Chaosprinz Band 1
und hoffen auf seine Unterstützung. Er trägt eine große Verantwortung…
Das Klingeln läutet die nächste Unterrichtsstunde ein. Alex schiebt mich etwas grob ins Klassenzimmer und holt mich damit aus meinen Gedanken. Ich greife nach seinem Arm, halte ihn kurz fest. Ich muss ihm noch was sagen, es ist wichtig… Ich weiß nur noch nicht, wie…
»Alex«, flüstere ich leise »Du, ähm… also… Ich finde dich auch mit Brille hübsch!« Heiß schießt mir das Blut in den Kopf. Ich spüre meine roten, glühenden Wangen und senke schnell beschämt den Blick. Seinen Arm loslassend, eile ich zu meinem Platz und lasse mich neben Lena auf den Stuhl fallen. Mein Herz klopft laut und meine Hände sind schon wieder feucht.
Ist das peinlich gewesen? Hätte ich das nicht tun sollen? Er ist verletzt gewesen und ich hasse es, ihn zu verletzen. Außerdem weiß er doch schon längst, wie sehr ich ihn mag, ich werde ja nicht müde, es ihm zu sagen…
»Worüber habt ihr gesprochen?« Lena stößt ihren Ellenbogen in die Seite. »Du bist so rot.« Na, toll!
»Über nichts.«
»Ja, klar, nichts… Darum leuchtest du auch wie so eine Tomate und er grinst sich zu Tode…« Er grinst? Freut er sich über mein Kompliment oder belächelt er doch nur meine Dummheit? Ich recke den Hals, versuche, sein Gesicht zu sehen, doch er steht mit dem Rücken zu mir an Dirks und Jans Tisch. Tom, Melanie und Anja sind auch dabei. Mist, verdammter… Dreh dich um, schau mich an!
»Einen wunderschönen guten Morgen!« Eine tiefe Stimme durchdringt das allgemeine Geplapper und lenkt die Aufmerksamkeit der Klasse nach vorne.
»Oh, Bäumchen ist da!« Lena lächelt erfreut und ich blicke neugierig auf den Mann, der gerade seine braune Ledertasche auf dem Lehrerpult abstellt.
Das ist Bäumchen ? Ich habe mir einen älteren Herrn vorgestellt, klein mit Halbglatze und einer dicken Hornbrille. Lustig und sympathisch, vielleicht ein bisschen schrullig und verträumt, doch der Mann, der nun freundlich in die Runde lächelt, ist das genaue Gegenteil davon.
Er ist um die dreißig Jahre alt, hat einen tollen, athletischen Körper, dunkles Haar, das ihm bis zum Kinn reicht, und einen ultra sexy Dreitagebart. Ein Traum von einem Mann! Er sieht aus, als wäre er gerade einer Werbetafel für das neueste Parfüm von Calvin Klein entsprungen. Herb und männlich, mit vielen Grübchen und einer tiefen Bassstimme. Ich starre ihn begeistert an.
»Ich hoffe, Sie hatten schöne Ferien und konnten sich alle gut erholen.« Herr Baummann lächelt jedem einzelnen zu. »Ich freue mich schon sehr auf die kommenden zwei Jahre. Natürlich wird diese Zeit für uns alle auch sehr stressig sein, aber ich bin davon überzeugt, dass wir es gemeinsam schon schaffen werden.« Wieder dieses einnehmende Lächeln, das von den Schülern ehrlich erwidert wird. »Sie alle wissen, wenn es Probleme gibt, wenn einer von Ihnen Fragen hat, dann können Sie immer zu mir kommen.« Allgemeines Nicken bestätigt sein Angebot.
Toms Hand ist schon wieder in der Luft.
»Ja, Tom.« Baummann sieht ihn offen an.
»Ich habe ein Problem, Herr Baummann«, sagt Tom.
»Möchten Sie das nach der Stunde besprechen?«
»Nein, das können ruhig alle hören. Ich fürchte, ich reagiere allergisch auf Herrn Dacher. Und ich weiß nicht, ob ich gesundheitlich in der Lage bin, dem Matheunterricht zu folgen…« Tom macht ein sehr ernstes Gesicht und ignoriert das allgemeine Gelächter.
Baummann nickt ruhig. »Hatten Sie nicht schon letztes Jahr so ein Problem?«
»Ja, aber die allergischen Reaktionen werden immer heftiger. Sie äußern sich in Brechreiz und Magenkrämpfen.« Nun lacht wirklich jeder. Auch Baummann muss ein bisschen schmunzeln, zwingt sich aber selbst zur Ernsthaftigkeit und bittet dann um Ruhe.
»Ich kenne Ihre Schwierigkeiten mit Herrn Dacher«, sagt er an die gesamte Klasse gewandt. »Aber ich muss Sie trotzdem bitten, vernünftig zu bleiben. Es geht um Ihr Abitur, um Ihre Zukunft, die sollten Sie sich nicht wegen ein paar persönlicher Differenzen verbauen. Wir sind alle erwachsene Menschen und es gibt bestimmt Lösungen.« Nun reden alle durcheinander, jeder weiß noch eine andere Geschichte oder Eigenschaft des ungeliebten Lehrers und man versucht lautstark, Herrn Baummann von den sadistischen Unterrichtsmethoden Dachers zu überzeugen.
»Bitte, bitte… Ich bin mir des Problems durchaus bewusst und Sie können mir glauben, ich werde dagegen vorgehen, aber dies ist der erste Schultag
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