Change
hielten ihn fest, als wäre er die einzige Rettung für mich. Immer mehr versank ich in der Umarmung, ließ mich mehr und mehr fallen. Nichts konnte meine Tränen stoppen, nichts mich beruhigen – ich schluchzte weiter. Nur Mike hielt mich aufrecht, innerlich jedoch war ich schon längst zu Boden gefallen.
Es dauerte lange, bis ich mich erneut auf dem Sofa wieder fand, mein Gedächtnis hatte mich erneut im Stich gelassen, denn ich erinnerte mich nur noch daran, haltlos geweint zu haben und nichts anderes als Mikes raues Shirt unter den Fingern gespürt zu haben. Doch da ich auf dem Sofa lag, in die Decke eingewickelt und Mikes Hand so fest umgriffen, das die karamellfarbene Haut stellenweise blutleer und unnatürlich hell aussah, musste er mich hierher getragen oder gezogen haben.
Mein verwirrter Blick fand seinen, der mich ausgiebig musterte, die Augen offen und voller Wärme. Doch ich las keine Beschwerde in ihnen. Stattdessen war das Einzige, das er mir zeigte, ein wunderschönes Lächeln, dessen Anblick mich schließlich soweit beruhigte, das ich einschlafen konnte.
24. Kapitel
Juli 1994 - Aiden
Einen Monat. Einen langen Monat voller geistiger Abwesenheit, dem Gefühl des Kontrollverlustes, hohe Wogen schlagende Panik und Verzweiflung und Momente, in denen ich tatsächlich alles aufgegeben hätte, wenn man sich mir nicht in den Weg gestellt hätte. Erst einen Monat hatte ich hinter mir und schon nach nicht einmal der Hälfte der verstrichenen Zeit war ich bereit gewesen, meinen Entzug abzubrechen. Doch Mike hatte es nicht zugelassen.
Nach einem weiteren halben Monat abflauender Entzugserscheinungen begann ich mich langsam wieder wie ein vollwertiger Mensch zu fühlen. Die Welt um mich herum war nicht mehr verschwommen und weit entfernt, sie wurde greifbarer. Und besonders ein Mensch wurde greifbar.
Mike. Wen ich darüber nachdachte, was er alles hatte mit mir erleben müssen, dann konnte ich immer weniger glauben, dass ich noch bei ihm war – er hatte mich in den unmöglichsten Situationen erlebt und hatte sich behauptet – und da ich noch immer in seiner Nähe geduldet wurde, schien er noch immer eine nicht nachzuvollziehende Vorliebe für mich zu haben.
Und das zeigte er mir auch – trotz dass er sich noch immer zurückhielt. Er war so aufmerksam, dass ich mich oft fragte, womit ich ihn verdient hatte. Dass er noch immer so viel Geduld mit mir hatte, mir Zeit gab, weil ich nicht so wie die normalen Menschen ohne traumatisierende Ereignisse in der näher zurückliegenden Vergangenheit war. Mike zeigte mir tatsächlich, dass es ihm vor allem um mich ging – und dass er immer Rücksicht auf mich nehmen würde. Doch dann gab es auch Momente, wo er weiter ging als bisher, sich vorgenommen hatte, meine Grenzen erneut auszuloten – und es lag an mir, ihn machen zu lassen.
Eine warme Hand strich zärtlich über meinen Nacken, erzeugte in mir eine wohlige Wärme und auf meiner Haut einen Schauder der Erregung. Langsam trat Mike um das Bett herum, beugte sich zu mir herunter und stützte sich auf dem Bett ab, auf dem ich lag. Sein Atem schlug gegen meine Brille, die er mir abnahm und neben das Bett legte, bevor er ganz auf den Bettrand kletterte, sich dann erneut zu mir herunterbeugte.
Mikes sanfte Lippen streiften die meinen, ich spürte, wie sich sein Körper vor Erregung an mich drängte. Er reizte mich absichtlich, indem er mich nicht richtig küsste, sondern wenige Millimeter von meinen Lippen entfernt darauf wartete, dass ich den letzten Abstand überbrückte. Er wollte, dass ich den letzten Schritt ging. Was ich natürlich auch tat. Er machte mich verrückt, süchtig und abhängig von sich. Aber es gefiel mir ihm so verfallen zu sein - zumindest in diesem Moment.
Sämtliche Sorgen waren vergessen, sogar der leise Drang nach Koks verblasste, als ich mich in diesem Augenblick nur auf Mike - und seine Lippen - konzentrierte. Sie berührten die meinen, bescherten mir ein wohliges Gefühl und ließen mich willig seinen Körper entgegenkommen, mich an seinem Rücken festhaltend zog ich mich hoch, setzte mich in eine aufrechte Position und zwang ihn so, mir automatisch näher zu kommen. Mikes Finger streichelten meine Haut, ganz sanft berührten sie meinen Nacken, lösten einen Schauder aus. In mir loderte ein heißes Feuer auf, das alle Kälte aus mir vertrieb.
Genießerisch inhalierte ich seinen Geruch, spürte seine Wärme, fühlte die Haut unter dem Shirt, strich langsam über
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