CC-5 streng geheim
ich plötzlich den Mann. Außer ihm war niemand in der Nebenstation. Hoch aufgerichtet stand er vor dem großen Hauptkondensator. Es schien, als lauschte er aufmerksam. Ich kannte ihn. Er war ein junger Ingenieur, der sich Gunter Swendt nannte.
Ich verharrte mitten in der Bewegung. Der GWA-Schatten in mir erwachte. Blitzschnell glitt ich zu der Wand neben dem Fenster hinüber.
Ich schoß schwerelos durch die Luft, konnte mich jedoch erschütterungsfrei mit den Händen abfangen. Allmählich senkten sich meine Schuhe. Ich achtete darauf, daß die Sohlen nicht hart aufschlugen, sondern behutsam faßten. Dann stand ich zusammengekauert neben dem Luk, durch das ich den Ingenieur gut beobachten konnte.
Ich war völlig ruhig. In meiner Rechten lag die 9-mm-Henderley-Automatik, die ich in der Station als Dienstwaffe trug. Ich hatte das Doppelmagazin mit hochbrisanten Explosivgeschossen geladen. Die erste Patrone war im Lauf.
Ich wartete mißtrauisch. Wenn er so unvorsichtig war, einen Sabotageakt zu versuchen, wollte ich von meiner Waffe Gebrauch machen und durch die dünne Alu-Wand schießen.
Unternahm er nichts, war ich entschlossen, lautlos zu verschwinden und meinen Nachfolger über die Beobachtung zu informieren. Die lauernde Haltung des jungen Mannes erschien mir verdächtig.
Aber es geschah nichts, das meinen Argwohn bestätigte. Als ich gerade zu der Ansicht kam, daß der Mann vielleicht nur faulenzte, wurde ich Zeuge eines seltsamen Vorganges.
Instinktiv griff ich nach dem Schalter meiner Sprechanlage und kippte ihn auf Null-Stellung. Meine hastigen Atemzüge hätten gehört werden können.
Er hatte in die Tasche gegriffen, aber er holte keine Bombe heraus, sondern eine kleine Schachtel, die anscheinend Tabletten enthielt. Meine Gedanken überstürzten sich. War er etwa krank? Wollte er ein Medikament einnehmen, ohne den Arzt aufzusuchen? Das hätte seine sofortige Versetzung zur Erde bedeutet, was er sicher nicht wollte, denn hier im Raum wurden die dreifachen Löhne und Gehälter gezahlt.
Wie gebannt starrte ich auf die Hand, die nun den Magnetverschluß des Raumhelmes löste und ihn mit gleichmütiger Bewegung nach hinten klappte.
Das war doch unmöglich! So etwas gab es ja gar nicht! Ich mußte träumen oder unter einem Anfall von Raumkoller leiden!
Gunter Swendt stand im absoluten Vakuum! In der Kondensatorhalle herrschte das Nichts! Kein Mensch konnte darin leben! Das war doch Wahnsinn! Wenn ich meinen Helm öffnete, gab es eine explosive Dekompression, die mir die Lungen aus dem Körper reißen mußte! Der Kondensatorraum war so luftleer wie der Weltraum, aber dieser Mann stand da und hatte seinen Helm auf die Schultern geklappt!
Er beeilte sich nicht einmal! Mit vorgestrecktem Kopf schien er wieder zu lauschen. Endlich erhob er die Hand und steckte sich eine der Tabletten in den Mund. Als das geschehen war, klappte er langsam den Helm zurück und drückte auf den Ventilschalter der Sauerstoffanlage.
Ich traute meinen Augen nicht. Das Erlebnis war für mich unbegreiflich und widersprach all meinen Kenntnissen. Was der Mann da eben getan hatte, war eine medizinisch-physikalische Unmöglichkeit!
Plötzlich zuckte er zusammen und wandte sich rasch um – wie jemand, der bei einer verbotenen Tätigkeit nicht überrascht werden will. Er griff hastig nach der Spritzpistole, mit der das strahlungssichere Material auf die Dampfleitungen gesprüht wurde.
Ich schaltete meine Funksprechanlage wieder ein und lauschte. Doch ich hörte keine Zurufe und spürte auch nicht die schwachen Erschütterungen von Schritten. Was hatte er also vernommen? War vielleicht meine Anwesenheit
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