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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Derr Biggers
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Habichtnase und auffallend kleinen Augen. Obgleich er durchaus gut angezogen war und äußerst gelassen wirkte, war etwas an ihm, das ihn irgendwie von den anderen abhob. »Captain Ronald Keane«, stellte er sich vor. »Soldat?« fragte Duff.
    »Nun – eh – ja…«
    »Ich würde sagen, er ist ein Soldat«, warf Pamela Potter ein. Sie sah Duff an. »Captain Keane hat mir erzählt, daß er einst in der britischen Armee gedient hat und bei der Truppe in Indien und Südafrika gewesen ist.«
    Duff wandte sich dem Captain zu. »Stimmt das?«
    »Nun…« Keane zögerte. »Nein, nicht ganz. Ich habe vielleicht ein bißchen – fabuliert. Sie verstehen schon – an Bord eines Schiffes – ein hübsches Mädchen…«
    »Verstehe.« Duff nickte. »In so einer Situation versucht man Eindruck zu machen. Haben Sie überhaupt jemals in einer Armee gedient, Captain Keane?«
    Wieder zögerte Keane. Es war nicht ratsam, den Scotland-Yard-Mann anzulügen. So gestand er schließlich:
    »Tut mir leid – eh – der Titel ist eigentlich nur ehrenhalber. Er hat wenig – eh – oder gar keine Bedeutung.«
    »Was sind Sie von Beruf?«
    »Ich habe im Moment keinen. Ich bin Ingenieur gewesen.«
    »Weshalb machen Sie diese Tour mit?«
    »Zum Vergnügen – natürlich.«
    »Ich bin überzeugt, Sie wurden nicht enttäuscht. Was wissen Sie über die Ereignisse der letzten Nacht?«
    »Absolut nichts.«
    »Ich nehme an, auch Sie sind heute morgen noch herumgebummelt?«
    »Ja. Ich habe bei American Express einen Scheck eingelöst.«
    »Sie sollten nur Traveller-Schecks mitnehmen«, fuhr Dr. Lofton dazwischen.
    »Ich hatte eben noch ein paar andere«, erwiderte Keane. »Gibt es vielleicht ein Gesetz, das das verbietet?«
    »Unsere Vereinbarung…«, begann Lofton, aber Duff schnitt ihm das Wort ab.
    »Somit haben wir nur noch den Gentleman in der Ecke da.«
    Duff nickte einem großen Mann im Tweed-Anzug zu. Er hatte einen schweren Spazierstock bei sich und ein Bein steif ausgestreckt. »Wie ist Ihr Name, Sir?« fragte ihn Duff.
    »John Ross«, erwiderte er. »Ich bin Holzfäller in Tacoma, Washington. Habe mich seit Jahren auf diese Reise gefreut, hätte aber nie im Traum daran gedacht, daß sie so verlaufen würde. Mein Leben ist ein aufgeschlagenes Buch, Inspector. Sie brauchen nur das Stichwort zu geben, und ich lese Ihnen jede Seite vor, die Sie auswählen.«
    »Schotte, nehme ich an?« mutmaßte Duff.
    »Immer noch der schnarrende Akzent?« Ross lächelte.
    »Dürfte nicht sein. Leb schließlich lang genug in Amerika. Ich sehe, Sie starren auf meinen Fuß, und da wir alle unsere Wunden und Schwächen verraten… Nun, ich war dumm genug, mir einen Baumstamm auf das rechte Bein fallen zu lassen, als ich vor ein paar Monaten unten in den Redwoods war. Das Biest hat mir eine Menge Knochen zerschmettert, und die haben sie mir nicht so zusammengeflickt, wie’s sich gehört hätte.«
    »Sehr bedauerlich für Sie. Wissen Sie etwas über den Mord?«
    »Gar nichts, Inspector. Tut mir leid, Ihnen nicht helfen zu können. Netter alter Bursche, dieser Drake. Wir hatten uns ziemlich gut kennengelernt auf dem Schiff. Beide hatten wir recht stabile Mägen. Ja, ich mochte ihn sehr.«
    »Vermutlich sind Sie auch heute…«
    Ross nickte. »Ja, ich bin spazierengegangen. Durch den Nebel. Interessante kleine Stadt, die Sie da haben, Inspector. Sollte an der Pazifikküste liegen.«
    »Wünschte, wir könnten die Küste hierher holen«, entgegnete Duff. »Vor allem das Klima.«
    Ross schien aufzuhorchen. »Sind Sie drüben gewesen, Inspector?«
    »Kurz. Vor ein paar Jahren.«
    »Was halten Sie von uns?« wollte der Holzfäller wissen.
    Duff lachte und schüttelte den Kopf. »Fragen Sie mich das ein anderes Mal! Im Augenblick habe ich Dringenderes zu tun.« Er stand auf. »Warten Sie hier alle einen Moment!«
    Er verließ das Zimmer.
    Fenwick ging auf Dr. Lofton zu. »Hören Sie – Sie müssen uns unser Geld zurückgeben.«
    »Und warum?« fragte Lofton verbindlich.
    »Ja, glauben Sie etwa, daß wir jetzt noch Weiterreisen?«
    »Die Reise wird auf jeden Fall fortgesetzt«, teilte ihm Lofton mit. »Ob Sie daran teilnehmen oder nicht, das liegt ganz bei Ihnen. Ich mache diese Tour seit vielen Jahren, und der Tod ist unter meinen Reiseteilnehmern ganz und gar kein unbekanntes Ereignis. Daß es in diesem Fall ein Mord ist, ändert meine Pläne in keiner Weise.
    Wir werden kurz in London aufgehalten, aber das ist höhere Gewalt. Und dafür bin ich nicht

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