr jetzt. Sie trat in ein mit Neonlicht erleuchtetes, fensterloses Klassenzimmer, in dem fünf Prüfer – eine Mischung aus Captains im aktiven Dienst und Verwaltern – an einem langen Tisch saßen, der einem einzelnen Stuhl gegenüberstand. Das war ihrer. Als Nikki die Prüfer begrüßte und Platz nahm, erinnerte sie die Situation plötzlich an die Ballettschulenprüfungsszene aus
Flashdance
. Wenn sie diese Sache doch