CC-5 streng geheim
seelenruhig rechts und links neben dem Schacht standen, in dem das Rollen des emporfahrenden Panzerschrankes allmählich verhallte. Dann richtete sich sein Blick auf mich. Langsam kam er auf mich zu.
Ich musterte betont lässig die Umgebung. Die MP hing über meiner Brust. Wir hatten die unbequemen Aggregate umgeschnallt und die Patentverschlüsse unserer warmen Overalls geöffnet.
»Sie haben mich in eine unangenehme Situation gebracht, Doktor«, sagte er wütend. Trotz der Gemütsaufwallung zeigte er sich beherrscht. Der Mann war gefährlich.
»Wieso? Hat man Ihren Erklärungen nicht geglaubt?«
»Doch, aber man hat das Haus von oben bis unten durchsucht. Zum Glück hat man keine Wache hinterlassen. Die Maschinen kontrollieren nun die nähere Umgebung. Soeben sind etwa dreißig Polizeitrupps mit Bodenradar angekommen. Wenn Sie jetzt noch oben wären, sähe es böse für Sie aus.«
Ich nickte kaltschnäuzig.
»Okay, das weiß ich. Deshalb habe ich mich ja rechtzeitig an Armands und auch an Sie erinnert. Wir waren doch praktisch Nachbarn, nicht wahr! Außerdem waren Sie mir die Gefälligkeit schuldig. Ich habe Armands bereits erklärt, daß man mich immerhin zur Zwangsarbeit geschickt hat. In vier Jahren bin ich um Jahrzehnte gealtert. Meinen Sie etwa, in einer solchen Notlage würde ich noch besondere Rücksichten nehmen? Ich hätte Sie verraten. Das sage ich Ihnen ganz offen. Ich pflege meine Meinung nicht zu verheimlichen. Ansonsten habe ich gar nichts gegen Sie. Im Gegenteil. Schließlich gehörte ich auch zu den ›Wissenschaftlichen Sozialisten‹.«
Meine Worte übten eine beruhigende Wirkung auf ihn aus. Schließlich lächelte er sogar.
»Schön, ich will Ihr Verhalten der großen Erregung zuschreiben. Vielleicht hätte ich an Ihrer Stelle genauso nach dem Strohhalm gegriffen.«
»Sie waren für mich schon ein stabiler Balken – wegen der beiden Spulen.«
Wieder zeigte er sein zynisches Lächeln.
»Dumm und unerfahren sind Sie nicht. Vergessen wir die Sache. Sie sind nun in Sicherheit. Ich bin nicht nachtragend.«
»Sehr gut! Ich will es auch nicht sein. Ich meine damit meine verbüßte Haft. Nun hätte ich aber gern einige Auskünfte. Die Seilbahn haben wir übrigens schon entdeckt.«
»So!« sagte er. Gleichzeitig richtete sich sein Blick auf Manzo.
Er stellte ohne Umschweife die Frage, die Armands nicht auszusprechen gewagt hatte.
»Ein Mutant, nicht wahr? Woher kommt er? Wie kommt er zu Ihnen?«
»Der Sohn eines langjährigen Freundes, der das Pech hatte, neben der undichten Strahlungsabschirmung eines Plutonium-Reaktors zu stehen. Schwere Schädigung und Verformung der Gene, Sie verstehen.«
»Selbstverständlich.«
»Manzo ist erst sechzehn Jahre alt. Sicher sind Sie darüber erstaunt.«
Sein Blick ließ sein Interesse erkennen. Er konnte den Wissenschaftler nicht verleugnen.
»Durchaus nicht erstaunlich. Bei einem radio-biologisch bedingten Wachstumsprozeß ist das nicht als Phänomen anzusehen.«
»Manzo wuchs bei seiner Mutter in Südafrika auf. Sie hielt ihn ängstlich versteckt. Niemand ahnte etwas von seiner Existenz. Als ich vom Mond zurückkehrte, nahm ich ihn mit. Mein Freund war inzwischen verstorben. Ich brachte seinen Sohn ungesehen in die Staaten, als ich hier die Agentenzentrale Montana übernahm. Das ist alles.«
Er nickte. Der Fall schien für ihn erledigt zu sein. Hannibal grinste unmerklich, da sich Sintkol nicht auch nach ihm erkundigt hatte.
Natürlich hatte er von meinem Kollegen aufschlußreiche Angaben über den angeblichen Fredric Kugaz erhalten.
»Na«, meinte er schließlich sarkastisch, »dann liegt also genug gegen Sie vor, um in jedem Staat der
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