Cato 08 - Centurio
Daumen auf seine Brust. »Ich bin ein Tetrarch.«
»Ich verstehe.« Cato nickte. »Zählen noch andere Männer zu eurer Streitmacht, abgesehen von den Leibwachen des Königs?«
Archelaus zuckte geringschätzig mit den Schultern. »Eine Handvoll Adlige und ihr Gefolge. Meiner Meinung nach stellen die eher eine Gefahr für uns dar als für die Rebellen. Dann gibt es noch eine halbe Centurie römische Hilfstruppen, die den römischen Botschafter, seine Familie und seinen Stab beschützen. Wir haben also etwas über vierhundert Mann unter Waffen und mindestens fünfhundert Zivilisten.«
Cato dachte kurz nach. Wenn alles gut lief, würden in dieser Nacht über tausend römische Soldaten zur Garnison hinzustoßen, außerdem Prinz Balthus’ Gefährten und obendrein die Pferde. Er wandte sich Archelaus zu. »Wie lange reicht das Wasser?«
»Noch etwa zwanzig Tage. Bei der derzeitigen Rationierung. Oh …« Er blieb abrupt stehen und sah Cato an. »Wenn eure Entsatztruppe zu uns stößt …«
»Dann reicht das Wasser nur noch für weniger als zehn Tage.«
»Na großartig«, brummte Archelaus, der nun wieder zum Königsbau weiterging. »Ich kann mir gut vorstellen, wie entzückt der König sein wird, wenn er sich das ausrechnet.«
Als sie sich den königlichen Gemächern näherten, erhoben die Wächter sich von den Bänken zu beiden Seiten der bronzenen Türflügel und nahmen, die Speere in der Hand, Haltung an. Einer von ihnen trat Archelaus in den
Weg und salutierte. Er sah zu Cato und Carpex hinüber, bevor er sich wieder dem Tetrarchen zuwandte.
»Was führt dich her, Herr?«
»Diese beiden Männer sind gerade in die Zitadelle gekommen. Sie sagen, dass sie eine Botschaft für den König haben.«
»Der König schläft, Herr.«
»Das kann ich mir denken.« Archelaus lächelte schmallippig. »Es ist schließlich mitten in der Nacht. Aber diese Männer müssen ihn dringend sprechen.«
Der Wächter bewegte sich voller Unbehagen und traf dann eine Entscheidung. »Ich werde jemanden zu seinem Kammerherrn schicken, Herr.«
»Dann beeil dich«, schnauzte Cato ihn aufgebracht an. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Der Wächter starrte Cato an, rümpfte die Nase und sah dann auf Archelaus. Der nickte nur.
»Tu, was er sagt.«
»Jawohl, Herr.«
Der Wächter gab einem seiner Kameraden einen Wink, der daraufhin einen der Türflügel aufstemmte und durch den Spalt schlüpfte. Es herrschte angespanntes Schweigen, während die Männer auf eine Reaktion von drinnen warteten. Cato wandte sich ab und sah sich im Hof um. Hinter den dichtgedrängten Flüchtlingen ragten dunkel die Mauern auf. Entlang der Brustwehr erkannte er die dunklen Gestalten der Soldaten, die den Zugang zur Zitadelle bewachten. Eine Handvoll Fackeln flackerte auf jedem der Türme, doch die Posten hielten sich aus dem Lichtschein heraus, um kein Ziel abzugeben. Catos Besorgnis legte sich etwas angesichts der Stärke der Befestigung,
allerdings würden ihnen die besten Mauern nichts nutzen, wenn ihnen das Wasser ausging. Wenn der Statthalter von Syrien Palmyra nicht rechtzeitig erreichte, würden die Verteidiger sich entscheiden müssen, ob sie lieber verdursten oder sich den Rebellen ergeben wollten – die sie sicherlich massakrieren würden -, oder ob sie einen verzweifelten Versuch wagen sollten, aus der Stadt zu entfliehen.
Der Klang sich nähernder Schritte veranlasste Cato, sich umzudrehen. Die Bronzetür schwang auf, und im Licht der dahinter brennenden Öllampen kamen ein Wächter und ein anderer Mann, dünn und mit schütterem grauem Bart, zum Vorschein. Der dünne Mann starrte Cato einen Augenblick lang an und wandte sich dann Carpex zu. In seinen Augen flackerte Wiedererkennen auf, dann wandte er sich auf Griechisch an den Sklaven.
»Nun, Carpex, wie geht es deinem Herrn? Immer noch fleißig auf der Jagd mit seinen betrunkenen Freunden?«
Carpex verbeugte sich tief. »Mein Herr steht vor der Stadt und wartet darauf, seinem Vater zu Hilfe zu eilen.«
»Tatsächlich? Ist ihm schon wieder das Geld ausgegangen? Oder der Wein?«
Carpex wollte etwas antworten, überlegte es sich aber anders und blieb mit gesenktem Kopf stehen, während der Kammerherr seine Aufmerksamkeit wieder Cato zuwandte. »Du musst der Römer sein. Ich verlange zu wissen, was du hier zu suchen hast.«
Cato holte tief Luft. »Wir haben keine Zeit für Einzelheiten. Eine römische Entsatztruppe steht vor der Stadt und wartet auf das Signal, um sich den Weg durch das
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